Verfälschungen
Verfälschungen finden keine Gnade
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Presse26.02.2009 - 01.03.2009
Juroren begutachten auf den Kunst- und Antiquitäten-Tagen jedes Exponat
Münster. Karl Brunnarius ist beeindruckt: „Ein regelrechter Schatz" ist der Spieltisch aus dem 18. Jahrhundert, den Aussteller Meinolf Kleffmann im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland aufgestellt hat. Die bunt bemalten Kästchen, die Spielsteine und Jetons enthalten, seien allerdings etwas jünger. Kleffmann ist noch skeptisch: „Ganz sicher?" „Ja", antwortet der vereidigte Sachverständige für europäische Möbel. Material und Motive - klassizistische Ansichten - seien zeittypisch für das 19. Jahrhundert.
Solche Gespräche führen neun Experten häufig im Vorfeld der 33. Kunst- und Antiquitäten-Tage. Eine Jury begutachtet sämtliche Exponate, die die 70 Aussteller von Donnerstag, 26. Februar, bis Sonntag, 1. März, anbieten. „Deswegen können sich unsere Besucher sicher sein, nur Originale zu erwerben", erklärt Andrea Sürder, Projektleiterin beim Messe und Congress Centrum Halle Münsterland. Ausgewiesene Fachleute für Porzellan, Schmuck, Uhren, Silber, Metall, Möbel und Gemälde schlendern bereits beim Aufbau von Stand zu Stand und gewinnen Einblicke, die späteren Besuchern verborgen bleiben.
Die Rückseiten von Schränken gehören dazu, für die sich Karl Brunnarius besonders interessiert. „Wenn ein 250 Jahre alter Schrank vorn im besten Zustand, hinten aber desolat ist, stimmt etwas nicht", erklärt der Experte, worauf er achtet. Alte Möbel, die durch den Einbau neuer Teile verfälscht wurden, finden bei ihm keine Gnade und werden mit einem roten Punkt markiert - was gleichbedeutend ist mit dem Aus für das Exponat. So etwas ist ihm bei diesen Kunst- und Antiquitäten-Tagen aber nicht untergekommen. „Vom Niveau ist das die qualitativ bisher beste Messe", ist der Sachverständige sehr zufrieden.
Der wertvolle Spieltisch, den er am Stand von Meinolf Kleffmann bestaunt hat, steht nicht zum Verkauf. An ihm will der Aussteller, der auch als Restaurator arbeitet, demonstrieren, wie sich ein angeschlagenes Schmuckstück wieder aufpolieren lässt. „Vor allem trockene Heizungsluft lässt viele Möbel reißen", kennt Karl Brunnarius eine der häufigsten Ursachen für Schäden.
Auch bei Gemälden kommt es auf den originalen Erhaltungszustand an, restauriert werden soll nur sehr zurückhaltend „Ein Bild darf nicht neuer aussehen als es ist", sagt Dr. Angelika Lorenz vom LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster. Der schlimmste Fall sind für sie „Bilder des 20. Jahrhunderts, die so tun, als seien sie barock". So etwas erlebt sie heute nicht mehr: „Aussteller wissen, dass auf Messen wie den Kunst- und Antiquitäten-Tagen eine Jury genau hinsieht".
Dr. Angelika Lorenz kennt die Vorlieben der Kunstsammler. Stillleben, Landschaften und Seemotive finden Abnehmer, ebenso Porträts und Kinderbilder. Weniger gefragt sei Religiöses. „Das gilt aber nur für Gemälde und sieht bei Skulpturen und im Kunsthandwerk schon wieder ganz anders aus", erklärt sie.
Die Kunst- und Antiquitäten-Tagen haben von Donnerstag bis Sonntag täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Am Mittwoch findet von 18 bis 21 Uhr eine Vernissage statt. Weitere Informationen: www.antiquitaetentage-muenster.de.
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