Galerie Fischer
Spezialauktion Stammeskunst in der Galerie Fischer zu Ende
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Presse20.06.2011
Soeben ist die Spezialauktion Stammeskunst in der Galerie Fischer zu Ende gegangen. Einige Objekte stammten aus der Sammlung Han Coray, die neben der Sammlung Muller zu den frühen und bedeutenden Stammeskunst-Sammlungen nicht nur der Schweiz, sondern der Welt gehört.
So wechselte das Toplos, der Widderkopf, Benin/Nigeria, für CHF 120'000 / EUR 100'000 (inkl. Aufgeld) seinen Besitzer.
Literatur: Paolo Morigi, Meisterwerke altafrikanischer Kultur aus der Sammlung Casa Coray, Agnuzzo, 1968, Abbildung No. 61 Ezio Bassani, Meisterwerke afrikansicher Plastik aus Schweizer Privatbesitz, Zug, 1995, Seite 26 Ausstellung: Kunsthaus Zug, Meisterwerke afrikanischer Plastik aus Schweizer Privatbesitz, Zug, 9. Juni bis 3. September 1995. Provenienz: Vermutlich Paul Guillaume, Paris (1920er Jahre) Han Coray, Agnuzzo Dr. Hans Coray, Zürich (1986) Sammlung Hans W. Kopp, Zumikon Noch heute hat die Rinderzucht bei vielen Völkern Westafrikas einen hohen Stellenwert, der nicht nur mit dem materiellen, sondern auch dem spirituellen Wert der Tiere zusammenhängt. Alte Bronzeplatten des 17. Jahrhunderts, aus dem untergegangenen Königreich Benin beispielsweise, zeigen den Herrscher "oba" bei der rituellen Schlachtung und Opferung eines Stieres. Möglicherweise aus diesem geschichtsträchtigen kulturellen Zusammenhang stammt auch dieser Tierkopf, der ursprünglich zur Afrika-Kollektion des bedeutenden Schweizer Sammlers Han Coray gehört hat. Obgleich die Darstellung in ihrer Form Attribute des Stieres aufweist, handelt es sich wohl um die kühne Stilisierung eines Widderkopfes. Diese Deutung entspricht auch der Zuschreibung von Ezio Bassani (Meisterwerke afrikanischer Plastik aus Schweizer Privatbesitz, S. 13). Der Widder galt im alten Benin als Männlichkeitssymbol, so wurden ursprünglich auch Ahnenaltäre mit Widderköpfen geschmückt. Als dynastisches Symbol wurden zudem bronzene Anhänger gefertigt, die der "oba" an der rechten Seite seines Gewands trug. In seiner abstrakten Art ist unser Exemplar, welches im 18. Jahrhundert oder früher im Verfahren der "verlorenen Form" gegossen wurde, ohne Vergleich. Trotz seiner relativ geringen Größe strahlt der Kopf eine gewisse Monumentalität aus: Der spannungsvolle Bogen der Hörner führt gleichsam einen Dialog mit der massigen Gesamtform. Als sparsames und einziges Dekor erscheint eine Art Flechtband auf der Stirn des Tieres; die beiden zierlichen Ohren finden ihren optischen Gegenpol in den beiden winzigen Augen, die die kompakte Kopfform zwar auflockern, aber auch gleichzeitig nochmals betonen. Typisch für die Stilregion Westafrika ist der raffiniert gemilderte Realismus in der Darstellung, der sich bis heute vielfach in der Schnitzkunst dieses Teils Afrikas findet. Dreht man das Objekt auf die Rückseite, öffnet sich der Blick in die Hohlform des kleinen Kunstwerkes: Zumindest für den an europäische Avantgardekunst gewöhnten Betrachter bekommt das Stück nun den Charakter eines abstrakten, schalenförmigen Objektes. Die Farbe der Patina verleiht dem Metall-Guss eine fast organische Qualität. Der Schweizer Reformpädagoge, Galerist, Sammler und Mäzen Han Coray (1880-1974) war der erste, der in seinem Land in einer Ausstellung afrikanische Kunst als Kunst würdigte. Zudem war er in seiner Galeristenarbeit ein Wegbereiter der Avantgarde und stellte neben den Schnitzwerken Afrikas bereits 1917 Dada-Künstler aus. Zu seinem Umkreis gehörten Kunstpioniere wie Hans Arp, Wilhelm Lehmbruck oder Tristan Tzara. Mit seiner Sammeltätigkeit wollte er nach eigenem Bekunden der Kunst Afrikas "ein Ehrenmal errichten". Die meisten seiner rund 2000 Stücke erwarb Coray mit rein künstlerischer Absicht während der frühen 20er Jahre von dem bedeutenden Pariser Kunsthändler Paul Guillaume, der ihn in seinem Geschmack stark beeinflusst hat. Vor dem Hintergrund finanzieller Probleme gelangte der Großteil der Sammlung Coray schließlich 1940 in den Besitz des Völkerkundemuseums der Universität Zürich. Zahlreiche Objekte, die sich noch im Privatbesitz der Familie befanden, wurden in der Folgezeit an Museen oder aber an private Sammler verkauft.
Die Glocke, Benin/Nigeria erreichte mit einem Zuschlag von CHF 21'600 / EUR 18'000 (inkl. Aufgeld) mehr als das Dreifache ihrer Schätzung.
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