Geißelung Christi
Später Kriegsheimkehrer
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Presse15.12.2011
Die "Geißelung Christi", gemalt vom sog. Meister der Aachener Schranktüren und entstanden um 1480 wurde 1945 von einem britischen Armeeangehörigen aus dem Jagdschloss Grunewald entwendet und gelangte auf Umwegen in den englischen Kunstmarkt. In den 1960er Jahren erwarb es Herman B. Wells, der sich für deutsche Kunst interessierte. Wells war von 1938 bis 1962 Präsident der Indiana University und engagierte sich auf höchster politischer Ebene in Erziehungsfragen. 1947–1948 verbrachte er deshalb mehrere Monate als Ratgeber für kulturelle Fragen im Stab von General Lucius Clay in Berlin und spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung der Freien Universität.
Wells wusste beim Erwerb des Gemäldes nicht um dessen Provenienz. In Erinnerung an seine Zeit in Deutschland schenkte er es schließlich dem Indiana University Museum in Bloomington. Erst in Zusammenhang mit der Erarbeitung des Katalogs der Gemäldekriegsverluste der SPSG (erschienen 2004) wurde die ursprüngliche Provenienz des Werks erkannt. Das Museum beschloss umgehend die Rückführung der "Geißelung". Da das Jagdschloss in den vergangenen Jahren umfassend saniert und restauriert wurde, bot es sich an, mit der Übergabe bis zur Eröffnung der Neueinrichtung 2011 zu warten.
Für die feierliche Übergabe in Schloss Charlottenburg reist eigens eine Delegation der Indiana University bestehend aus Mitgliedern des University Boards sowie dem Präsidenten Michael A. McRobbie und der Direktorin des Museums, Adelheid M. Gealt, an. S.E. der Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland, Philip D. Murphy, wird ebenfalls anwesend sein.
Das Gemälde wurde 1821 von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen als Teil der Sammlung von Edward Solly erworben. Als Werk der "Schule von Cölln" wurde es im Berliner Schloss aufbewahrt und ging 1926 in den Besitz des Staates über. Im Zuge der Einrichtung von Jagdschloss Grunewald als Museum 1932 kam auch diese Bildtafel dahin. Sie ist heute als Werk des sogenannten "Meisters der Aachener Schranktüren" erkannt und gehörte ursprünglich zu einem mehrteiligen Altar, der um 1480 entstand. Aus demselben Passionszyklus sind heute lediglich drei weitere Tafeln bekannt: die "Kreuztragung" in der Sammlung von Reinhold Würth, "Christus vor Herodes" in Basler Privatbesitz und die "Dornenkrönung", die 1979 bei Christie's versteigert wurde (heutiger Verbleib unbekannt). Innerhalb der hochrangigen altdeutschen Malerei in Jagdschloss Grunewald ist die "Geißelung" nicht nur das zweitälteste Gemälde, sondern neben den zahlreichen Werken der Cranachs auch eines der bedeutendsten.
Die SPSG hat die während und in der Folge des Zweiten Weltkrieges verloren gegangenen Gemälde über zwei Verlustkataloge "Gemälde I" (2004) und "Gemälde II" (2010) und über die Datenbank www.lostart.de publiziert. Seit dem Erscheinen des ersten Verlustkataloges konnte die SPSG bereits 25 Gemälde zurückführen. Davon kamen 5 aus dem Kunsthandel, 2 aus anderen Institutionen und 18 aus Privatbesitz. Über 3000 Gemälde werden immer noch vermisst.
Die "Geißelung Christi" ist zu sehen im Jagdschloss Grunewald, zu den Öffnungszeiten:
November – Dezember 2011:
Samstag, Sonntag und Feiertag, 10–16 Uhr
Führungsangebot um 11, 13 und 15 Uhr
Januar – März 2012:
Samstag, Sonntag und Feiertag, 10–16 Uhr
Besichtigung nur mit Führung
Führungen um 11, 13 und 15 Uhr
April – Oktober 2012:
täglich außer Montag, 10–18 Uhr
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