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Mit Aufklärung

Mit Aufklärung und frühchristlichem Denken gegen den Nationalsozialismus

Mit Aufklärung

Beginn eines historischen Dialoges zwischen dem Denken der Hitler-Gegner Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) und Ernst Bloch (1885-1977)
Mössingen, 17.11.2010 - Mehr als dreißig Jahre nach dem Tod der Hitler-Gegner Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) und Ernst Bloch (1885-1977) begann erstmalig ein Dialog zwischen dem Denken der beiden Anhänger der modernen Aufklärung. Auf Einladung des Talheimer Verlages und der Ernst-Bloch-Gesellschaft fanden im Ludwigshafener Ernst-Bloch-Zentrum „Rosenstockianer" und „Blochianer" zu einem intensiven Gedankenaustausch zusammen.

Eugen Rosenstock-Huessy und Ernst Bloch kamen beide aus einem jüdischen Elternhaus. Während Bloch sich dem existenzialistischen Atheismus zuwandte, wurde Rosenstock-Huessy ein gläubiger Protestant. Er wurde zum Mentor des „Kreisauer Kreises" und zum Mitbegründer der modernen Erwachsenenbildung. Beide Denker lehnten die Macht der Institution Kirche radikal ab. Beide wurden zu entschiedenen Gegnern des Nationalsozialismus und emigrierten in die USA. Rosenstock-Huessy und Bloch lasen Immanuel Kant, Karl Marx, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, William James und die Bibel. Beide bewegten sich in einem sich überschneidenden Bekanntenkreis. Zu ihren Freunden gehörten Margarete Susman und Paul Tillich. Doch Rosenstock-Huessy und Bloch kamen in ihrem Denken zu unterschiedlichen Ergebnissen. Persönlich sind sie sich nie begegnet.

Einer der wichtigsten Berührungspunkte, der Gemeinsames und Trennendes hervorhebt, ist die Beschreibung und Thematisierung des Faktors „Zeit". Ernst Bloch hatte sein Zeitverständnis in „Geist der Utopie" und „Erbschaft dieser Zeit" sowie im „Prinzip Hoffnung" niedergelegt. Eugen Rosenstock-Huessy legte seinem Hauptwerk „Im Kreuz der Wirklichkeit - Eine nach-goethische Soziologie" ein umfassendes Zeitkapitel zugrunde.

Das denkerische Werk von Eugen Rosenstock-Huessy und Ernst Bloch ist - in Druckseiten gerechnet - etwa gleich groß. Ihre Wirkungsgeschichte in ganz unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen ist von großer Dimension. Wolfgang Ullmann, der verstorbene Vordenker der oppositionellen DDR-Bürgerrechtsbewegung gegen die SED, gehörte zu denen, die Rosenstock-Huessy und Bloch wechselseitig interaktiv rezipierten.

Der Talheimer Verlag hat mit der Neuherausgabe des Werkes von Eugen Rosenstock-Huessy „Im Kreuz der Wirklichkeit" einen wesentlichen Schritt zur Neurezeption getan. Eine historisch und philosophisch vergleichende Rezeption der Werke Rosenstock-Huessys und Ernst Blochs kann nun beginnen.

Der Talheimer Verlag und die Ernst-Bloch-Gesellschaft führen diesen Dialog des Denkens fort. Sie wurden dabei zu Beginn unterstützt von Jan Robert Bloch, dem Sohn Ernst und Karola Blochs. Nach dem Tod Jan Robert Blochs im Mai 2010 übernahm Anne Monika Sommer-Bloch (Jan Robert Bloch war ihr Mann) diesen Part.

Die „Soziologie" von Eugen Rosenstock-Huessy ist nach fünfzig Jahren wieder erschienen - „Talheimer Ausgabe" ist Freya von Moltke gewidmet

Eines der wichtigsten Werke des Universalgelehrten Eugen Rosenstock-Huessy „Im Kreuz der Wirklichkeit - Eine nach-goethische Soziologie" ist als „Talheimer Ausgabe" nach fünfzig Jahren wieder zugänglich. In ihrem Vorwort beschreibt die Verlegerin Irene Scherer die Stellung des lange Zeit vom Buchmarkt verschwundenen Werkes. Vollständig, ohne verlegerische Streichungen und unter seinem ursprünglichen Titel bringen Michael Gormann-Thelen, Ruth Mautner und Lise van der Molen zusammen mit Irene Scherer im Talheimer Verlag das Werk nach mehr als dreizehnjähriger ehrenamtlicher fachlich solider Bearbeitung mit ergänzendem Apparat neu heraus. In einem Nachwort würdigt Michael Gormann-Thelen die Bedeutung des Denkens von Eugen Rosenstock-Huessy.

Rosenstock-Huessys Ansatz der „Vergegenwärtigung" sieht den Menschen in seinem Eingebettetsein in die geschichtlichen Abläufe und in seinem Verwobensein mit der Rolle und Bedeutung der Sprache. Der „unreine Denker", wie er sich selbst nannte, sucht das Gemeinsame der Menschen, auch das Gemeinsame in den verschiedenen Kulturen, Religionen und Glaubensrichtungen. Die „Krise Europas", die sich in den beiden Weltkriegen zeigte, markiert für ihn einen Wendepunkt in der Menschengeschichte. Der Gefahr der Entwurzelung des Individuums setzt Rosenstock-Huessy die Möglichkeit einer neuen Ganzheitlichkeit entgegen.

„Im Kreuz der Wirklichkeit" trifft zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf eine gänzlich veränderte Welt. Global organisieren sich Wirtschafts- und Arbeitswelten. Weltumspannend tragen neue Kommunikationstechniken zum Austausch zwischen Kulturen, Lebensweisen und Religionen bei. Rosenstock-Huessys umfangreiches Werk der Soziologie, sein Impuls für das anerkennende und anerkannte „Du", sein unbeugsamer Humanismus finden im aktuellen zivilgesellschaftlichen Diskurs der „Einen Welt" ihre zukunftsweisende Verortung und Verzeitlichung.

Sein klarer Bruch mit dem Nationalsozialismus, seine stete Ablehnung des stalinistischen Kommunismus und seine großen Wirkungen auf Mitglieder des „Kreisauer Kreises" geben vorliegendem Werk seine zeitgeschichtliche Signatur. Unterstrichen wurde dies auch durch die spätere enge Zusammenarbeit in den USA zwischen Freya von Moltke, die in Kreisau die heimlichen Konferenzen des Widerstands gegen Hitler mitorganisiert hatte, und Eugen Rosenstock-Huessy, der seine „Sprache des Menschengeschlecht" gegen das durch den Nationalsozialismus „enteignete Wort" setzte.


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