ITALIA ANTIQUA
ITALIA ANTIQUA. Etrusker und Römer in Berlin
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Presse01.07.2010
Die Antikensammlung präsentiert die neue ständige Ausstellung ITALIA ANTIQUA. Etrusker und Römer in Berlin. Das neue Ausstellungskonzept der Antikensammlung mit 700 antiken Werken auf 1500 qm Ausstellungsfläche verspricht einen spannenden und umfassenden Einblick in die großen kulturellen Leistungen der Etrusker und ihr Nachleben im römischen Italien. Im Obergeschoss des Alten Museums, wo zuletzt Nofretete für einige Jahre residierte, halten nun Caesar und Kleopatra Hof. Die Gesichter des Imperiums, Porträts römischer Kaiser und vornehmer Bürger, die Luxusausstattung kaiserzeitlicher Villen und die dem griechischen Vorbild verpflichtete statuarische Plastik der Römer werden gezeigt. Hinzu treten spektakuläre Zeugnisse des Lebens und Sterbens im alten Rom – von kostbaren Alabasterurnen bis hin zu tonnenschweren Marmorsarkophagen. Sinnenfrohe Überraschungen erwarten den Besucher im „Garten der Lüste“, einer hochkarätigen Präsentation des großen Themas der Liebe im Spiegel der antiken Kunst.
Mit dieser Ausstellung im Alten Museum findet die deutsche Etruskerforschung zurück an ihren traditionsreichen Ausgangsort: hier arbeitete im 19. Jahrhundert der Begründer der Etruskologie in Berlin, der Gelehrte Eduard Gerhard. Bereits in der Antike betrachtete man die Etrusker als ein Volk, das sich von allen anderen sowohl durch seine Sprache als auch durch seine Sitten unterschied. Die Kunst und Kultur des geheimnisumwitterten Volkes der Etrusker mit filigranem Goldschmuck, zierlichem Bronzegerät, farbiger Architektur und reich verzierten Aschenkisten, lädt die Besucher zu einem Rundgang durch ITALIA ANTIQUA, durch das antike Italien, ein.
Erstmals nach langer Restaurierung wird das berühmte Kriegergrab von Tarquinia aus dem 8. Jh. v. Chr. mit reichen Beigaben an Bronzewaffen und Holz-, Ton- sowie Metallgefäßen, Trachtbestandteilen aus Stoff, Edelmetall und Bronze in vollem Umfang präsentiert. Durch die Trennung in Ost und West konnten lange Jahre nur Teile der etruskischen Antiken im Pergamonmuseum und in Charlottenburg gezeigt werden. So ist die Zusammenführung der Etruskersammlung und ihrer ersten repräsentative Aufstellung seit 1939 im nunmehr 20. Jahr der Einheit Deutschlands ein besonders prominentes Beispiel für die Wiedervereinigung und Neuordnung der archäologischen Sammlungen auf der Museumsinsel.
Thematische Gliederung der Ausstellung
Raum 1 Die Etrusker – Aufstieg einer Hochkultur
Raum 2 Etrurien – Städte, Heiligtümer, Nekropolen
Raum 3 Leben und Tod in Rom
Raum 4 Römische Skulptur nach griechischem Vorbild
Raum 5 Die römische Villa – Luxus als Lebensform
Raum 6 Garten der Lüste - Liebeskunst der Antike
Raum 7 Rom - Gesichter des Imperiums
1. Die Etrusker – Aufstieg einer Hochkultur Sie selbst nannten sich Rasenna, von den Griechen wurden sie als Tyrrhenoi und von den Römern als Tusci bezeichnet. Davon leitet sich der heutige Name „Etrusker“ her, ebenso wie der italienische Name für einen Teil ihres Kernlandes in Mittelitalien – die Toscana. Die Etrusker waren die bedeutendste vorrömische Zivilisation Italiens. Offenheit gegenüber kulturellen Leistungen aus dem östlichen Mittelmeerraum und vor allem ein intensiver Kontakt mit der griechischen Welt begünstigten die Entwicklung einer städtischen Gesellschaftsstruktur. Reiche Erzvorkommen auf der Insel Elba, bei Populonia und in den Tolfa-Bergen, die von den Phönikern erlernte und weiterentwickelte Metallbearbeitung sowie Wein- und Olivenanbau bildeten die Grundlage für den Handel mit dem Vorderen Orient, Ägypten, mit den Griechen und Karthagern. Davon zeugen reiche Grabinventare (Kriegergrab von Tarquinia). Seehandel und Piraterie begründeten den Aufstieg der südetruskischen Städte. Amphoren mit Wein und Trinkgeschirr aus Bucchero, einer schwarz glänzenden Keramik, wurden bis an die südfranzösische Küste verschifft.
In archaischer Zeit (6. Jh. v. Chr.) hatten die etruskischen Stadtstaaten ihre große Blütezeit; die Religion spielte eine bedeutende Rolle. Ihren Nachbarn waren die Etrusker politisch und kulturell überlegen; bereits früh breiteten sie sich Richtung Süden bis nach Kampanien und später nach Norditalien aus. Mit dem Verlust der Seeherrschaft an die Griechen und dem Aufstieg Roms büßten die Etrusker ihre politische Vormachtstellung ein.
2. Etrurien – Städte, Heiligtümer, Nekropolen Einen etruskischen Zentralstaat hat es nie gegeben. Die Städte Arezzo, Cerveteri, Chiusi, Cortona, Perugia, Roselle), Tarquinia, Veji, Vetulonia, Volterra), Orvieto und Vulci schlossen sich zu einem losen Bund zusammen, der vor allem religiösen, weniger politischen Charakter hatte. Im 6. Jh. v. Chr. entwickelte jeder Stadtstaat seine eigene kulturelle Identität, besonders auch im Kunsthandwerk (Kalksteinurnen aus Chiusi, Dachterrakotten aus Caere, Kunsthandwerk aus Vulci). Bemerkenswert war die hohe soziale Stellung der Frau in der etruskischen Gesellschaft.
Stellung der Frau in der etruskischen Gesellschaft. Im Hausbau dominierte die Holz- und Lehmarchitektur. Die auf Steinsockeln errichteten Tempel hatten reich verzierte Ziegeldächer. Die städtische Kultur ist am deutlichsten in den Nekropolen fassbar. Die Totenstädte spiegelten in Anlage, Form und Dekoration der Gräber sowie in den Beigaben die Welt der Lebenden wider. Zu den Beigaben gehörten neben importierten Luxusartikeln kunstvolle einheimische Bronzearbeiten und schwarz polierte Gefäße in ‚Bucchero’-Technik, die Metallgefäße imitierten. Sie wurden als Tafelgeschirr bei Trinkgelagen verwendet und auch speziell für den Totenkult hergestellt.