Die Multimedialen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum und das Filmarchiv Austria haben in den letzten Jahren die Aufarbeitung des audiovisuellen Erbes der Stadt Graz in Angriff genommen. Die umfangreiche Recherche zeigte bald, dass die steirische Landeshauptstadt neben Wien über die umfassendste filmische Dokumentation des Stadtlebens im 20. Jahrhundert verfügt. Ein Großteil dieser raren Filmdokumente wird nun im Rahmen der dreiteiligen DVD- Edition Österreich in historischen Filmdokumenten. Edition Steiermark veröffentlicht. Die Präsentation der ersten Ausgabe dieser audiovisuellen Graz-Chronik (1914 bis 1933) findet im Rahmen einer Gala-Premiere statt, bei der das Graz der 10er- bis 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts auf der großen Leinwand "wiederaufersteht". Musikalisch begleitet wird die Vorstellung vom Experimentalmusiker Peter Kutin (Gitarre, Elektronik).

Im Zuge der Aufarbeitung des Filmmaterials wurden außergewöhnliche Funde aus der nur fragmentarisch überlieferten Periode der Stummfilmzeit gemacht. Die historischen Filmdokumente auf dem gefährdeten Trägermaterial Nitrozellulose aus dem Bestand der Multimedialen Sammlungen konnten nun umkopiert, restauriert, digitalisiert und ihre Erhaltung gesichert werden. Peter Pakesch, der Intendant des Universalmuseums Joanneum, freut sich über die Synergie mit dem Filmarchiv Austria: „Die Zusammenarbeit ist ein ausgesprochener Glücksfall für uns – das Filmmaterial findet nicht nur Verwertung in einem bemerkenswerten Projekt, auch seine angemessene Lagerung ist ab sofort gewährleistet. Darüber hinaus können wir einmal mehr die wichtige Rolle der joanneischen Sammlungen als Gedächtnis der Steiermark unter Beweis stellen.“ Viele der verwendeten Aufnahmen zeigen Orte, die aus dem heutigen Stadtbild von Graz verschwunden sind – hier werden Alltags- und Lebenswelten lebendig, die man bisher nur von historischen Fotografien her kannte. Der Bogen in der Sammlung historischer Filme spannt sich von den ältesten erhaltenen Grazer Filmdokumenten, hergestellt während der Heimführung von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand nach dem Attentat in Sarajevo, bis zu Heimwehraufmärschen im Jahr 1933. Besonders eine Kamerafahrt durch die Straßen der Grazer Innenstadt aus dem Jahr 1917, ein Ausschnitt aus dem fragmentarisch überlieferten Film Graz, die Hauptstadt der grünen Steiermark stellt einen Höhepunkt der Kinematografie der Habsburgermonarchie dar. Es folgen Einblicke in das Graz des Kommunalsozialismus (1919– 1934) unter der Führung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Vinzenz Muchitsch. In einer Reihe von Auftragswerken (z.B. Die Aufbauarbeiten der Stadtgemeinde Graz oder Das Gaswerk) dokumentierte die Stadtregierung viele sozial-, bau- und wirtschaftspolitische Errungenschaften der 1920er-Jahre und führt den rasanten gesellschaftlichen und technologischen Wandel von damals anschaulich vor Augen.

In diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert sind Filme aus den späten 1920-er Jahren über die von der Stadt Graz verwalteten Kindergärten, Schulen und Horte. Hier tritt uns das Bild einer Pädagogik entgegen, die den Menschen ganzheitlich fördern will und insbesondere Wert auf die Entwicklung künstlerischer und handwerklicher Fähigkeiten legt.

Filme aus den frühen 1930er-Jahren wie Großer Aufmarsch der Heimwehr in Steiermark zeigen eindringlich den sich abzeichnenden Richtungswechsel in der österreichischen Politik.

Über das politische und sozialpolitische Geschehen hinaus bieten Aufnahmen von Freizeit- und Sportaktivitäten (z.B. Schwimmen im Bad zur Sonne, Eislaufen am Hilmteich, …) einen spannenden Einblick in das damalige Alltagsleben der steirischen Landeshauptstadt.

Die DVD-Edition Österreich in historischen Filmdokumenten. Edition Steiermark: Graz 1914–1933 (Gesamtlänge ca. 115 Min.) ist nach der Premiere direkt im KIZ RoyalKino erhältlich. Der Verkaufspreis beträgt € 24,90; der Sonderpreis im Rahmen der Kino-Vorstellungen vom 1. bis 8. Dezember € 19,90. Ab 2.12. ist die DVD auch im Grazer Buchhandel und in den Shops des Universalmuseums Joanneum um € 24,90 erhältlich.

Das Projekt wurde vom Bildungsministerium, von der Stadt Graz und von CINESTYRIA finanziell gefördert.

Aufruf Im Hinblick auf weitere DVD-Veröffentlichungen der Reihe Österreich in historischen Filmdokumenten. Edition Steiermark, geplant sind 2011 Graz 1934-1945 sowie Graz 1945-2000, sucht das Universalmuseum Joanneum zeitgeschichtlich interessante Film- und Videoaufnahmen aus privater Hand. Die Film- und Videomaterialien werden in der Folge von Spezialisten/innen gesichtet, restauriert und, falls der Zustand der Filme dies ermöglicht, digitalisiert. Die digitalisierten Filme können in der Folge wissenschaftlich aufgearbeitet werden und den Eigentümern/innen in Form von DVDs übergeben werden. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Multimedialen Sammlungen, Sackstraße 17, A-8010 Graz. Ansprechperson: Mag. , Maria Froihofer, Tel: +43-316/8017-9794, Mobil: +43-664/8017-9794, E-Mail: maria.froihofer@museum-joanneum.at