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Dorotheum: Defilé der Spitzenwerke zur Jubiläumsauktion II

Dorotheum: Def

Königliche Herkunft und Sensat- ionsfund bei Antiquitäten, Möbel und Juwelen
So ein Jubiläum ist einzigartig in der Kunstwelt: Im April jährt sich der „Geburtstag“ des Dorotheum zum 300sten Mal. Damit ist das österreichische Auktionshaus, eine kaiserliche Gründung, das älteste unter den führenden der Welt. In diesem Sinne feiert man unter anderem mit einer Serie an hochkarätigen Jubiläumsauktionen. Am 25. April kommen herausragende Spitzenstücke aus den Sparten Antiquitäten, Möbel und Juwelen zur Versteigerung. Eine eigene Jubiläums-Auktionswoche folgt ab 29. Mai 2007.

Viel versprechend durch ihre herausragende Qualität sind die Skulpturen, eine Sparte, die im Herbst 2006 die beste Auktion aller Zeiten vorweisen konnte. Ein Top-Stück und zugleich eine Sensationsentdeckung kommt von einem der Hauptmeister der Bildhauerei der florentinischen Frührenaissance, Benedetto da Maiano. Die um 1474 entstandene Terracottabüste ist ein großartiges, unübertroffen ausdrucksstarkes Portrait des prominenten Kaufmannes Pietro Mellini. Mit hochgeschlossenem Gewand blickt der würdevolle Mann direkt auf den Betrachter (350.000 – 450.000 €). Das ursprünglich aus einer Privatsammlung stammende Werk wurde lange Zeit in übermaltem Zustand für eine Skulptur aus dem 19.

Jahrhundert gehalten. Erst vor kurzem wurde die Übermalung entfernt und aus der Vermutung wurde die grosse Enthüllung. Professor Giancarlo Gentilini, der den prominenten Meister bestätigte, zeigte sich selbst hocherfreut über den Fund.
Und passend zu Ostern überrascht eine zweite Sensation von einem Künstler, der heute nur seltenst auf dem Markt zu finden ist. Giuliano da Sangallo, italienischer Renaissance-Architekt und Bildhauer, war in seinen letzten Lebensjahren Bauleiter der Peterskirche. Sein „Christus am Kreuz“ liefert in seinen strengen Proportionen und seiner architektonischen Strukturierung Hinweise auf Sangallos Urheberschaft. Und zugleich sprechen hier dramatische und zutiefst menschliche Akzente aus einem Bild von feierlicher und beispielhafter Gemessenheit. Die Figur ist mit größter Sorgfalt geschnitzt und verrät außerordentliche Fertigkeit in der gleichsam anatomischen Darstellung zahlloser Einzelheiten der Muskulatur, der Knochenstruktur, der aufgerissenen Epidermis. Die relativ kleine Dimension deutet auf eine private Auftragsarbeit für Gebetszwecke zu Hause hin, ganz im Sinne der Lehre des florentinischen Bußpredigers Savonarola.

Beachtung verdient der Hl. Martin, Schutzpatron der Armen, geschnitzt aus der Meisterhand des Südtirolers Hans Klocker, sowie ein ebenfalls mit 40.000 bis 50.000 Euro geschätztes gotisches Totenschild aus Tirol. Dabei handelt es sich um eine achteckige Toten-Gedenktafel für einen hochgestellten Herren. Vorbild dafür war die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare Sitte, den Schild eines verstorbenen Ritters mit seinen Waffen in der Kapelle der Heimatburg aufzuhängen. Die charakteristische Um-Schrift lautet hier: „Anno domini 1547 Am ersten Tag Marzy starb der edl und vest Muchel Hess zum freien Thurn, dem Gott genedig sey“. Ebenfalls gotisch ist die von einem oberbayrischen Meister stammende Madonna mit Kind (50.000 - 60.000 €). Die liebliche Mutter Gottes hält eine Birne in der Hand, das Jesuskind einen Apfel: Beide Früchte symbolisieren die Liebe Christi. Die überkreuzten Beinchen des Kindes gelten als Symbol für seine Herrschaft über die Welt.
Ein wahrer Traum für den Globensammler ist der höchst seltene große Bibliotheksglobus im Holz-geschnitzten Prunkgestell mit Löwenpranken aus Berlin 1871. Nach einem Entwurf von C. Adami wurde die Erdkugel 1871 Dr. Heinrich Kiepert und Dietrich Reimer gezeichnet. Der oktogonale Horizontalring zeigt neben der Gradeinteilung die Tierkreiszeichen und Ornamentverzierungen mit allegorischen Darstellungen (25.000 – 30.000 €).

Königlich im wahrsten Sinne des Wortes ist das Angebot in der Sparte Möbel. Ursprünglich aus dem Nachlass der Königin Amélie von Orléans (1865-1951), der letzten Königin von Portugal, und zuletzt aus einer berühmten Privatsammlung stammt ein höchst exquisites Louis XVI. Ameublement aus Paris um 1770/80 mit vierplätzigem Kanapee und zehn Fauteuils von musealer Qualität. Allerlei Getier tümmelt sich auf den eigens angefertigten Aubusson-Tapisserien, die Tierszenen entnahm man den berühmten Fabeln von La Fontaine. Darin agieren Tiere, die jeweils mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet sind, wie Menschen. Der Pfau gilt dabei als stolz, der Löwe als mächtig. Ein Sitzbezug etwa verweist auf die Geschichte des Wettkampfes von Hase und Schildkröte. Die zwischen 170.000 und 220.000 Euro bezifferte Sitzgruppe gilt als Spitzenobjekt des Weltkunstmarktes.

Auf Tierbeinen, namentlich auf katzenhaften Pfoten, kommen zwei weitere Top-Lose aus der Möbel-Offerte daher. Das elegante französische Salonkommoden-Paar, eines, signiert I. Martiny, aus dem 18., das mit PRETOT gestempelte Pendant aus dem 19. Jahrhundert, wird auf 50.000 bis 60.000 Euro geschätzt. Dieses ungewöhnliche „Paar“ belegt, dass hervorragende Stücke im 19. Jahrhundert in höchster Qualtität nachgebaut wurden, in diesem Fall von Hippolite-Ederne Pretot (1812-1855).

Seit dem 19. Jahrhundert in österreichischem Adelsbesitz gehütet wurde ein besonderes Juwel, ein bedeutender spätbarocker Tabernakelschreibschrank der Mitte des 18. Jahrhunderts aus dem süddeutsch-österreichischen Kulturkreis. In der Mitte prangt das in Scagliola-Technik gearbeitete Wappen der Grafen von Ortenburg-Tampach. Der Korpus auf Klauenfüßen ist bandwerkförmig in Birkenmaser und Obsthölzern marketiert, Mittel- und Aufsatzteil zieren zauberhafte, teilweise in Pietra Dura und Scagliolatechnik ausgeführte Vedutendarstellungen und in rotem und weißem Marmor gearbeitete Säulenlisenen (100.000 – 120.000 €).


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  • um 1770/80 mit vierplätzigem Kanapee
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  • Gold-Silber-Collier mit Altschliffdiamanten und Rubin in Form einer Schlange. Das glänzende und funkelnde Tier, eine Arbeit aus der Zeit um 1900
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  • Die um 1474 entstandene Terracottabüste
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