Dornröschensch
Dornröschenschlaf für wertvolles Renaissancehaus ist endlich zu Ende
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Presse03.12.2010
Fast 25 Jahre stand das Fachwerkbürgerhaus in der Wasserstraße 19 in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh leer. Viele Fenster des 1622 erbauten Wohnhauses sind undicht, Innentüren schadhaft, das Deelentor mit Renaissance-Schnitzereien sowie der Torbogen stark verwittert, das Fundament ist durchfeuchtet und das Gebäude statisch gefährdet. Um das wertvolle Renaissancehaus zu retten, beteiligt sich neben Bund, Land und Stadt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) an den dringend anstehenden Sanierungsarbeiten. Am Freitag, den 3. Dezember 2010 um 11.00 Uhr überbringt Johann Behringer, Ortskurator Paderborn der Stiftung, im Beisein von Bürgermeister Theo Mettenborg einen Vertrag in Höhe von 100.000 Euro an die Eigentümerin Rita Krane-Frankenfeld.
Mitten im historischen Ortskern erhebt sich ein zweigeschossiges giebelständiges Fachwerk-Deelenhaus aus dem Jahr 1622. Die rechte Traufseite des Vierständerbaus läuft schräg zu, so dass der Bau straßenseitig breiter ist als auf dem rückwärtigen Giebel. Den Straßengiebel prägt das über etwa zwei Geschosse reichende, rundbogige Deelentor, das aus zwei Flügeln besteht und dessen flankierende Pfosten mit aufwendiger Zierkunst aus der Renaissance geschmückt ist.
Unregelmäßig verteilte, übereinanderliegende Fenster rahmen das Tor. Wahrscheinlich wurde im 19. Jahrhundert das oberste, wohl einst verbretterte Giebeldreieck abgewalmt und die mittlere Giebelvorkragung zurückgenommen. Die Traufseiten gliedern je zwei Fußstreben und sogenannte liegende Gefache. Im rückwärtigen Bereich der rechten Traufseite findet sich ein großes, hochliegendes Herdraumfenster mit einem teilweise original erhaltenen Fensterstock. Der schmalere Rückgiebel des Hauses wird von unregelmäßigem Fachwerk mit ebenfalls liegenden Gefachen und unsymmetrisch über mehrere Ebenen verteilten Fenstern geprägt.
Die historische Raumstruktur mit dem dreischiffigen Wirtschaftsteil und dem sich dahinter anschließenden zweigeteilten Wohnteil ist erhalten. Links über dem Keller liegt eine Upkammer, der sogenannte Saal, der durch eine hölzerne Wendeltreppe erschlossen wurde. Ursprünglich diente das schmalere linke Schiff wohl als Stall. Das stadtbildprägende Gebäude besitzt aufgrund seiner weitgehend erhaltenen Originalsubstanz und Raumaufteilung aus dem beginnenden 17. Jahrhundert besondere hauskundliche Bedeutung als Beispiel eines typischen Ackerbürgerhauses.
Das Fachwerkbürgerhaus in Rheda-Wiedenbrück, das später auch vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer genutzt wird, ist eines von über 260 Projekte, die die private Denkmalschutz-Stiftung in Bonn seit ihrer Gründung 1985 allein in Nordrhein-Westfalen dank privater Spenden und Mitteln der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, fördern konnte. Dazu gehören auch das Schloss in Barntrup, die Dorfkirche Johannes der Täufer in Bad Sassendorf und die Windmühle in Ennigerloh.
Bonn, den 01. Dezember 2010/Schi