MKG
HFBK-Designpreis der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst
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Presse06.12.2013
Die Mitglieder der Jury 2013 sind: Dr. Claudia Banz, Leiterin der Sammlung Kunst und Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg | Prof. Jesko Fezer, Professor für Experimentelles Design, Hochschule für bildende Künste Hamburg | Dr. Eva-Dorothee Leinemann, Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst | Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor, Marta Herford | Hanno Rauterberg, Redakteur Feuilleton Die Zeit.
Die nominierten Designprojekte
Claire Helen Ehrhardt (Prof. Jesko Fezer): Nachhaltiger Sessel
Allein über ihr äußeres Erscheinungsbild definiert, verlieren Dinge immer schneller ihre Popularität bei den Nutzern, so dass der Aspekt der Nachhaltigkeit ausgehebelt wird. Wie würde es sich anfühlen, wenn die uns umgebenden Gegenstände aufgrund einer beständigeren Substanz länger existieren würden, als wir dieses wünschen? Wenn wir den Produktzerfall oder die -abnutzung nicht mehr als Strategie benutzen könnten, uns von dem Alten zu trennen, um das Neue zu erleben? Die Arbeit „Nachhaltiger Sessel“ will den Betrachter mit seiner eigentlichen Konsummotivation konfrontieren und den auf der Empfindungsebene angesiedelten Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Obsoleszenz sichtbar machen.
Magnus Gburek (Prof. Ralph Sommer): Nyx
Jede Gesellschaft und Epoche hat ihre spezifischen Brauchtumsformen, um auf Verluste zu reagieren. Der ritualisierte Umgang mit Objekten dient in der Trauerkultur als physische Verbindung zur Vergangenheit und Ersatz sinnlicher Nähe zu Verstorbenen. „Nyx“ bezeichnet eine Gruppe von zehn Gegenständen und Servicekonzepten, die Aspekte der Trauer übersetzen, zum Handeln auffordern oder zu Reflexion anregen sollen. Gedacht sind sie als temporäre Begleiter von Hinterbliebenen im individuellen Trauerprozess und als Angebot für Interessierte, sich mit der vielschichtigen Thematik Tod und Verlust auseinanderzusetzen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Trauerbegleitern entwickelt.
Till Ihrig (Prof. Julia Lohmann): Vogelhütte
Davon ausgehend, dass urbaner Raum mit Blick auf Fauna und Flora häufig ein toter Raum ist, bietet die Installation „Vogelhütte“ einen Ansatz, um Stadtraum als Biotop für verdrängte Tier-arten zurück zu gewinnen und dies mit einem Nutzen für den Menschen zu verbinden. So ist etwa für eine gesunde Population von Vögeln das Nahrungsangebot entscheidend. Bei vielen mitteleuro-päischen Sperlingsarten, die in den Metropolen kaum mehr zu finden sind, gehören Fluginsekten und Spinnen dazu. Paradoxerweise treten in modernen Neubausiedlungen wie der Hafencity Hamburg häufig Spinnenplagen auf. Einer der Gründe hierfür ist das Fehlen eines Fressfeindes. Denn durch die glatten Fassaden finden Sperlinge, die in der Natur vorzugsweise an Felswänden nisten, dort keine Möglichkeit zum Nestbau. Die „Vogelhütte“ als Selbstbausatz bietet hier Abhilfe, kann sie doch von jedermann flexibel an Straßenschildern in der Stadt platziert werden.
Marcin Jeż (Prof. Ralph Sommer): 3D-Drucker, PLA
Das Projekt beschäftigt sich mit einer technologischen Umgebung, die den Aufbau eines Fahrrad-rahmens aus einem ökologischen Material ermöglichen soll. Ein System, bestehend aus Rohrsätzen und druckbaren Steck-Muffen, soll die Aufgabe bewältigen. Ausgangspunkt ist ein selbstgebauter 3D-Drucker. Dieser produziert die notwendigen Teile, um eine Rohrsatzmaschine wie auch die Innenstruktur der Rohrsätze aufzubauen. Die so produzierte Rohrsatzmaschine bezieht dann die Innenstruktur mit einer Art Beschichtung, die die Konstruktion durch Kreuzun-gen von PLA-Fasern festigt. Die Oberschicht wird dadurch gleichzeitig stabil und mit dem Kern verschweißt. Nachdem die Rohrsätze präpariert sind, werden sie mit einem 3D-geprinteten Muffensystem zusammengebaut. Die Tubing-Maschine stellt die erste Phase des umfangreichen Projekts dar. Die neugeschaffene Umgebung soll dazu dienen, selbständig aus dem Rohrsatz-Halbzeug konzipieren und bauen zu können. Das Verfahren ermöglicht die gezielte Gestaltung der Innenstruktur und somit die optimale Steuerung der Kräfteverteilung und Materialbean-spruchung. Die Technik ist überall anwendbar, günstig und bedient sich des ökologischen Materials PLA, einem abbaubaren Roh-Biokunststoff. Das Projekt entstand in Kooperation mit Nathaniel Lok-Hey Wichmann, der den G-Code-Generator programmiert hat.
Enzo Mittelberger (Prof. Glen Oliver Löw): Mülltonnensitzmöbel
Man begegnet ihm überall, hört ihn morgens auf der Straße rumpeln und rümpft die Nase, wenn man seinen Deckel hebt: der Müllcontainer auf vier Rädern – ein alltäglicher Gegenstand, der keiner weiteren Beachtung bedarf? Dabei ist seine robuste Gestalt aus dunkelgrauer Plastik zu ungeahnten Metamorphosen fähig. Man reinige ihn gründlich, forme das Grundmaterial mit thermischer Hilfe um, und schon wird aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan, genauer gesagt ein gemütliches Sitzmöbel von rustikaler Eleganz. Aufgrund seiner Festigkeit und Wetterbeständigkeit ist es ideal im Außenbereich und insbesondere auch bei Großveranstaltungen einsetzbar; aber auch als intimer Zweisitzer, mit dem man munter durch jede Wohnung rollen kann, bestens geeignet.
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* 1934 in Wien (Österreich), † 2014 in Wien (Österreich) Architekt, Theoretiker,...
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06.12.2013Presse »
Eröffnung und Preisverleihung: 5. Dez. 2013, 19 Uhr | 6. Dezember 2013 bis 5. Januar 2014