Köln
IN DER HITZE DER NACHT
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Presse20.07.2012 - 04.08.2012
In schwülen Nächten legt sich die Vernunft zu Bett und die Monster kriechen aus den Ecken. Pärchen schlagen sich in die Büsche, Streithähne zücken ihre Messer. Abgründe öffnen sich und Alpträume werden wahr. Man küsst, liebt, streitet und killt sich. In schwülen Nächten herrscht der Ausnahmezustand. Und das ist der Normalzustand des Kinos.
Das Kino hat die Sommernacht geliebt, seit Feuillade seine „Könige der mondlosen Nacht" über die Dächer steigen (VAMPIRES, 1915/16) und Murnau die Stadtfrau dem Landmann nachts am See Mordpläne einflüstern ließ (SUNRISE, 1927). Und es liebt sie noch heute. Die Filmbar zeigt herausragende Beispiele aus den letzten 50 Jahren. Wir begegnen Klassikern ebenso wie der interessantesten Entdeckung der letzten Jahre, dem Thailänder Weerasethakul. Die Nacht ist der ideale Hintergrund für den Krimi, für den Horror und sie ist es sogar für einen finsteren Western von Peckinpah. Wann immer das Wetter mitspielt, werden die Sommernachtfilme unter freiem Sommernachthimmel zu sehen sein. Und dann gilt: für alles Weitere keine Gewähr.
Freitag, 20. Juli
IN THE HEAT OF THE NIGHT
USA 1967, 105 Min., DVD, OmU, Farbe, Regie: Norman Jewison, mit Sidney Poitier, Rod Steiger Wanderer, kommst du nach Sparta, mache dich auf das Schlimmste gefasst. Sparta, Mississippi, wohlgemerkt. Ein von der Zivilisation abgeschnittenes Kaff, in dem nachts der Imbissbudenbesitzer die Zeit und die Mücken totschlägt und der Polizist (der wunderbare Warren Oates, der uns in dieser Filmreihe noch einmal begegnen wird) einem Mädchen auf die Brüste stiert. In diese verkommene, dumpfe Welt, in der die Sklavenhaltung noch nicht vorüber ist und Schwarze grundsätzlich geduzt werden, verschlägt es Virgil Tibbs (Poitier), einen smarten Spezialisten des Morddezernats. Er will einen Mord in Sparta aufklären, aber muss bald erkennen, dass er die nächste Leiche sein könnte. Schon streicht der Lynch Mob um die Ecken ...
Samstag, 21. Juli
DIE NACHT (LA NOTTE)
Italien 1960, 121 Min., 35mm, DF, S/W, Regie: Michelangelo Antonioni, mit Jeanne Moreau, Monica Vitti, Marcello Mastroianni Mailand, Ende der Fünfziger: Die Männer der besseren Gesellschaft schaffen und haben Schaffenskrisen, bauen die Zukunft und trinken selbst beim Sterben noch Champagner. Ihre Frauen sind modische Anhängsel, aber manchmal auch melancholische Tagdiebe wie Valentina (Vitti) und Lidia (Moreau). Cocktailpartys und Buchpräsentationen langweilen sie, ihr Leben ist ein komfortables Nichts. Aber in Lidia rumort noch etwas anderes als bloß Langeweile. Endlich bricht die Nacht herein. Bei einem kunstsinnigen Milliardär wird der Triumph eines edlen Reitpferdes gefeiert. Es wird geprotzt und geflirtet. Als der Morgen über dem Golfplatz dämmert, wird Lidia plötzlich alles ganz klar.
Freitag, 27. Juli
HUSH...HUSH, SWEET CHARLOTTE
USA 1964, 133 Min., 16mm, OF, S/W, Regie: Robert Aldrich, mit Bette Davies, Olivia de Havilland, Joseph Cotten Der reißerische deutsche Verleihtitel verspricht billigen Grusel: WIEGENLIED FÜR EINE LEICHE. Dabei dosiert der Film seine Schockeffekte, beweist Geschmack in seiner Fotografie und bietet vor allem eine Bühne für ein kaum zu übertreffendes Ensemble: Bette Davies als somnambule, ewig junge Charlotte spielt ebenso hinreißend wie subtil, Joseph Cotten gib sich elegant und dämonisch, Agnes Moorehead übertrifft sich selbst als überkandidelte Haushälterin. Und selbst noch die letzten Nebenrollen sind perfekt besetzt; um nur Percy Helton als perversen Bestattungsunternehmer zu nennen. In einer Doppelrolle: die Nacht. Sie steht, wie immer im Horror, für den Schrecken, aber hier auch für die süße Erinnerung; „it's only real when it's dark".
Samstag, 28. Juli
BRING MIR DEN KOPF VON ALFREDO GARCIA
USA 1974 , 107 Min., 16mm, DF, Farbe, Regie: Sam Peckinpah, mit Warren Oates, Isela Vega Wer möchte schon an dem Geld riechen, das er verdient? Wer möchte Anstand mit Hunger bezahlen? Ich nicht, du nicht, und erst recht nicht Bennie (gespielt von Warren Oates), der als Barmusiker in einem drittklassigen Schuppen Touristen Trinkgeld aus dem Kreuz leiern muß. Als ihm zwei glatte Widerlinge mehr Geld bieten, viel mehr, kümmert es ihn nicht, dass es diesmal nicht nur müffelt, sondern stinkt. 10 000 Dollar sollten genügen, um ein guter Mensch zu werden. Das ist die Exposition für den schwärzesten Western aller Zeiten. Von plumpen Kopfjägergeschichten unterscheidet er sich darin, dass der Kopf des Alfredo Garcia, den Bennie bringen soll, längst einen Meter unter der Erde liegt. Als er ihn in einer düsteren Nacht ausgraben will, beginnt ein langer Höllenritt.
Freitag, 3. August
SUMMER OF SAM
USA 1999, 136 Min., 35mm, OmU, Farbe, Regie: Spike Lee, mit John Leguizamo, Mira Sorvino, Adrien Brody New York im Sommer 1977: Die Stadt stöhnt unter einer Hitzewelle. Zudem sorgt eine Reihe grausamer Morde für Aufregung. Mit Lust, Furor und viel Komik setzt Spike Lee eine blutige Burleske in Szene: Die Boogie Nights erleben ihren Höhepunkt, Punk bricht mit Wucht herein. Die Outfits sind schrill, Sex und Drogen gibt es in Hülle und Fülle. Dann fällt das Licht aus, New York steht Kopf. Und der Massenmörder Son of Sam folgt dem Befehl eines uralten Hundes: Töte, töte, töte ... Lee zeigt, wie die allgemeine Paranoia auf eine taffe italoamerikanische Street Gang übergreift und alte Freundschaften zerstört. Ohnehin wird ein War of Styles ausgetragen, der auch einer der Lebensstile ist. Ein Extraspaß ist die geschickt eingesetzte Musik von Abba über Marvin Gaye, Thelma Houston und die Talking Heads bis zu den Who.
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