• Menü
    Stay
Schnellsuche

Glanzlichter im Schloss Charlottenburg

Neuerwerbung eines Girandolen-Paares König Friedrich Wilhelms I. vom Berliner Silberbuffet

Dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Rudolf-August Oetker-stiftung und der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. konnten im November 2017 zwei große Prunkleuchter aus dem Silberschatz König Friedrich Wilhelms I. (1688-1740) für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) erworben werden. Sie sind nun im Schloss Charlottenburg in Berlin zu sehen. 1733 von dem Augsburger Goldschmied Johann Engelbrecht (1673-1748) angefertigt, zählen sie zu den bedeutendsten Werken repräsentativen höfischen deutschen Silbers des 18. Jahrhunderts.

Exklusiver Auftrag
Die beiden ganz aus Silber gegossenen Leuchter sind letzte Zeugnisse der in ihrem Reichtum, ihrer Ausführung und Programmatik heute kaum mehr vorstellbaren Silberausstattung der preußischen Königsschlösser. Unter Kurfürst Friedrich III. (1688, seit 1701 König Friedrich I.) hatte eine neue Welle der Silberankäufe begonnen. Das Große Silberbuffet für den Rittersaal im Berliner Schloss sollte sein bedeutendster in die süddeutsche Goldschmiedemetropole Augsburg vergebener Auftrag werden.

Die nachfolgenden Bestellungen des als so sparsam bekannten „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. zwischen 1730 und 1733 waren die umfangreichsten, welche die Augsburger Goldschmiede jemals erhielten. Die Lieferungen nach Berlin umfassten insgesamt 85 silberne Möbel und Ausstattungsstücke mit einem Gesamtgewicht von mehr als 8 Tonnen. Davon erhalten blieben nur sechs Objekte; neben zwei Pastetenbüchsen (SMBPK, Kunstgewerbemuseum) und zwei Terrinen (SPSG, Schloss Charlottenburg und Schloss Oranienburg) ist es dieses eine Paar von ursprünglich zehn bestellten mehrarmigen Tischleuchtern (sogenannten Girandolen). Es vertritt exemplarisch die seltene Gattung der heute kaum noch erhaltenen fürstlichen Bestände an zeremoniellen Prunkleuchtern. Der Rest des preußischen Silberschatzes fiel den Einschmelzungen während der Kriege 1745, 1757 und 1809 zum Opfer.

 

Friedrich Wilhelm I. schätzte bei seinen Silberbestellungen nicht nur schwere Ausführungen als Wertanlage, sondern auch ein programmatisches Konzept zur Darstellung seines Königtums. Die im Mai 1733 gelieferten Girandolen mit dem Monogramm des Königs wurden erstmals im Rahmen der beiden Doppelhochzeiten seiner Kinder Philippine Charlotte (1716-1801) und Friedrich (1712-1786, der Große) mit dem Haus Braunschweig eingesetzt, was die Verbindung der preußischen Adler (oben) und Braunschweiger Löwen (unten) erklärt. Auf den Plinthen wird jeweils verschiedenes Kriegsgerät dargeboten. Der dynastisch-militärische Charakter des Bildprogramms ist typisch für den Repräsentationsstil Friedrich Wilhelms I.

Engagierte Förderer
Spätestens seit 1763 und bis in das 20. Jahrhundert hinein waren die beiden Girandolen fester Bestandteil des Großen Silberbuffets im Berliner Schloss, jener Komposition von Andreas Schlüter (1659-1714) für Friedrich III./I. (1657-1713), die in der Kunstgeschichte bezüglich Größe und Gestaltung einzigartig ist. Im Zuge der Vermögensauseinandersetzung 1918/1926 nach der Revolution behielt der Staat den historischen Kern der Buffetwand. Das Girandolen-Paar wurde dem Haus Hohenzollern zugeschlagen und sorgsam auf der Burg Hohenzollern bewahrt. Es war in verschiedenen großen Ausstellungen zu sehen und wurde dauerhaft auf der Burg Hohenzollern bei Hechingen gezeigt.

Dass die beiden einzigartigen Kunstwerke nach nun fast hundert Jahren in die preußischen Königsschlösser zurückkehren konnten, ist mehr als ein Glücksfall, der der Aufmerksamkeit und dem kulturellen Engagement vieler Förderer zu danken ist. Der Erwerb wäre nicht möglich gewesen, hätten sich nicht die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung in ihrem Bemühen, national wertvolle Zeugnisse der Kunst, des Kunsthandwerks, der Geschichte und Kulturgeschichte in unserem Land zu halten, schnell für eine Mitfinanzierung ausgesprochen und für den Ankauf die Weichen gestellt. Doch nur durch das große Engagement und die vereinten Bemühungen zusammen mit der Rudolf-August Oetker-Stiftung und den Freunden der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. konnten die beiden Prunkleuchter für die Sammlungen der SPSG gesichert werden. Sie werden im Schloss Charlottenburg zunächst in der Ahnengalerie, ab Herbst 2018 im Oberen Ovalen Saal des Alten Schlosses präsentiert.

 

Angaben zur Neuerwerbung:
Ein Paar Girandolen für König Friedrich Wilhelm I.
Johann Engelbrecht, Augsburg, 1733
Silber, gegossen, ziseliert
H: 54 cm; B: ca. 50 cm; Gewicht: 44.000 g








Neue Kunst Nachrichten
Die Universalmuseum Joanneum
Die vergangenen 20 Jahre der heutigen Universalmuseum...
Sanierung der ehemaligen
Für die Instandsetzung des Wohn- und Geschäftshauses...
ASIATISCHE KUNST ELABORIERTER
Lempertz hat in diesem Jahr einen Umsatz von € 50,1 Mio...
Meistgelesen in Nachrichten
Nachbericht: 114.  

TRIUMPH für österreichische Kunst im Kinsky Die letzte

Die Ausstellung  

Vor hundert Jahren fand in München eine Ausstellung statt

DESIGN MIAMI/PODIUM  

Miami, November 27, 2020/ Design Miami/ Podium opens today

  • 1733 für König Friedrich Wilhelm I. gefertigt: zwei silberne Girandolen. Foto: SPSG/Daniel Lindner
    1733 für König Friedrich Wilhelm I. gefertigt: zwei silberne Girandolen. Foto: SPSG/Daniel Lindner
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten