Nachbericht
69. Auktion der Hermann Historica
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Presse04.12.2014
Geschichtlich überaus anschauliche Zeitdokumente zum Verlauf des Ersten Weltkrieges fanden sich zudem im Kapitel Militär und Historie. So gewährte das persönliche Fotoalbum aus dem Nachlass des hochdekorierten Militärflugzeugführers Ernst Udet (1896 - 1941) einen tiefen Einblick in das Leben der Jagdflieger im Krieg. Auf rund 160 Aufnahmen aus dem Frühherbst des Jahres 1915 waren seine Kameraden, teils mit ihren Maschinen, sowie Kriegsschauplätze abgebildet. 6.500 Euro musste dieses eindrucksvolle fotografische Zeugnis mit belegter Provenienz einem neuen Besitzer wert sein, für 8.500 Euro wurde es dann versteigert. Sehr interessant auch, die Ernennungsurkunde des erfahrenen Feldherren Prinz Leopold von Bayern (1846 - 1930) zum Oberbefehlshaber der Ostfront vom 29. August 1916 durch Kaiser Wilhelm II. (1859 - 1941), zugeschlagen zum Startpreis von 1.000 Euro. Aus dem privaten Besitz des legendären Jagdfliegers Manfred Freiherr von Richthofen (1892 - 1918) kam eine prunkvolle silberne Zigarrenkiste, die auf dem Deckel mit der Prägung zweier kämpfender Adler verziert und auf der Unterseite mit einer Widmung zum 50. Luftsieg versehen war, zum Aufruf. Im Jahr 1917 durch den Leiter des Feldflugwesens Oberstleutnant Hermann von der Lieth-Thomsen (1867 - 1942) überreicht, konnte das Erinnerungsstück jetzt für 14.000 Euro, Startpreis 12.000 Euro, auktioniert werden.
Im Kapitel der russischen Militär-Objekte begeisterten große Namen und einzigartige historische Belegstücke aus deren Werkstätten. Eine bedeutende, prunkvolle Schaschka M 1881/1909 für Offiziere der russischen Dragoner mit vergoldeter und gebläuter Klinge, hergestellt in Zlatoust, war auf 15.000 Euro taxiert, einem neuen Besitzer dann erfreuliche 19.000 Euro wert. Ebenfalls in überragender Qualität konnte ein Säbel, der für die Sammlung Evgeny Mollo dokumentiert und auf 1882 datiert war, ab 10.000 Euro ersteigert werden. Die in Tula gefertigte Klinge zeigte beidseitig eine schöne, in Resten vergoldete Ätzung mit Floralkartuschen und Militärszenen – terzseitig die geätzte Zarenchiffre „A III“. Erst bei 14.500 Euro erfolgte der Zuschlag.
Orden und Ehrenzeichen
Ausgewählte Lose aus dem russischen Zarenreich und der Sowjetunion dominierten die Nachfrage auch unter den Orden und Ehrenzeichen. So konnte ein St. Wladimir-Orden der 3. Klasse, datiert auf das Jahr 1859, für 13.500 Euro verkauft werden. Aus Gold und Emaille gefertigt, zeigte der rare Orden auf der Öse die Herstellerpunze „CS“, welche auf die Werkstatt des Petersburger Goldschmieds Karl Selenius verwies. Ein goldener Leninorden Typ 4, erbeutet bei der Schlacht um den Wolchow-Kessel im Juni 1942, aus dem Besitz des Ritterkreuzträgers Alfred Feldmann, erzielte bei einem Startpreis von 3.500 Euro beachtliche 13.000 Euro. Aus deutschen Staaten überzeugte besonders ein Preußischer Orden, der Hausorden von Hohenzollern – hier mit einer seltenen Originalkette der Großkomture. Die 16-teilige Ordenskette war feinst in Silber, Gold und Emaille gearbeitet und zeigte neben dem Nürnberger Wappenschild den Wappenschild der Zollern und das Erzkämmererzepter. Das phaleristische Kleinod konnte bei einem Startpreis von 7.800 Euro für 8.500 Euro versteigert werden.
Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten
Hocherfreuliche Ergebnisse konnte auch wieder unter den alten Schusswaffen erzielt werden. Ein bedeutender doppelläufiger Radschlosspuffer, vermutlich aus Sachsen und datiert auf 1598, begeisterte als Meisterwerk der sehr frühen Büchsenmacherkunst. Ganzflächig mit Beineinlagen versehen, waren auf der gesamten Waffe lebhafte Motive aus Jagd und Mythologie dargestellt. Für das überaus dekorative wie fachlich interessante Stück erfolgte der Zuschlag beim Startpreis von 35.000 Euro. Ein weiteres Objekt von besonderer Güte in schönem, weitgehend unberührtem Zustand und zwischen 1802 und 1809 von den berühmtesten Händen der Zeit, von Jean Lepage (1746 - 1834) gefertigt, zeigte einen fein beschnitzten Holzschaft, eine geschnittene, gravierte Garnitur und an beiden Läufen ein reiches Golddekor. Jean Lepage war ohne Zweifel das bedeutendste Mitglied dieser Büchsenmacher-Dynastie und begründete mit seinem künstlerischen Geschick den andauernden Ruhm der Familie. Für die Steinschloss-Bockpistole, moderat mit einer Taxe von 7.500 Euro angesetzt, musste die Versteigerung nach Vorgebotslage bereits bei 12.500 Euro beginnen, der Hammer fiel dann auch erst bei sensationellen 33.000 Euro. Eine sehr attraktive vollends mit gravierten und geschwärzten Hirschhorn- und Perlmutteinlagen verbeinte Radschloss-Prunkbüchse aus Teschen um 1680, wurde bei einer Taxe von 12.000 Euro für 20.000 Euro zugeschlagen.
Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 23 Prozent Aufgeldld.
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04.12.2014Presse »
Nacbericht: Auktion: 3. bis 8.11. 2014
Hermann Historica oHG, Linprunstr. 16, 80335 München