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Erlesene Vielf

Erlesene Vielfalt der Bibliophilie auf der 50. Stuttgarter Antiquariatsmesse

Erlesene Vielf

Vexierbücher sind faszinierende Objekte. Ein besonders schönes und sehr seltenes Exemplar ist bei Reiss & Sohn im Angebot: Der „Sechsfacheinband“ entstand in Deutschland um 1580. Dabei wurden die einzelnen Bände nicht nebeneinander, Rücken an Rücken, zusammengebunden, sondern verschachtelt, so dass von jeder der vier Seiten das Buchobjekt geöffnet werden kann (28.000 €). Venezianische Buch- und Einbandkunst wird gleich bei mehreren Spezialisten für wertvolle Frühdrucke zu sehen sein. In einen goldverzierten Pergamentband gebunden ist die erste Aldus-Ausgabe der „Strozii poetae pater et filius“. Das von Büchel-Baur empfohlene Exemplar war früher im Besitz des Ferrareser Humanisten Daniele Fini (14.000 €).

Als schönstes Produkt venezianischer Drucker gilt das mit zahlreichen Illustrationen Giambattista Piazettes versehene Werk Torquato Tassos „La Gerusalemme Liberata“. Es ist in den Vitrinen der Libreria Editrice Goriziana zu bewundern (24.000 €). Ein prachtvolles Exemplar von Caesars „De bello Gallico“ offeriert Tusculum: Die zweite Aldinen-Ausgabe 1518 stammt aus der Bibliothek des Aldus-Bibliographen Renouard (16.000 €). Pontanos „De rebus coelestibus“, gedruckt in Basel 1530, liegt in einem außerordentlich seltenen Ottheinrich-Band vor (Tusculum 28.000 €). Der kunstliebende Mäzen Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz-Neuburg gilt als größter deutscher fürstlicher Büchersammler der Renaissance.

Einen Klassiker medizinisch-pharmazeutischer Frühdrucke präsentiert Sophie Schneideman mit Walter Ryffs „Confect Buch“, gedruckt in Frankfurt 1554 (11.000 €). Weinek präsentiert gleich eine ganze Reihe rarer Kräuterbücher, darunter Leonhard Fuchs’ „De Historia Stir-Pivm Commentarii Insignes“ aus dem Jahr 1642 (84.000 €). Und fühlen wir uns nicht manchmal alle wie Don Quijote im Kampf mit den Windmühlen?, fragt Norbert Donhofer, der mit Miguel de Cervantes Saavedras „Primera y segunda parte del ingenioso hidalgo don Quixote de la Mancha“ zugleich einen der menschlichsten Helden aus einem der berühmtesten Romane der Literaturgeschichte, dazu in einem sehr seltenen frühen Exemplar vorstellt (26.000 €). So viele Superlative – in einem Buch wie in den Regalen und Vitrinen der 80 Aussteller – zeigt die Stuttgarter Antiquariatsmesse 2011 zum 50. Mal. Bibliophile und Händler aus aller Welt werden die erlesene Vielfalt zu schätzen wissen.

50 Jahre Stuttgarter Antiquariatsmesse 25 Jahre Antiquaria/Ludwigsburg

Mit der Stuttgarter Antiquariatsmesse und der Antiquaria/Ludwigsburg wird die Region alljährlich zu einem Mekka der Büchersammler. Nirgendwo sonst sind in Deutschland zur selben Zeit so viele seltene und wertvolle Bücher, Handschriften und Graphiken zu sehen und zu erwerben, wie in der letzten Januarwoche 2011 im Württembergischen Kunstverein und in der Musikhalle Ludwigsburg. Hier treffen Antiquare und Kunstsammler auf ein Publikum, das sich durch eine einzigartige bibliophile Neugier und intellektuelle Zugeneigtheit auszeichnet. Die starke kulturelle und merkantile Tradition Stuttgarts und Ludwigsburgs, aus deren kreativen Zentren seit jeher neue Konzepte, Ideen und Strömungen in Literatur, Kunst und Musik hervorgehen, haben die Entwicklung dieser beiden ältesten Antiquariatsmessen Deutschlands (mit Stuttgart zugleich der zweitältesten Messe Europas) begünstigt. Die Stuttgarter Messe und die Antiquaria/Ludwigsburg sind Teil dieser Tradition geworden, deren wirtschaftliche und kulturelle Kraft bis ins 21. Jahrhundert ausstrahlt. In den Sechziger- und Achtzigerjahren aus unterschiedlichen Konzepten mit einem gemeinsamen Ziel entstanden, sind die Stuttgarter Antiquariatsmesse und die Antiquaria/Ludwigsburg „Stützen des Buches“ in einer zunehmend virtuell geprägten Zeit, indem sie die gesamte Vielfalt der Bücher-Lust und des Antiquariatsbuchhandels vereinigen – nur wenige S-Bahn-Minuten voneinander entfernt.

Zum 50. und zum 25. Jubiläum laden die Veranstalter am 24. Januar 2011 um 20 Uhr daher zu einem Bücher-Abend der besonderen Art ins Literaturhaus Stuttgart (Breitscheidstraße 4).

Auftakt zur Messewoche

Wie viele Bücher braucht der Mensch? Denis Scheck und Rainer Moritz klären diese und andere Fragen

Loriot verdanken wir die empirisch verbürgte Einsicht, dass plötzliche Regenfälle zum Betreten einer Buchhandlung führen können. Denis Scheck, Redakteur beim Deutschlandfunk und Moderator der ARD-Sendung „druckfrisch“, und Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses und Autor zahlreicher Bücher, gehören zu jener Spezies von Menschen, die selbst bei größter Hitze forschen Schrittes jede erreichbare Buchhandlung ansteuern.

Das Leben dieser Sonderlinge gilt ganz und gar (oder: fast ganz und gar) den Büchern, und deshalb reden sie an diesem Abend über frühe Leseerinnerungen, die Schönheit von Bibliotheken und Buchhandlungen, über Lieblingsautoren, Lebensbücher („Zettel’s Traum“, „Die kleine Hexe“) und die Möglichkeit, aus Romanen etwas fürs Leben zu lernen. Es steht zu erwarten, dass sie im Laufe des Abends zudem über die Zukunft des e-books, den Bahnhof als Motiv in der Weltliteratur und die Chancen des VfB Stuttgarts sprechen. Am Ende werden beide die titelgebende Frage der Veranstaltung exakt beantworten.


Messe






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    Verband Deutscher Antiquare e.V.
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