Hans Lichtenecker
Was Wir Sehen
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Ausstellung25.05.2011 - 19.09.2011
Ausstellung
Die Ausstellung setzt sich anhand von Lichteneckers Dokumenten, insbesondere seinen Fotografien und seinem Tagebuch, kritisch mit der Produktion seines anthropometrischen Archivs auseinander. Die in der visuellen Repräsentationspraxis zum Ausdruck kommende Objektivierung von Menschen, die seinem Archiv inhärent ist, wird durch die Kommentare der betroffenen Menschen gebrochen und infrage gestellt. In der Ausstellung sind diese Kommentare in den Sprachen Otjiherero und Khoekhoegowab zu hören und in deutscher Übersetzung zugänglich. Sie legen nicht nur den damaligen erniedrigenden Prozess der Klassifizierung nach „Rassen“ und Typen bloß, sondern enthalten auch gezielt formulierte „Nachrichten an Deutschland“, die erst jetzt, mit einer Verzögerung von 80 Jahren, zu hören sind. Die Tonaufnahmen machen außerdem deutlich, dass die fotografische Darstellung, zumal in ihrer verschärften anthropometrischen Form, bedeutsame Aspekte des sozialen Selbst nicht wiedergeben kann. Das Hören der Kommentare erlaubt eine Verschiebung der Wahrnehmung von kolonialer Geschichte – die eher gesehen oder gelesen wird –, womit die Reflexion der Ausstellungsbesucherinnen und –besucher in Bezug auf die eigenen Sehgewohnheiten verstärkt wird. Die Ausstellung porträtiert fünf der im Jahre 1931 beteiligten Namibierinnen und Namibier mittels Fotografien, Tonaufnahmen und Texten: Lena und Haneb (in beiden Fällen ist kein Nachname bekannt) sowie Andreas Goliath, Wilfred Tjiueza und Isaak Witbooi. In Videointerviews aus dem Jahr 2008 erinnern sich Nachfahren oder Verwandte an sie. Zusätzlich haben junge Kunstschaffende aus Namibia und Südafrika – Alfeus Mvula, Sanell Aggenbach, Lonwabo Kilani, Mustafa Maluka und Mzuzile Mduduzi Xakaza – die 1931 fotografierten Namibier für die Ausstellung re-porträtiert. Ihre Kunstwerke stehen im Dialog mit den anthropometrischen Fotografien, den Stimmaufnahmen und den Videos und schaffen so unterschiedliche Varianten der Repräsentation.
Was Wir Sehen beleuchtet Aspekte imperialer Darstellungspraktiken, bei denen die Produktion von Bildern und Abbildungen der/des Anderen im Mittelpunkt steht. In der Wechselwirkung zwischen aktueller künstlerischer Darstellung, dem audiovisuellen Archivmaterial und rezenten Erinnerungen erweitert die Ausstellung den Blickwinkel unserer „Wahr“-nehmung. Die erstarrten kolonialen Bilder lösen sich auf, der Anspruch auf Objektivität des historischen, wissenschaftlichen Bildarchivs wird gestört. Ausstellungbesuchende können erleben, wie die Bedeutung dessen, „Was Wir Sehen“, in immer wieder neuen Versionen infrage gestellt wird.
Gastkuratorin: Anette Hoffmann, Kulturwissenschaftlerin und Afrikanistin, SARChI Social Change Program, University of Fort Hare, Südafrika Kuratorische Umsetzung in Wien: Julia Binter, Sammlung Afrika südlich der Sahara, Museum für Völkerkunde Wien Gestaltungskonzept: Jos Thorne, Kapstadt
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