Der US-amerikanische Künstler Wade Guyton produziert seine großformatigen Gemälde mit einem Tintenstrahldrucker. Als Vorlage dienen ihm häufig bereits reproduzierte Bilder, Ausschnitte aus Büchern oder Kunstzeitschriften, die er scannt, digital bearbeitet und auf Leinwand ausdruckt. Durch kalkulierte, aber kaum steuerbare Zufälle - wie bekommt der Druckkopf das Leinen zu fassen? Wo entstehen Leerstellen? - wird die Oberfläche des Bildes gestaltet. Der bewusst eingesetzte Fehler gibt jeder Leinwand ihr Gesicht, die technisch vollzogene Herstellung hinterlässt eine individuelle Spur. Damit steht Guyton in der Tradition einer auf das Material und den Herstellungsprozess bezogenen Malerei, die nicht auf eine transzendente oder emotionale Erfahrung zielt, sondern auf die Frage nach dem Wesen des Bildes an sich, nach Fragen von zeitgemäßer Repräsentation und Autorschaft.

Anne Buchholtz
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