Sonderausstel
Sonderausstellung "Schätze aus Hessigheims Boden"
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Ausstellung10.05.2009 - 25.10.2009
Normal 0 21 Sonderausstellung „Schätze aus Hessigheims Boden - Das Gräberfeld im ‚Muckenloch‘" bis 25.10.2009 im Alamannenmuseum Ellwangen zu sehen.
ELLWANGEN (pm) - Bis 25. Oktober 2009 sind spektakuläre Funde aus einem alamannisch-fränkischen Gräberfeld von Hessigheim bei Ludwigsburg im Alamannenmuseum zu sehen. Die Ausstellung wurde vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart zusammengestellt. Mit dem Reliquienkästchen in Form einer Kirche konnte dort ein sensationeller Fund gemacht werden: Kein ähnliches Exemplar ist bisher in Deutschland gefunden worden, nur in St. Petersburg gibt es ein vergleichbares Exemplar, das wohl aus Italien stammt.
Daneben sind in der Ausstellung rund 100 weitere der gut 5.000 Einzelfunde aus der Flur Muckenloch ausgestellt. Von dort stammt auch ein eiserner Klappstuhl, das Statussymbol einer sehr reichen Frau. Ein Holzeimer mit Bronzeverzierung und Eisenringen, die die hölzernen Dauben zusammenhielten, zeigt die Fertigkeit der damaligen Böttcher und ist ein weiteres bemerkenswertes Stück in der Ausstellung. Die 2006 begonnenen Ausgrabungen in Hessigheim am Neckar wurden Ende 2007 abgeschlossen. Im Anschluss daran erfolgte eine aufwändige Restaurierung und Konservierung wesentlicher Stücke durch die Fachleute.
Ein alamannisch-fränkisches Gräberfeld des Frühmittelalters
Bereits 2006 waren bei Erdarbeiten im Neubaugebiet des Gewanns „Muckenloch" mehrere Gräber eines frühmittelalterlichen Bestattungsplatzes aufgedeckt worden. Bei den umgehend anberaumten archäologischen Untersuchungen ließen sich im Friedhofsareal viele weitere Bestattungen freilegen und dokumentieren. In den insgesamt 218 Beisetzungen erhielten sich zahlreiche Fundstücke, welche eine exakte Datierung des Gräberfeldes vom beginnenden 6. bis in das 8. Jahrhundert ermöglichten.
Während des frühen 6. Jahrhunderts wurden die Toten üblicherweise in Baumsärgen gebettet und in langen schmalen Grabgruben beigesetzt. Im Verlauf des Jahrhunderts änderten sich jedoch allmählich die Bestattungssitten. Die Verstorbenen wurden nun zunehmend in hölzernen Kammergräbern niedergelegt. Im 7. Jahrhundert machte sich in Hessigheim ein besonderes Abgrenzungsbedürfnis der Oberschicht bemerkbar. Mitglieder wohlhabender und einflussreicher Familien fanden unter hohen, mit Kreisgräben umfriedeten Grabhügeln die letzte Ruhe.
Gemäß den frühmittelalterlichen Bestattungsriten wurden die Frauen mit metallenem Kleidungszubehör, verschiedenartigen Schmuckstücken und vielfältigen Amuletten beigesetzt. Den Männern legte man hingegen prunkvolle Gürtelgarnituren und aufwändige Waffenensembles in das Grab. In zahlreichen Bestattungen wurden zudem wertvolle Beigaben, wie beispielsweise verschiedenartige Behältnisse, Gerätschaften oder auch Mobiliar deponiert. Zu den kostbarsten Funden gehören solche, die nachweislich nicht von ortsansässigen Handwerkern gefertigt, sondern aus dem Mittelmeerraum oder aus Oberitalien eingehandelt wurden. Diese luxuriösen Importgüter blieben zweifelsohne der wohlhabenden Oberschicht vorbehalten.
Kostbare Schmuckgehänge
Im 7. Jahrhundert verschlossen wohlhabende Damen ihre Mäntel und Umhänge üblicherweise mit einer großen Scheibenfibel. Eine besonders aufwändig verzierte Scheibenfibel konnte in Grab 11, der Bestattung einer reichen Frau nachgewiesen werden. Die im Halsbereich positionierte Fibel fungierte nicht als Gewandverschluss, sondern bildete den oberen Abschluss eines am Oberkörper herabhängenden Schmuckgehänges. Dieses setzte sich aus zahlreichen, an Lederriemchen befestigten Metallen zusammen. Offenbar waren viele dieser Metallapplikationen zuvor in anderer Funktion gebraucht worden, bevor sie an dem Gehänge der Dame Platz fanden. Denkbar ist, dass das Schmuckgehänge nicht nur einen zierenden Charakter besaß, sondern zugleich als Schutz vor Unheil diente.
Luxus aus dem Süden
Besonders hervorzuheben ist das in das 6. Jahrhundert zu datierende Grab 75. Die in einer großen Grabkammer niedergelegte Dame war mit einem eisernen Klappstuhl beigesetzt worden. Vergleichbar konstruierte metallene Klappstühle ließen sich bislang in nur wenigen frühmittelalterlichen Bestattungen nördlich der Alpen nachweisen. Grabfunde belegen, dass im alamannisch-fränkischen Siedlungsgebiet wohl überwiegend hölzerne Klappstühle in Gebrauch waren.
Viele der bislang bekannten, auf römische Traditionen zurück zu führenden Klappstühle mit metallenen Gestellen stammen aus dem Mittelmeerraum. Schon in der römischen Kaiserzeit waren diese exklusiven Sitzmöbel der einflussreichen Oberschicht vorbehalten. Vielleicht diente der im Hessigheim erhaltene Stuhl der im Grab bestatteten Dame zu Lebzeiten als repräsentatives Möbel bei feierlichen Anlässen.
Das Reliquienkästchen
In dem antik beraubten Holzkammergrab einer einst überdurchschnittlich reich ausgestatteten Dame konnten noch Relikte kostbarer Gewandaccessoires und wertvoller Beigaben freigelegt werden. Um den Hals trug die Frau einen aus runden, fein verzierten Goldanhängern gearbeiteten Collier. Ursprünglich waren wohl verschiedenste Gefäßbeigaben, von denen ein hölzerner Eimer mit Eisenringen und bronzenen Attaschen und ein Glasbecher erhalten blieben, mit in das Grab gelegt worden. Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch vor allem das seitlich der Toten deponierte, von den Grabräubern unangetastete, Holzkästchen, welches vollflächig mit reich verzierten Beinplättchen beschlagen war.
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