So Much I Want to Say
Von Annemiek bis Mutter Courage
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Ausstellung19.04.2013 - 12.01.2014
In den 1990er-Jahren, als Ingvild Goetz anfing, systematisch auch Medienkunst zu sammeln, wurden die theoretischen Grundlagen für die Gender Studies gefestigt, die heute durch die vergleichende Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Nachbardisziplinen bekannt sind. Die Werke, die Ingvild Goetz in ihre Sammlung von Medienkunst aufgenommen hat, spiegeln das damals rege Interesse an diesen Themen. Ab Mitte der 1970er-Jahre entstanden, gehen die hier ausgewählten Filme Hand in Hand mit dem Diskurs der feministischen Bewegung und insbesondere der feministischen Filmtheorie.
Titelgebend für diese fünfte Präsentation aus Werken der Sammlung Goetz im Haus der Kunst ist eine frühe Videoarbeit von Mona Hatoum (1983). Sie gründet auf dem Material einer Performance, die per Satellit live zwischen Wien und Vancouver übertragen wurde. Wegen der damaligen technischen Beschränkungen baut sich die Nahaufnahme vom Gesicht einer Frau alle acht Sekunden zu einem neuen Bild auf. Während auf der Tonspur die Stimme von Mona Hatoum die Worte "So Much I Want to Say" wiederholt, zeigen die Bilder, wie das Gesicht der Frau von Männerhänden verdeckt wird. Mona Hatoum ist gebürtige Libanesin und lebt in London. Kontinuierlich beschäftigt sie sich in ihrem Werk damit, dass Menschen aufgrund von Herkunft und Geschlecht gesellschaftlich marginalisiert und zum Schweigen
Andrea Bowers greift mit "Letters to an Army of Three" (2005) ein klassisch feministisches Thema der 1960er-Jahre auf, das Engagement für legale Abtreibung. Die "Army of Three" bestand aus drei Aktivistinnen, die sich von 1964 bis 1973 in der San Francisco Bay für Abtreibung einsetzten und Betroffenen u.a. mit einer Liste von Ärzten halfen. Der Bildaufbau mit einfarbigem Hintergrund und Blumenarrangement erinnert an die Porträtmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts. Frontal vor der Kamera sitzend, tragen Schauspielerinnen und Schauspieler insgesamt 31 Briefe von Frauen und Männern vor, die ihre Notlage schildern und um Hilfe beim Abbruch einer Schwangerschaft bitten. Dem Spektrum von Einzelschicksalen entsprechend ist jedes Blumenbukett individuell und unverwechselbar gestaltet. Die Aneinanderreihung unterstreicht die Tatsache, dass ungewollte Schwangerschaften keineswegs nur den von Gesetz und Gesellschaft sanktionierten Ausnahmefall bilden.
Um das Aufbrechen von Rollenmustern geht es in den Beiträgen von Tracey Moffatt und Rosemarie Trockel. Tracey Moffatt beschäftigt sich mit der reduzierenden Darstellung insbesondere von farbigen Frauen in Filmen. In ihrer gemeinsam mit Gary Hillberg produzierten Videocollage "Lip" (1999) reiht sie Szenen aus Hollywoodproduktionen aneinander. In der Rolle der Bediensteten, hat die Farbige oder Schwarze höchstens die Wahl, entweder aufmerksam und unterwürfig, oder nachlässig und aufsässig zu sein; der Titel des Videos bezieht sich auf den Ausdruck "to give lip" – pampige Antworten geben. Durch die pointierte Montage wird die unangemessen eindimensionale Auffassung der Charaktere bloßgestellt.
Die filmischen Mittel zur Darstellung von Machtverhältnissen führt Moffatt in "Nice Coloured Girls" (1987) vor, indem sie Geschlechterklischees umkehrt. Ihr Video ist ein Gegenentwurf zu einem Paradox, das von der Filmtheorie thematisiert wurde: Während Frauen in Filmen omnipräsent sind, haben sie weit seltener auch eine handlungsbestimmende Rolle. In "Nice Coloured Girls" angeln sich drei australische Aboriginefrauen einen betrunkenen Weißen, ihren "Captain". Sie essen, trinken und amüsieren sich auf seine Kosten, um ihm am Ende das Portemonnaie zu stehlen und in einem Taxi zu verschwinden. Sie sind die Akteurinnen, die den Mann zum Objekt herabwürdigen. Dem Wechsel zwischen Untertiteln und männlicher Stimme aus dem Off entspricht ein Wechsel der Erzählebenen. Der Sprecher repräsentiert die Perspektive der Kolonialherren im 18. Jahrhundert; die Untertitel dagegen erläutern das aktuelle Geschehen aus Sicht der Frauen, die sich
Rosemarie Trockels "Fan 1-6" aus dem Jahr 2000 widmet sich dem Verehrungskult um Brigitte Bardot. In einer Abfolge kurzer Szenen, die die Bardot direkt oder indirekt porträtieren, entfaltet Trockel mit subtilem Humor die Widersprüchlichkeit dieser Figur. Während Bardot in dem Lied "Mr. Sun" (1968) ihre Sehnsüchte besingt – "only you understand how lonely I am" – kreist die Kamera um einen altmodischen Heiliger-Herd; verschiedene Frauen schlüpfen in die Rollen der Brigitte Bardot – dramatisch geschminkt, als Kindfrau, als Tierschützerin oder Verführerin. "Sie besitzt die Eigenschaft, als Modell für alles mögliche zu funktionieren", sagt Rosemarie Trockel über Brigitte Bardot und die schier unbegrenzten Vorstellungen, die auf diese Figur projiziert werden, die selbst davon unberührt bleibt.
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19.04.2013 - 12.01.2014
Öffnungszeiten:
Montag — Sonntag 10 — 20 Uhr
Donnerstag 10 — 22 Uhr
Sammlung Goetz im Haus der Kunst
Freitag— Sonntag 10 — 20 Uhr
Donnerstag 10 — 22 Uhr