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Geheimwissenschaft

RUDOLF STEINER - Die Alchemie des Alltags

  • Ausstellung
    22.06.2011 - 25.09.2011
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Geheimwissenschaft

Anlässlich des 150. Geburtstags von Rudolf Steiner (1861–1925) zeigt das MAK die Ausstellung „Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags“ zum umfassenden Werk dieses einflussreichen Reformers des 20. Jahrhunderts. Sein ganzheitliches Weltbild, als „Geheimwissenschaft“ in der Anthroposophie begründet, setzte Steiner in innovativen Ansätzen für den Alltag um, die bis heute in aller Welt Anwendung finden, wie in der Waldorf-Pädagogik, der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, der Naturkosmetik oder Naturheilkunde sowie im Bankenwesen. Mit dem für seine Zeit radikalen Betonbau des zweiten Goetheanums in Dornach bei Basel hinterließ er einen weithin sichtbaren Meilenstein der organischen Architektur. Obwohl auch als „Esoteriker“ und „Quacksalber“ belächelt, wegen rassistischer und antisemitischer Interpretationen kritisiert, erfährt Steiners kontroverses Werk eine Renaissance.

„Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags“, konzipiert vom Vitra Design Museum, Weil am Rhein, in Kooperation mit dem Kunstmuseum Wolfsburg und dem Kunstmuseum Stuttgart, und unter Miteinbeziehung der MAK- Sammlung, ist mit über 200 Exponaten die erste große Retrospektive in Österreich. Nach Wolfsburg und Stuttgart erfährt die Ausstellung in Wien, wo Steiner von 1879 bis 1890 unter anderem seine Studienjahre verbrachte, einen neuen Zusammenhang. Gegliedert in die Kapitel „Kontext“, „Metamorphosen“ und „Praxis“ nähert sie sich dem umfassenden Werk Steiners und stellt Bezüge zu gesellschaftlichen und künstlerischen Strömungen seiner Zeit her. „Die Ausstellung“, erklärt Martina Kandeler- Fritsch, interimistische Geschäftsführerin MAK, „ermöglicht einen unvoreingenommenen Blick auf Steiners universalistisches Schaffen und zeigt seine Impulse für zeitgenössische Kunst, Architektur und Design.“

Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und weltanschaulicher Umschwünge, die der Aufbruch in die Moderne mit sich brachte, entwickelte Steiner ein Weltbild wider den Rationalismus, begründet in der Anthroposophie, die den Menschen in seiner Beziehung zum Übersinnlichen betrachtet und das „Ich“ in den Mittelpunkt stellt. Dabei verband er die geistige Strömung des deutschen Idealismus und seine Goetheforschung mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen seiner Zeit, fernöstlichen Lehren und der Gnostik zu einer „Philosophie der Freiheit“. Aus Jugendstil, Kubismus und Expressionismus sowie den Lebensreform-Bewegungen um 1900 destillierte Steiner eine völlig neue Alltagsästhetik, die er auf Architektur, Design, Bühnenkunst und andere Lebensbereiche anwandte. Steiners „Wandtafelzeichnungen“, die in der Ausstellung zu sehen sind, zeigen die Bandbreite der komplexen Vorträge, die eine eigene Evolutionstheorie ebenso wie die „Lösung der sozialen Frage“ oder Anleitungen zur Landwirtschaft beinhalten.

Ausgestellt sind unter anderem 45 Möbel, 46 Modelle, 18 Skulpturen, mehr als 100 Originalzeichnungen und -pläne, aber auch Plakate bis hin zu Steiners Korrespondenz mit Else Lasker-Schüler, Franz Kafka, Piet Mondrian oder Richard Neutra. Seltene Dokumentationen, darunter frühe expressionistische Filme, Wochenschau-Auszüge, sowie Werke von Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Antoni Gaudí, Erich Mendelsohn oder Frank Lloyd Wright veranschaulichen die Wechselwirkungen zwischen Werk und Zeit Steiners. Unter den Höhepunkten der Ausstellung sind ein monumentales Modell des Goetheanums sowie zwei polygonale Farbkammern zu finden, die 1913 von Steiner entworfen und für die Ausstellung eigens als begehbare Räume nachgebildet wurden. Neben Joseph Beuys, dessen Steiner-Lektüre in seinem Werk deutliche Spuren hinterlassen hat, werden 13 weitere zeitgenössische Künstler, Architekten und Designer wie Olafur Eliasson, Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic oder Jerszy Seymour herangezogen, die bislang kaum in diesem Kontext angesiedelt und interpretiert wurden. Die MAK-Ausstellung verweist zudem auf Joseph Binders Beschäftigung mit Steiner und somit auf eine neue Facette in dessen grafischem Werk, das sich als Nachlass im MAK befindet.

In dieser Zusammenstellung zeichnen die Exponate das Bild einer Person, deren Weltanschauung und Ästhetik zu polarisieren vermag, deren kulturhistorische Bedeutung unbestritten ist und deren universaler Ansatz dem MAK entspricht. Selbst manche Tendenzen in Design und Architektur der Gegenwart scheint Steiner vorweggenommen zu haben – etwa die Inspirationen an Wachstumsprozessen und organischen Formen, die heute einen Aufschwung erleben. In Zeiten lebhafter Diskussionen über ökologische und soziale Verantwortung, spiritueller Sinnsuche oder eines aus den Fugen geratenen Wirtschaftssystems bietet ein ganzheitliches Weltbild wie das von Steiner gewisse Anregungen.

Ein Großteil der Leihgaben stammt aus dem Rudolf Steiner Archiv sowie der Kunstsammlung Goetheanum in Dornach (Schweiz), die die Vorbereitung der Ausstellung maßgeblich unterstützt haben. Die Ausstellung wird ebenfalls gefördert von der Kulturstiftung des Bundes (Deutschland), der Mahle Stiftung und Iona Stichting sowie Wala und Weleda.

Die Ausstellung „Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags“ wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt. Details zum Rahmenprogramm sind unter www.MAK.at abrufbar.

Die Ausstellung „Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags“ wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt. Details zum Rahmenprogramm sind unter www.MAK.at abrufbar.






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  • Rudolf Steiner und Hermann Ranzenberger, Bett und Kommode für das Haus Duldeck, Rudolf Steiner und Hermann Ranzenberger, ca. 1917 © Kunstsammlung Goetheanum Photo: Andreas Sütterlin
    Rudolf Steiner und Hermann Ranzenberger, Bett und Kommode für das Haus Duldeck, Rudolf Steiner und Hermann Ranzenberger, ca. 1917 © Kunstsammlung Goetheanum Photo: Andreas Sütterlin
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  • Ausstellungsansicht, 2011 "Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags" MAK-Ausstellungshalle © Wolfgang Woessner/MAK
    Ausstellungsansicht, 2011 "Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags" MAK-Ausstellungshalle © Wolfgang Woessner/MAK
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  • Rudolf Steiner, Eurythmiefiguren, 1922 © Rudolf Steiner Archiv, Dornach Photo: Andras Sütterlin
    Rudolf Steiner, Eurythmiefiguren, 1922 © Rudolf Steiner Archiv, Dornach Photo: Andras Sütterlin
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