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ROSELDORF FÜRS

ROSELDORF FÜRSTENSITZ KELTENSTADT

ROSELDORF FÜRS

Seit nunmehr achtzehn Jahren werden am Sandberg, einer Anhöhe im niederösterreichischen Weinviertel zwischen Roseldorf und Platt (BH Hollabrunn) Forschungen im Rahmen des Projektes „FÜRSTENSITZ-KELTENSTADT" SANDBERG unter der Leitung der Prähistorikerin Dr. Veronika Holzer vom Naturhistorischen Museum Wien durchgeführt. Die bereits seit Anfang des 18. Jh. durch zahlreiche Oberflächenfunde, darunter vor allem Gold- und Silbermünzen, größte bekannte keltische Zentralsiedlung Österreichs, kann wohl als eine der bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsstätten in Österreich der letzten Jahre angesehen werden.

Grabungsarbeiten (Ausgrabungssituation) in der Keltenstadt am Sandberg

Die besondere Rolle der Siedlung zur Keltenzeit und heute wird für die internationale Forschung durch ihre Größe, ihre bewusst gewählte strategische Lage einerseits, ihre weit reichenden Handelsbeziehungen, ihre eigene Münzprägestätte, ihre Funktion als Wirtschaftszentrum, gesellschaftliches und religiöses Zentrum andererseits besonders deutlich.

Durch die zu Beginn des Projektes auf dieser nie überbauten und daher komplett erhaltenen Siedlung groß angelegten Prospektionsmessungen konnte erstmals ein keltischer „Stadtplan" von etwa der Hälfte der gesamten Siedlungsfläche mit Straßen, Häusern und Befestigungsanlagen dokumentiert werden. Seit 2001 werden jährlich äußerst erfolgreich Grabungen durchgeführt. Im ersten Grabungsjahr wurden neben Siedlungsgruben und typischen Grubenhäuser vor allem auch Reste eines für die Urzeit bis dahin ungewöhnlichen abgebrannten Getreidespeichers mit ca. 204 Liter verkohlten Getreideresten freigelegt. In den darauf folgenden Jahren zwischen 2002 und 2007 lag der Schwerpunkt der Untersuchungen bei der Erforschung dreier auffallender quadratischer Grabenanlagen von unterschiedlicher Größe.

Die hierbei gewonnen Befunde und Funde von rituell zerstörten Opfergaben wie Waffen, Streitwägen und Pferdegeschirr aus Eisen, Keramik, aber auch Tier- und Menschenopfern dokumentieren am Sandberg eindeutig die ersten und einzigen keltischen Heiligtümer Österreichs aus der Früh- und Mittellatènezeit, die den bekannten französischen Heiligtümern wie z. B. Gournay-sur-Aronde vergleichbar sind. Zusätzlich heben besondere Funde wie Fragmente eines Kettenpanzers, eine eiserne „Druidenkrone", das bearbeitete Hirschgeweih und ein verkohlter Weinkern einer kultivierten Traube die Bedeutung dieser Kultstätten deutlich hervor. Da die Heiligtümer allem Anschein nach zeitgleich bestanden haben, dürfte es sich hier eindeutig um einen „Kultbezirk" handeln.

Mit bisher über 1500 wissenschaftlich erfassten Fundmünzen ist die ehemalige Keltensiedlung auf dem Sandberg bei Roseldorf auch eine der bedeutendsten numismatischen Fundstätten in Österreich. Ihr breites Fundspektrum zeigt nicht nur die weiten Handelsbeziehungen dieser Siedlung, die bis Gallien, weit in den Süden nach Sizilien und auch zu den Ostkelten auf den Balkan gereicht haben, sondern liefert auch den Beweis dafür, dass es in Roseldorf selbst eine eigene Münzprägung gab. Diese lässt sich aufgrund einer sog. Tüpfelplatte, die zur Herstellung von Münzrohlingen diente, sowie von Rohlingen selbst nachweisen, die in Roseldorf gefunden wurden. Die Roseldorfer Kelten standen offenbar in einem losen Stammesverband mit den weiter nördlich, in der heutigen Slowakei siedelnden Boiern, denn außer einer lokalen Silberwährung mit drei Haupttypen gab es auch eine in Gold, die großteils boischen Vorbildern folgt. Dabei ist ein interessantes Phänomen zu beobachten: Beinahe die Hälfte aller bisher erfassten Goldmünzen sind Fälschungen aus der Zeit; sie bestehen aus einem Kupferkern, der von einer dünnen Goldschicht überzogen ist.

Im Zuge der auch vom Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums mitfinanzierten archäologischen Grabungen konnte auch erwiesen werden, dass die Münzprägung in Roseldorf bereits in der zweiten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts begonnen haben muss. Die Roseldorfer Silbermünzen (sie wiegen lediglich 0,8 g und haben einen Durchmesser von 8 mm) sind somit die ältesten in Österreich geprägten Münzen! Darüber hinaus zeigen die Münzfunde, dass die Roseldorfer Münzprägung bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. angedauert haben muss. Damit ergibt sich für das Gebiet eine im keltischen Bereich Mitteleuropas bisher noch nirgends nachgewiesene Zeitspanne der Prägetätigkeit, die von etwa 230 v. Chr. bis etwa 30 n. Chr. reicht.

ÖFFNUNGSZEITEN UND EINTRITTSPREISE

Kunsthistorisches Museum

Dienstag - Sonntag
10 bis 18 Uhr

Donnerstag 10 bis 21 Uhr
(Münzkabinett schließt um 18 Uhr)

Besondere Schließ- und Öffnungstage 2009 Erwachsene € 10,00 Ermäßigt* € 7,50 Wien-Karte € 9,00 Familienkarte** € 20,00 Gruppen ab 10 Personen € 7,00 Führung € 3,00 Schüler*** € 3,50 Schüler
(im Klassenverband ab 10 Personen)
€ 2,00 Führung Schüler
(für den Klassenverband)
€ 40,00 Studenten (Gruppen ab 10 Personen) € 5,00 Kinder (bis 6 Jahre) frei Bankomatzahlung möglich!
Audio Guide (Deutsch, Englisch,
Italienisch, Französisch)

€ 3,00


Ausstellung






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  • Eiserner Gürtelhaken von Roseldorf
(Altfund) © Naturhistorisches Museum Wien
    Eiserner Gürtelhaken von Roseldorf (Altfund) © Naturhistorisches Museum Wien
    Kunsthistorisches Museum
  • Grabungsarbeiten (Ausgrabungssituation)
in der Keltenstadt am Sandberg
© Naturhistorisches Museum Wien
    Grabungsarbeiten (Ausgrabungssituation) in der Keltenstadt am Sandberg © Naturhistorisches Museum Wien
    Kunsthistorisches Museum
  • Keltische Fibeln aus Eisen und Bronze aus
Roseldorf © Naturhistorisches Museum Wien
    Keltische Fibeln aus Eisen und Bronze aus Roseldorf © Naturhistorisches Museum Wien
    Kunsthistorisches Museum
  • Verschiedene keltische Glasarmring- und
Ringbruchstücke aus Roseldorf
© Naturhistorisches Museum Wien
    Verschiedene keltische Glasarmring- und Ringbruchstücke aus Roseldorf © Naturhistorisches Museum Wien
    Kunsthistorisches Museum
  • Verschiedene keltische Spielwürfel (Stabwürfel)
aus Knochen von Roseldorf
© Naturhistorisches Museum Wien
    Verschiedene keltische Spielwürfel (Stabwürfel) aus Knochen von Roseldorf © Naturhistorisches Museum Wien
    Kunsthistorisches Museum