Fotografie
ROBERT CAPA: CHINA 1938
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Ausstellung13.02.2013 - 13.04.2013
Die zweite Ausstellung in der neuen Leica Galerie Wien bietet einen konzentrierten Einblick in einen bedeutenden Abschnitt der Weltgeschichte aus der Sicht der Magnum-Legende Robert Capa (1913-1954). Die Exponate dokumentieren die erste Zeit der Invasion Japans in China. Der verlustreiche militärische Konflikt hatte im Juli 1937 als Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg begonnen und endete 1945 als Teil des Zweiten Weltkrieges. Gezeigt werden rund 30 Fotografien von Robert Capa, eine filmische Dokumentation sowie Publikationen aus der Entstehungszeit. Ausführliche Textkommentare erläutern die historischen und politischen Hintergründe.
Capa erreichte am 16. Februar 1938 mit dem Schiff Hong-Kong. Sein sieben Monate dauernder Chinaaufenthalt umspannte jene Phase des Krieges unmittelbar nach dem Massaker von Nanking, als die Stadt Hankou vorübergehend Sitz der Regierung war. In dieser zentralchinesischen Stadt am Zusammenfluss des Jangtsekiang und des Han-Flusses (heute Teil der Metropole Wuhan) dokumentierte Capa die Propaganda der chinesischen Nationalpartei Kuomintang, Truppenübungen und verschiedene Luftangriffe der Japaner. Bei der Schlacht von Taierzhuang konnte er die entscheidenden Abwehrkämpfe aus nächster Nähe aufnehmen; ebenso die Flutung weiter Gebiete um den Gelben Fluss, mit der man die Japaner aufzuhalten versuchte sowie die katastrophalen Zerstörungen nach den massiven Luftangriffen der Japaner in der zweiten Jahreshälfte 1938.
Der erst 25-jährige aus Ungarn stammende, spätere Magnum-Mitgründer Robert Capa galt zu dieser Zeit bereits als bedeutender Kriegsreporter. Kurz zuvor war ihm mit dem berühmten Bild eines fallenden Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg eine fotografische Ikone des 20. Jahrhunderts gelungen. In China arbeitete Capa im Auftrag der Zeitschrift LIFE sowie als Kamera-Assistent für den Niederländer Joris Ivens, der mit John Fernhout die Filmdoku „The 400 Million“ drehte. Nachdem Capa die verheerenden Zerstörungen in der Stadt Hankou aufgenommen hatte, verließ er im September 1938 den Schauplatz, um seine Reportagen in Spanien fortzusetzen.
Kuratiert von Rebekka Reuter und Marie Röbl.
Die seltenen Originalabzüge aus den frühen 1970er Jahren stehen zum Verkauf. Die Preise dafür bewegen sich zwischen 2.000 bis 3.000 Euro.
ROBERT CAPA: CHINA 1938
13.02. – 13.04.2013
Robert Capa Parade in Hankou anlässlich des 13. Todestages von Sun Yat-sen 12. März 1938 © Fotosammlung WestLicht, Wien
Capas Reportage zu den Feiern in Hankou erschien im LIFE- Magazin vom 16. Mai 1938. Der Präsident Chiang Kai-shek hatte erst zu Jahresbeginn, nach dem japanischen Massaker in Nanking, wichtige Behörden seiner Regierung in diese Stadt verlegt, die heute Teil von Wuhan ist. Zwei Transparente an der Spitze der Parade zeigen das Porträt von Sun Yat-sen (1866– 1925), Gründer der Nationalpartei Kuomintang, die die Republik China bis zur Machtübernahme der Kommunisten 1949 regierte. Die roten Flaggen tragen das Symbol einer weißen Sonne mit 12 dreieckigen Strahlen auf blauem Grund. Man feierte mit dem Andenken an den Parteigründer auch militärische Erfolge gegen die japanischen Invasoren, um weitere Kräfte für den bereits 8 Monate andauernden Krieg zu mobilisieren.
Robert Capa Redner bei einer politischen Versammlung in Hankou März 1938 © Fotosammlung WestLicht, Wien
Kundgebungen, in denen zum Kampf gegen die Invasoren motiviert und auch Geld gesammelt wurde, fanden häufig in den Straßen statt. Dieser Redner hält seine Notizen sowie einen Strohhut für die anschließende Spendensammlung. Er fordert die Einigung aller chinesischen Völker und Parteien im Kampf gegen den japanischen Aggressor. Seine Ansprache ist in einer Szene von „The 400 Million“ im Originalton (mit eingespielter Übersetzung) zu hören, jenem Dokumentarfilm von Joris Ivens und John Ferno, an dessen Dreharbeiten Robert Capa während seines China-Aufenthaltes beteiligt war.
Robert Capa Wachsoldat mit der Fahne derKuomintang in Taierzhuang 7. April 1938 © Fotosammlung WestLicht, Wien
Am Tag nach der Rückeroberung der Stadt hält ein chinesischer Soldat mit wehender Flagge Wache an der Stadtmauer – die Mauer aus uralten Ziegelsteinen hatte dem Ansturm Stand gehalten, die ersten angreifenden Japaner waren über einen unterirdischen Gang eingedrungen. Capas Aufnahme symbolisiert eine (vermeintliche) Wende im Chinesisch-Japanischen Krieg. Am 23. Mai erschien eine mehrseitige Bildreportage mit seinen Aufnahmen in LIFE mit dem Begleittext, der Chinas Chancen auf einen Sieg für „mehr als 50:50“ hält. In „The 400 Million“ beschließt dieses Bild eine ausführliche Schilderung der Schlacht von Taierzhuang, die mit ihrem siegreichen Ausgang auch das hoffnungsvolle Ende des Filmes bildet.
Robert Capa Einwohner rudern Soldaten durch überschwemmtes Gebiet bei Zhengzhou Anfang Juli 1938 © Fotosammlung WestLicht, Wien
Chiangs Deichbruchaktion am Gelben Fluss am 9. Juni 1938 mit der Idee, durch Flutung ganzer Provinzen die japanische Armee aufzuhalten, forderte fast eine Million Tote. Für die Flutungen wurde der absurde Begriff einer „kriegsbedingten Naturkatastrophe“ geprägt. Die Überlebenden wurden unter japanischer Waffengewalt zum Wiederaufbau der Deiche gezwungen. Der Zynismus militärpolitischer Erklärungen zeigt sich in der Argumentation, dass die über ein Gebiet von 54.000 Quadratkilometern hereinbrechenden Wassermassen als Ersatz für chinesische Soldaten genutzt wurden. Neben der großen Anzahl an Todesopfern und Flüchtlingen verfehlte die Aktion letztlich auch ihr Ziel, die Japaner von der Stadt Hankou fernzuhalten, die einige Monate später erobert wurde.
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