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Bosch Bruegel Rubens Rembrandt Meisterwerke der Albertina

Albertina

Die grafische Sammlung der Albertina verwahrt einen weltweit bedeutenden Bestand niederländischer Zeichnungen, dessen Umfang und Qualität es ermöglichen, die niederländische Zeichenkunst in ihrer thematischen, technischen und stilistischen Vielfalt darzustellen. Eine hochkarätige Auswahl von 150 Werken, darunter größere Werkgruppen von Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel d. Ä., Maarten van Heemskerck, Hendrick Goltzius, Rembrandt, Anton van Dyck und Peter Paul Rubens, wird im Frühjahr 2013 in einer umfassenden Ausstellung zu sehen sein.

Mit Bosch, Bruegel, Rubens und Rembrandt fallen die Namen von vier Künstlerpersönlichkeiten, die eindrucksvoll zeigen, was die Niederlande über Jahrhunderte hinweg für eine Vielfalt an herausragenden Talenten hervorzubringen vermochten. Dieses Phänomen ist untrennbar mit dem Aufschwung eines Landstrichs verbunden, der schon im Spätmittelalter als Teil des Herzogtums Burgund von einer beispiellosen Hochblüte von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur geprägt war. Als nach dem Tod Karls des Kühnen im Jahr 1477 die burgundischen Kernlande an Frankreich fielen und die »Niederen Lande« zum habsburgischen Satellitenstaat wurden, konnte für diesen nördlichen Landesteil die überaus günstige ökonomische Situation sogar gefestigt werden. Selbst die um 1580 erklärte Loslösung des nunmehr protestantischen Nordens vom Süden, der beim alten Glauben verblieb, vermochte diesen Höhenflug in keinem der beiden Territorien zu bremsen. Wenn auch nur von Statthaltern der spanischen Habsburger regiert, konnten die südlichen Provinzen mit der Finanzmetropole Antwerpen ihren Status als Handelsplatz europäischen Formats behaupten; die bürgerlich regierte »Republik der Sieben Vereinigten Niederlande« wurde mit ihrer Hauptstadt Amsterdam für fast ein Jahrhundert zur weltumspannenden Handelsnation, bis die zunehmende Rivalität zwischen den Niederlanden und England zugunsten des First British Empire entschieden wurde.

Für die bildenden Künste war diese Entwicklung von größter Bedeutung. Schon die altniederländische Malerei des nördlichen Burgund sollte mit Jan van Eyck oder Rogier van der Weyden Generationen von Künstlern in ganz Europa stimulieren. War deren Epoche noch von einer starken Einheitlichkeit geprägt, bietet die niederländische Kunst im 16. Jahrhundert ein ganz vielfältiges Erscheinungsbild. Künstlerische Impulse gab seit den ersten Jahrzehnten nach 1500 die Auseinandersetzung mit der Antike und der italienischen Hochrenaissance. So etablierte sich eine Reihe von Lokalschulen mit eigenen Stiltendenzen und der Spezialisierung auf bestimmte Themen- und Aufgabenbereiche, etwa die »Antwerpener Manieristen«, die sich auf hochwertige kirchliche Exportartikel konzentrierten und diese durch den Gebrauch italienischer Elemente wettbewerbsfähig machten. Neben religiöser Kunst, die vor allem in den nördlichen Provinzen durch Reformation und Bildersturm zunehmend in Frage gestellt war, entwickelten sich auch profane Bildthemen. Die Landschafts- und Genrekunst sollte mit den rätselhaften Allegorien Hieronymus Boschs ihren Anfang nehmen, mit Pieter Bruegel d. Ä. einen ersten Höhepunkt erreichen und schließlich das ganze verbleibende Jahrhundert dominieren.

Die Entwicklung in den einzelnen Provinzen verlief bis zum Ende des 16. Jahrhunderts halbwegs einheitlich. Doch zeigten sich mit der Aufteilung in calvinistischen Norden und katholischen Süden die Unterschiede in holländischer und flämischer Kunst immer offensichtlicher. Im aristokratisch gelenkten Süden eröffnete sich mit der Bilderkultur der Gegenreformation ein neues Betätigungsfeld, vor allem im Bereich großformatiger Altarbilder. Bald geriet die flämische Kunst des Barock unter das Diktat des Peter Paul Rubens, der schließlich zur künstlerischen Instanz in ganz Europa werden sollte. Dort blieb also die Historienmalerei mit biblischen, mythologischen und allegorischen Sujets, denen auf der Skala der Themen traditionell der höchste Rang zugewiesen wurde, am meisten gefragt. Im protestantischen, bürgerlichen Norden erlebte hingegen die Profankunst ihre Blüte. Die Bildwelt, die sich dort entwickelte, war ganz unspektakulär und die meisten ihrer Themen galten bislang als »bildunwürdig«. Liest man Inventare aus der Zeit Rembrandts, trifft man auf Sujets wie »een boerekermis« (Bauernkirmes), »een blompotje« (kleine Blumenvase) oder »een kind in de kackstoel« (ein Kind im »Kack«-Stuhl). Es hat den Anschein, als wollten die wohlhabenden Händler, Bürger und Patrizier des reichen Nordens ihre Lebensführung und ihre ureigenen Themen und Probleme – kurz: sich selbst – verewigt sehen. So gewähren Genrebilder, Seestücke, Landschaften, Stillleben, Interieurs und Porträts Einblicke in das tägliche Leben des Bürgertums.






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