MAN SON 1969.
MAN SON 1969. Vom Schrecken der Situation
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Ausstellung30.01.2009 - 26.04.2009
George Grosz (1893-1959) verwandelt mit John, der Frauenmörder im November 1918 das Thema Eros und Thanatos in einen imaginären Lustmord. Bei aller Verschiedenheit der Interpretationen dieses Bildes, wird die Formensprache bei Grosz übereinstimmend als Gesellschaftskritik an den politischen Zuständen der Weimarer Republik aufgefasst. Diese Haltung ist von großem Einfluss, unter anderem für den Amerikaner Joe Coleman.
Joe Coleman, geboren 1955 in Norwalk/Connecticut, erinnert mit seiner akribischen Pinselarbeit und den ausschweifenden Darstellungen von Gewalt an burleske Traditionen der Malerei. Er portraitiert unter anderem auch Massenmörder und Staatsfeinde aus der Geschichte Amerikas wie zum Beispiel Charles Manson. Colemans Inspiration bezieht sich ausdrücklich auf die in der Weimarer Republik vorherrschende Mentalität zwischen Dekadenz und Kriegsschrecken, die er im heutigen Amerika wieder erkennt.
In diesen Beispielen aus drei Epochen wird der Schrecken der Situation unterschiedlich beantwortet. Im mittelalterlichen Bild verbindet er sich mit der religiösen Hoffnung des Einzelnen auf Erlösung. Zur Zeit des ersten Weltkriegs gilt der künstlerische Einsatz bei Grosz dem diesseitigen gesellschaftlichen Wandel. Coleman zeigt seine Kritik in altmeisterlicher Feinmalerei durch die Groteske und mit einem Lachen. Aufgrund der gemeinsamen Präsentation von historischen und zeitgenössischen Positionen lassen sich überkreuzende Logiken, Parallelen und Widersprüche zwischen Geschehnissen in Europa und den USA erkennen, die einen erneuten Blick auf die Zeit der 1960er Jahre und ihre Auswirkungen viel versprechend erscheinen lassen. Neben Joe Coleman konnte bislang eine Reihe namhafter Hamburger und internationaler Künstler verschiedener Generation zur Teilnahme an der Ausstellung gewonnen werden. Die Künstler sind: Joe Colemann, Lutz Dammbeck, Dellbrügge & de Moll, Martin Eder, Stefan Exler, Peter Friedl, Till Gerhard, Elmar Hess, Stephan Huber, Stefan Hunstein, Susanne Klein, Elena Kovylina, Almut Linde, Teresa Margolles, Josephine Meckseper, Aurelia Mihai, Bruce Nauman, Gregor Schneider, Dennis Scholl, Cindy Sherman, Susanne Weirich
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit der Dokumentation aller künstlerischen Beiträge und Essays von Ursula Cyriax, Belinda Grace-Gardner, Gunnar Gerlach, Jan Metzler, Thorwald Proll, Susanne Pfeffer, Nora Sdun sowie einer Einführung von Frank Barth und Dirck Möllmann.
Kuratoren der Ausstellung: Frank Barth, Dirck Möllmann