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Josef Albers

Malerei auf Papier – Josef Albers in Amerika

Josef Albers

Das Motiv des Quadrates ist nicht lediglich neutral, es besitzt zahlreiche kulturelle wie psychisch bedingte Assoziationen, man denke nur an die indianische Kunst Amerikas. Kosmische Vorstellungen von Himmel und Erde oder den vier Himmelsrichtungen werden angesprochen, bis hin zur Idee, dass ein Mensch mit ausgestreckten Armen einem Quadrat eingeschrieben sein kann (wie in einer Zeichnung von Leonardo da Vinci nach Vitruv). Es besitzt gegenüber den Adobes einen meditativen Charakter und lädt, wie bei einem Mandala, bei dem Kreis und Quadrat bestimmende Formen sind, zur Konzentration und zum ruhigen Betrachten ein. So können umso mehr die Farben ihre Wirkung auf den Betrachter entfalten, der das Bild als Ganzes wahrzunehmen vermag. Der Gefahr einer statischen Erscheinung des Bildes wirkte Albers durch das Verschieben der inneren Bildquadrate – manchmal sind es drei, dann vier – aus der Mitte nach unten entgegen. Innerhalb eines Rastersystemes von je zehn waagerech- ten und senkrechten Einheiten, das allen Bildern zugrunde liegt, ergab sich eine Fülle von Möglichkeiten, die Quadrate von Bild zu Bild in unterschiedlichen Abständen zu platzieren und mit Farben je eigener Gewichtung zu besetzen. Mit der Verlagerung der Mitte nach unten arbeitete Albers auch dem Eindruck von zentralperspektivisch sich lediglich nach innen hin verjüngenden Quadraten oder Raumsegmenten entge- gen, deren Ecken wie bei einer Konstruktion alle auf denselben Diagonalen liegen. Vielmehr scheinen die Quadrate je nach ihrer Farbigkeit vor oder zurückzuspringen, kleiner oder grösser zu werden, ja selbst bisweilen die Gestalt von Hochrechtecken anzunehmen. Die Raumhaltigkeit, welche die Farben selbst eröffnen, wird somit wie- der in die Fläche zurückgeführt. Damit konnte er die Wechselwirkung der den einzel- nen Feldern zugewiesenen und so voneinander abgegrenzten Farben aufeinander steigern und deren unerschöpfliche Veränderbarkeit demonstrieren. Es ging ihm um die „Interaction of Color“, so auch der Titel seines 1963 erschienenen Buches, um den Zusammenklang der Farben in einem Bild.

Die Beispiele dieser Werkgruppe reichen von Farbproben bis hin zum durchgearbei- teten Werk, das dem Anspruch eines Gemäldes in Nichts nachsteht. So paradox es erscheinen mag, gerade in den hier vorgestellten Arbeiten auf Papier werden Albers’ Fähigkeiten als Maler fassbar, und zwar wesentlich stärker, als dies bei seinen auf Hartfaserplatten ausgeführten Gemälden der Fall ist. In den Malereien auf Papier tritt zwar die Handschrift des Malers durch das Arbeiten mit Messer oder Spachtel zurück, mit denen Albers die ungemischten Tubenfarben satt aufträgt, doch erhalten die Oberflächen gleichzeitig ein Relief von nahezu gestischem Ausdruck. Es trägt zur Lebendigkeit der Bilder bei und steigert die Materialität der Farbe, die auf diese Weise zu sich selbst kommt. Das dicke Löschpapier entzieht den Farben das Öl und verleiht ihnen eine lichthaltige, seidig schimmernde Präsenz.

In die Ausstellung sind die beiden Werke von Josef Albers integriert, die sich im Kunstmuseum Basel befinden. Aus der Zeit seiner Tätigkeit am Bauhaus stammt das Glasbild Fuge von 1925 (Inv. G 1958.64, Depositum der Freunde des Kunstmuseums Basel). Ein frühes Beispiel aus der Folge der Homage to the Square stellt das Ge- mälde Blue Call von 1956 dar (Inv. G 1968.24).

Die Ausstellung wurde organisiert durch das Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop, und die Staatliche Graphische Sammlung München.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (deutsche und englische Ausgabe), erschienen im Hatje /Cantz Verlag, mit Texten von Isabelle Dervaux, Heinz Liesbrock und Michael Semff, zum Preis von CHF 45.-

Christian Müller

Pressestelle Kunstmuseum Basel Christian Selz








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  • Farbstudie zu Homage to the Square, o. J. Öl auf Löschpapier Josef Albers Museum Quadrat Bottrop © The Josef and Anni Albers Foundation
    Farbstudie zu Homage to the Square, o. J. Öl auf Löschpapier Josef Albers Museum Quadrat Bottrop © The Josef and Anni Albers Foundation
    Kunstmuseum Basel