• Menü
    Stay
Schnellsuche

Les Yeux encha

Les Yeux enchantés

Les Yeux encha

„Les Yeux enchantés [Verzauberte Augen]" war der Titel eines Artikels des Dichters Max Morise in der ersten Nummer der Zeitschrift La Révolution surréaliste vom Dezember 1924, der eine sur­realistische Kunst in Abrede stellte. Doch innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Ansicht des An­­führers der Surrealisten, André Breton, durchgesetzt, dass die Malerei sogar we­sentlich sei für diese noch junge Bewegung. 1926 war die bildende Kunst im Kontext des Sur­realismus längst nicht mehr wegzudenken; sie hatte die Surrealisten in ihren Bann ge­zo­gen: „Das Laster na­mens Surrealismus ist der zügellose, leiden­schaft­liche Gebrauch des Rausch­gifts Bild." (Louis Aragon, Der Pariser Bau­er, 1926).

Joan Miro

Der Surrealismus zeichnet sich durch eine aussergewöhnliche Erscheinungs­viel­falt aus, die da­rauf beruht, dass die Künstler dem Unbewussten eine Plattform bieten woll­ten, ohne aber eine Form, Materialien oder einen Stil zu bevorzugen. Die Befreiung des Indivi­duums war das oberste Gebot. Es sollte sich zeigen, dass vor allem die Zeichnung dazu geeignet war, Metho­den zu entwickeln, um die Grenzen der Realität zu sprengen. Im Zentrum stand das Bestreben, dem Unbewussten freien Lauf zu lassen und jegliche Kon­troll­mecha­nismen wie Vernunft, Moral und Ästhetik auszuschalten. Max Ernst arbeitete mit Frottagen und Collagen, die in der Be­gegnung unterschiedlichster Materialien Sinnverschie­bungen provo­zier­ten. Hans Arp fertigte Fin­­ger­zeichnungen an und experimentierte mit Abklatsch­verfahren wäh­rend André Masson mit der Feder eine zeichnerische Anwendung der „Écriture automatique" ent­wickelte. Eine zweite Stra­­­tegie der Surrealisten bestand darin, Traum­ähn­li­ches und andere Äusserungen des Unter­be­wusstseins auf dem Papier festzuhalten. So zeichnete Walter Kurt Wiem­ken Fieber­phan­ta­sien, während Meret Oppenheim eine weibliche Leiche in einem Boot dar­stellte. Tanguy zeich­ne­te imaginäre Welten in illusionistischem Stil. Nur in den seltensten Fällen spielten diese Zeichnungen eine Rolle in der Vorbereitung von Skulpturen (Alberto Giacometti) oder Gemälden. Vielmehr sind sie eigenständige, finale Werke.

Otto Abt  (1903–1982) Le Bon et le Misérable, um 1932/33

Die Malerei des Surrealismus ist heutigen Museumsbesuchern bestens bekannt, doch die licht­empfindlichen Werke auf Papier, wie sie in dieser Ausstellung gezeigt wer­den, sind seltener zu sehen. Unter den 90 ausgestellten Zeichnungen, Collagen und druckgraphischen Werken aus dem Kupferstichkabinett können bisher unveröffentlichte und auch kaum je ausgestellte Blätter ent­deckt werden, etwa ein Photogramm von Man Ray (1930), das Aquarelle von Joan Miró (1924) und Zeichnungen von Francis Picabia.

Die Ausstellung kann in dieser Konstellation nur in Basel gezeigt werden, weil sie auf dem his­torisch gewachsenen Bestand des Kupferstichkabinetts beruht, der nun erstmals unter dem Blick­winkel des Surrealismus untersucht wurde. Seit den 1930er Jahren ist dieser Sammlungs­komplex zuerst zögerlich, dann rascher gewachsen. Nur gerade ein Drittel davon kam durch Er­werbungen ins Haus, der grösste Teil stammt aus grosszügigen Schenkungen oder es handelt sich um Deposita aus privaten Basler Sammlungen (Marguerite Arp-Hagenbach; Dr. Charles Leut­hardt; Ver­mächtnis Anne-Marie und Ernst Vischer-Wadler; Emanuel Hoffmann-Stiftung; Karl August Burckhardt-Koechlin-Fonds u.a.). So ist es nicht verwunderlich, dass neben Miró, Picabia, Yves Tanguy und anderen Künstlern aus dem Pariser Kreis auch die Schweizer Sur­realisten Otto Abt, Serge Brignoni, Otto Tschumi und Walter Kurt Wiemken in der Ausstellung präsent sind, die sich nur kurze Zeit in der Me­tro­pole des Surrealismus aufgehalten haben. Die Aus­stellung vermittelt mit Werken von 16 Künstlern einen vielfältigen und überraschenden Ein­blick in die Graphik des Surrealismus.

Katalog

„Les Yeux enchantés". Zeichnungen und Druckgraphik des Surrealismus, Katalog von Anita Halde­mann, farbige Abbildungen sämtlicher Werke, 152 Seiten, Kunst­mu­seum Basel / Kerber Verlag, Preis ca. CHF 48.-

Veranstaltungen

Im Rahmen der Ausstellung finden zahlreiche Begleitveranstaltungen statt. Details auf der Ein­ladungs­karte und auf http://www.kunstmuseumbasel.ch.

Künstler

Otto Abt (1903-1982)

Hans Arp (1886-1966)

Serge Brignoni (1903-2002)

Max Ernst (1891-1976)

Alberto Giacometti (1901-1966)

Paul Klee (1879-1940)

André Masson (1896-1987)

Joan Miró (1893-1983)

Meret Oppenheim (1913-1985)

Francis Picabia (1879-1953)

Pablo Picasso (1881-1973)

Man Ray (1890-1976)

Kurt Seligmann (1900-1962)

Yves Tanguy (1900-1955)

Otto Tschumi (1904-1985)

Walter Kurt Wiemken (1907-1940)

Bildmaterial und weitere Informationen

Kunstmuseum Basel

Christian Selz

St. Alban-Graben 8

CH-4010 Basel

Telefon +41 61 206 62 06

Telefax +41 61 206 62 52

www.kunstmuseumbasel.ch


Ausstellung






Neue Kunst Ausstellungen
Trace Formations of
Diese große Übersichtsausstellung ist in Kooperation mit The...
Sincerely, Walter
Walter Pfeiffer (*1946) sucht mit der fotografischen Linse...
Hamid Zénati All-Over
„Hamid Zénati: All-Over“ ist die erste...
Meistgelesen in Ausstellungen
Christian Schad Retrospektive
Das Leopold Museum zeigt ab Herbst 2008 die erste umfassende...
AUF GOLDENEM GRUND.
AUF GOLDENEM GRUND. ITALIENISCHE MALEREI ZWISCHEN...
Sensai
WEISS - die Reinheit der Form in der japanischen Kunst Zum...
  • Les Yeux enchantés
    Kunstmuseum Basel
  • Les Yeux enchantés
    Kunstmuseum Basel
  • Les Yeux enchantés
    Kunstmuseum Basel