Bildhauer
Kunsthaus Zürich zeigt «Joseph Beuys. Difesa della Natura»
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Ausstellung13.05.2011 - 14.08.2011
Über viele Jahre weilte Joseph Beuys (1921–1986) immer wieder in Bolognano, einem kleinen Bergdorf in den südlichen Abruzzen, wo seine Freunde, Baron Buby Durini und dessen Frau Lucrezia De Domizio, ein Landgut besassen. Beuys’ Aktivitäten in diesem Ort, die in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Durini unternommen wurden, nahmen bald die Gestalt verschiedener langfristiger Projekte an – allesamt künstlerisch, politisch, ökologisch und humanitär motiviert. Von 1973 bis 1985 fanden in Bolognano Diskussionen und landwirtschaftliche Aktivitäten statt. Begleitend dazu entstanden Plastiken, Zeichnungen, Fotografien, Videos, Tonbänder, Wandtafelzeichnungen und Editionen. Diese Zeugnisse sind dank des persönlichen Engagements der Baronessa Lucrezia De Domizio Durini vollumfänglich erhalten geblieben und gelangen nun in die Sammlung des Kunsthauses. Die besondere Bedeutung der aktuellen Ausstellung besteht darin, dass sie auf eindrückliche Weise demonstriert, dass das wahre Ziel der menschlichen und künstlerischen Aktivitäten des deutschen Künstlers letztlich nicht in der Herstellung von eigentlichen Skulpturen bestand, sondern darin, eine Verbesserung der Gesellschaft zu erreichen.
DIE SOZIALE PLASTIK
Beuys erweiterte den Begriff der plastischen Arbeit in einer Weise, dass deren einziger Gegenstand die menschliche Gesellschaft sein sollte. Seine plastische (d.h. «bildende» im formalen Sinne) Arbeit muss in transzendentalem Sinne verstanden werden: die plastische Arbeit von Beuys soll der am Materialismus erkrankten westlichen Welt zu einer neuen sozialen und basisdemokratischen Lebensform verhelfen, einer solidarischen und freien Zusammenarbeit aller Menschen dieses Planeten verhaftet, seien diese auch unterschiedlicher sozialer, ökonomischer, religiöser, politischer und kultureller Herkunft. Dieser utopische Horizont eines neuen sozialen Organismus bildet das eigentliche Ziel seiner vielseitigen Tätigkeiten; Beuys‘ philosophisches Konzept ist die «Soziale Plastik», das einzige Kunstwerk, das dem Menschen dient, die existierenden sozialen Verhaltensweisen zu verbessern.
DIFESA DELLA NATURA
Die Ausstellung nimmt das meisterhafte Werk «Olivestone» zum Anlass, um die Aktionen und Aktivitäten von Beuys in Bolognano in Erinnerung zu rufen. Das Ehepaar Durini hatte dieses Schlüsselwerk 1992 dem Kunsthaus Zürich geschenkt. Die fünf Steinwannen aus dem frühen 18. Jahrhundert, die der Künstler im Palazzo Durini selbst ausgewählt hatte, können nun, von zahlreichen verschiedenartigen Leihgaben umringt, wieder im Kontext ihrer Entstehung gesehen werden.
Auf den ersten Besuch Joseph Beuys‘ in den Abruzzen im Oktober 1972 folgte zwei Jahre später die erste wichtige Diskussion, «Incontro con Beuys», eine sozialpolitische Aktion, in deren Verlauf Wandtafelzeichnungen und eine Skulptur entstehen. Zwischen Dezember 1976 und Februar 1978 finden Veranstaltungen und Aktionen statt, welche die Erneuerung der Landwirtschaft zum Thema haben. Es folgen viele weitere Besuche und Arbeiten von Beuys, die zusammen schliesslich zu der berühmten Aktion «Difesa della Natura» führen. Der Künstler beginnt, ein 15 Hektar grosses Gelände mit 7000 vom Aussterben bedrohten Sträuchern und Bäumen zu bepflanzen und nennt den Hain «Piantagione Paradise», mit dem Blick in die Zukunft und auf die Beteiligung von am Beuys‘schen Fragenkomplex interessierten Menschen. Am 13. Mai 1984 wird Beuys Ehrenbürger von Bolognano, pflanzt gegenüber von seinem Atelier die «Erste italienische Eiche» der «Piantagione Paradise» als Symbol des gesamten abruzzesischen Projekts, und veranstaltet eine Diskussion mit dem Titel «Difesa della Natura». Beuys spricht von Kreativität und vertieft die Ziele seines Projekts, indem er dessen Weiterführung zusichert. Die konkrete Beuys‘sche Utopie in «Difesa della Natura» transformiert sich in eine «Difesa della Terra» (Verteidigung der Erde). «Difesa della Natura» meint nicht nur ökologische Bedingungen, sondern will vor allem unter einem anthropologischem Gesichtspunkt gelesen werden: Schutz des Menschen, des Individuums, der Kreativität und der menschlichen Werte - Themen, die noch immer hochaktuell sind.
7000 EICHEN, TAGEBUCH DER SEYCHELLEN U.V.A.M.
Kurator Tobia Bezzola breitet zusammen mit Lucrezia De Domizio Durini dieses und andere Projekte des Künstlers aus. Im Sammlungstrakt des Kunsthauses, auf über 900 m2, wird der Betrachter zu einem menschlichen und künstlerischen Rundgang eingeladen, auf welchem jede kleinste Arbeit Erinnerungsstück und Dokument ist. In einer kleinen Koje präsentiert sich die «Rose für direkte Demokratie». Stempel und Fotografien stammen von der Aktion «7000 Eichen», die Beuys 1982 an der Documenta 7 in Kassel ins Leben rief. Dem «Tagebuch der Seychellen» ist ein eigener Bereich gewidmet. Konferenzen, Performances und Dokumentationen können anhand von verschiedenen Videos nachverfolgt werden. Daneben sind die von Lucrezia De Domizio Durini veranlassten Editionen und Publikationen ausgestellt.
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