Innenraumgestaltung
Hofgärtnerhaus der Römischen Bäder
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Ausstellung18.04.2014 - 31.10.2014
Die Verbindung des Wohngebäudes mit dem Garten ist seit der Antike ein Thema der Baukunst. Die Anlage der Römischen Bäder des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelms (IV.) ist ein mustergültiges Beispiel dafür, wie die architektonischen Elemente Pergola, Porticus, Loggia und Terrasse zwischen innen und außen vermitteln. Von 1829 bis 1844 von Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius erbaut, bietet das malerische Ensemble im Park Sanssouci den idealen Ort für eine Ausstellung, die als Umkehrung der Freiluftausstellung „Paradiesapfel“ nun den „Garten im Innenraum“ zum Thema hat.
In fünf Räumen des Hofgärtnerhauses präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die Ausstellung „Von Blumenkammern und Landschaftszimmern“. Sie erzählt, auf welch unterschiedliche Weise sich die preußischen Herrscher den Garten und damit auch ein Stück vom Paradies in die Innenräume holten: In der Geborgenheit des Zimmers wollte man die Atmosphäre eines natürlichen Freiraumes genießen und damit das Spiel des Sonnenlichts auf grünem Blattwerk oder den Anblick farbenfroher Blumenbeete und deren Düfte ins Gedächtnis rufen. Unabhängig vom Wetter und von Jahreszeiten konnte so die Illusion des „ewigen Sommers“ erzeugt und die Erinnerung an den Garten als einem Ort wachgerufen werden, an dem man – zumindest vorübergehend – ohne Sorge und höfisches Zeremoniell Mensch sein konnte.
Die kleine Schau spannt den zeitlichen Bogen vom Rokoko Friedrichs II. über die klassizistischen Innenraumgestaltungen Friedrich Wilhelms II. und Friedrich Wilhelms III. bis zum Spätbiedermeier in der Zeit Friedrich Wilhelms IV. und Wilhelms I. Diese Entwicklungslinie zeigt den Wandel der „Gartenräume“ in den Schlössern. Im 18. Jahrhundert stand vor allem die Frage im Vordergrund, ob die Natur der Kunst oder die Kunst der Natur überlegen sei. Als Beispiel dafür dient ein fragiles Exponat: eine Schneeballvase aus Meißner Porzellan. An ihr lässt sich die von Plinius dem Älteren überlieferte Anekdote über den griechischen Maler Zeuxis (5.- 4. Jh. v. Chr.) nachvollziehen. Dieser hatte, so Plinius, Trauben so naturnah wiedergegeben, dass Vögel sich diesen näherten und an ihnen pickten. Der Kirschen fressende Papagei an der Schneeballvase kann als Verweis auf diese berühmteste aller Künstlerlegenden gesehen werden. Die Natur nicht nur täuschend echt nachzuahmen, sondern auf künstlerische Weise zu übertreffen, war hier das Ziel. Zuweilen wurde die Illusion noch weiter getrieben, indem man Porzellanblüten, beispielsweise an Wand- oder Tischleuchtern, mit echten Blumendüften parfümierte. Ein historisches Rezept zur Herstellung einer solchen Duftmischung findet sich in der Ausstellung. Auch die üppigen Blumenranken auf der friderizianischen Seidentapete imitieren den Garten und sind zudem mit einem Hauch von Exotik verbunden: Denn die Vorbilder für die eingewebten Chrysanthemen- oder Päonienblüten waren in China beheimatet und kamen als echte Pflanzen erst ab den späten 1780er Jahren in europäische Gärten.
Ebenso fremdländisch wirkte das Palmenmotiv, das sich in vielfacher Weise – nicht nur am Chinesischen Haus im Park – in friderizianischen Innenräumen als Dekor wiederfindet. Als Symbol für Sieg und Königswürde im Allgemeinen und für das ferne, verklärte Ostasien im Besonderen zog die Palme als Gestaltungselement ins Potsdamer Stadtschloss (Marmorsaal) oder in das Theater im Neuen Palais ein. Beliebt waren auch die transformierten Gartenlauben, die an die bewachsenen Spaliere und Gitterwerk-Pavillons im Park erinnerten: Das Konzertzimmer von Schloss Sanssouci und das Ovale Kabinett im Neuen Palais gehören zu den berühmten Raumschöpfungen jener Epoche.
Parallel zu der sich am Ende des 18. Jahrhunderts wandelnden Gartenkunst, die im Sinne einer naturhaft-ursprünglichen Freiheit weit ausgedehnten Landschaftsräumen den Vorzug gab, hat sich auch die Innenraumgestaltung der Schlösser diesem Ideal zugewandt. Panoramatapeten weckten im Klassizismus die Sehnsucht nach solch offenen Landschaften, seien es heimische, antike oder um 1800 neu erforschte exotische Welten in Übersee. Das „Otaheitische Kabinett“ auf der Pfaueninsel oder die Landschaftszimmer im Schloss Paretz versetzten die Bewohner mit Mitteln der illusionistischen Kunst in eine gemalte Laube mit phantastischen Ausblicken auf Naturszenerien. Pflanzen und Südfrüchte dienten weiterhin als Vorbilder für Innenraumdekorationen, wie eine in der Ausstellung präsentierte, aus bemaltem Blech und Stoffbezug hergestellte Ananas-Lampe. Die nun einsetzende systematische wissenschaftliche Erforschung der Pflanzenwelt brachte beim Adel die kostspielige Mode mit sich, neu entdeckte exotische Gewächse in prächtig gestalteten Übertöpfen im Wohnraum zu kultivieren. Solcher Luxus wurde gern in den gemalten Zimmerporträts verewigt, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind.
Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hielten schließlich echte, groß wachsende oder kletternde Pflanzen, zuweilen auch Zierfische in Glasbecken und Papageien und Sittiche in Käfigen Einzug in die Wohnräume. Masse stand im Vordergrund, was auch die übrige Dekoration mit dicht gedrängt aufgestellten Möbeln, Nippes oder Erinnerungsstücken bezeugt. Teppiche mit farbenfrohen Blumenmustern konkurrierten mit anders gemusterten Polsterstoffen, wie Einrichtungsgegenstände aus dem Schloss Babelsberg belegen. Dieses regelrechte Hineinwuchern des Gartens in den Innenraum soll auch ein eigens für die Ausstellung nachgebautes Gestell für einen Agaventopf und Efeuranken zeigen, das sich einst im Wohnzimmer der Königin Elisabeth im Berliner Schloss befunden hat.
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18.04.2014 - 31.10.2014
Ausstellung im Hofgärtnerhaus der Römischen Bäder 18. April bis 31. Oktober 2014
Eintritt
5 / 4 EuroÖffnungszeiten
täglich außer Montag, 10–18 Uhr, letzter Einlass 17.30 Uhr