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GLANZSTÜCKE EM

GLANZSTÜCKE EMILIE FLÖGE UND DER SCHMUCK

GLANZSTÜCKE EM

Das Wien Museum Karlsplatz präsentiert in Kooperation mit der Neuen Galerie New York erstmals eine Zusammenschau der Schmuckkunst der Wiener Werkstätte. Qualität geht hier vor Quantität: Gezeigt werden 38 rare Spitzenwerke, die in vielen Fällen aus amerikanischen und österreichischen Privatsammlungen stammen und großteils noch nie in Wien zu sehen waren. Eine besondere Attraktion der Ausstellung sind die einzigartigen Halsketten und Broschen von Josef Hoffmann und Koloman Moser, die Gustav Klimt seiner Gefährtin Emilie Flöge schenkte. Über teilweise unveröffentlichte Fotos und Möbel erschließt sich die mondäne Welt des Salons „Schwestern Flöge" und dessen betuchter Kundschaft.

 Wien Museum

Ideen statt Brillanten

Schmuck spielte in der Wiener Werkstätte von Beginn an eine herausragende Rolle: Ab 1903 entstanden revolutionäre Entwürfe, die mit den Traditionen der Juweliere radikal brachen. Was zählte, war die künstlerische Idee - und nicht der materielle Wert. Der neue Schmuck funkelte nicht mit Brillanten, sondern glänzte mit ornamental eingesetzten bunten Halbedelsteinen wie Opale, Mondstein, Lapislazuli und Koralle. Josef Hoffmann entwarf virtuos arrangierte, geometrische Miniatur- Mosaike, Koloman Mosers Designs bestechen durch klare Linien und geschwungene Jugendstil- Formen. Ab 1915 wurde Dagobert Peche mit seinen kühnen und extravaganten Kompositionen stilbildend. Nach englischem Vorbild gab es ein enges Zusammenspiel zwischen Designern mit Kunstanspruch und Handwerkern, die die Entwürfe virtuos umsetzten.

Wichtigste Protagonistin des Schmucks der Wiener Werkstätte war Emilie Flöge. Sie stand nicht nur als Fotomodell für den WW-Schmuck zur Verfügung, sondern versammelte in ihrem Modesalon eine finanzkräftige Geschmackselite, die sich die aufwändig hergestellten „Glanzstücke" leisten konnte und den lebensreformerischen Ideen gegenüber aufgeschlossen war. Heute ist die trendbewusste Geschäftsfrau vor allem durch ihre Beziehung mit Gustav Klimt bekannt, sein Flöge-Porträt ist ein Meisterwerk der Museumssammlung.

 

2900 Entwürfe in 30 Jahren

Die Wiener Werkstätte wurde 1903 von Josef Hoffmann, Koloman Moser und Financier Fritz Waerndorfer als Produktiv-Genossenschaft gegründet. Als Vorbild galt die englische Arts & Crafts- Bewegung, die der anonymen Masse der Industrieprodukte hochwertige Handwerkstradition entgegensetzte. Auch der Wiener Werkstätte ging es um eine Veredelung des Alltags und die Vereinigung von Kunst und Handwerk, ihr Leistungsspektrum reichte vom Bau und der Einrichtung ganzer Häuser bis hin zu wertvollen Einzelobjekten und Gebrauchsgegenständen.

In den drei Jahrzehnten ihres Bestehens wurden rund 2900 Schmuckentwürfe - Broschen, Anhänger, Ringe, Krawattennadeln, Gürtelschließen - produziert, zunächst großteils Unikate, in der Spätzeit auch Emailschmuck in größerer Auflage. Neben Hoffmann, Moser und Peche sind Eduard Wimmer- Wisgrill und Carl Otto Czeschka als Designer zu nennen. Hergestellt wurden die Kostbarkeiten von hoch qualifizierten Handwerkern, deren Kreativität bei der Umsetzung des Entwurfs für die Qualität der Endprodukte mitentscheidend war. Spitzenwerke des WW-Schmucks sind heute Raritäten, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass viele Auftraggeber und Käufer jüdischer Herkunft waren - falls sie überhaupt vor den Nationalsozialisten fliehen konnten, dann meist ohne ihre Wertsachen. Der Schmuck wurde konfisziert und in vielen Fällen eingeschmolzen.

 ÖNB, Bildarchiv

 

Die Trägerinnen: fortschrittlich, unabhängig, individuell

Zur Zeit der Wiener Werkstätte kam dem Schmuck eine besondere Funktion zu. Die Trägerinnen bewiesen damit - besonders in Kombination mit Reformkleidern - erlesenen Geschmack und Individualität, sie inszenierten sich als unabhängig und fortschrittlich. Zu den ersten Kundinnen zählte die Industriellengattin Sonja Knips, die sich bereits von Gustav Klimt hatte porträtieren lassen und deren Wohnung Josef Hoffmann eingerichtet hatte. Fritz Waerndorfer, Sprössling einer Industriellenfamilie und erster kaufmännischer Direktor der Wiener Werkstätte, war einer der besten Kunden seiner selbst: Über die Jahre orderte er nicht nur unzählige silberne Einrichtungsgegenstände (von Obstschalen bis Zahnstocherhalter), sondern auch erlesenen Schmuck, etwa eine besonders raffiniert gestaltete Hoffmann-Brosche. Auch das Ehepaar Otto und Eugenie („Mäda") Primavesi waren Mäzene der Werkstätte, die einflussreiche Journalistin Berta Zuckerkandl rührte in ihrem berühmten Salon kräftig die Werbetrommel.

 

Emilie Flöge: Beschenkte und Werbeträgerin

Wichtigste Promoterin war Emilie Flöge, der „Star" der Ausstellung: „Emilie trug stets Schmuck der Wiener Werkstätte, meist vier kleine Broschen, aber auch lange Ohrgehänge", erinnerte sich Elisabeth Schironi, das letzte Mannequin des Flöge`schen Modesalons. Ein ehemaliges Lehrmädchen meinte wiederum, Flöge habe „als einziges Schmuckstück eine lange Kette und eine schöne emailgetriebene Wiener-Werkstätte-Arbeit als Anhänger" getragen. Abgesehen von solchen - kritisch zu hinterfragenden - Quellen lassen sich im WW-Archiv deutliche Spuren Flöges in Zusammenhang mit Schmuck nachweisen. Gustav Klimt schenkte seiner Gefährtin mindestens zehn Schmuckstücke, sechs davon sind in der Ausstellung erstmals versammelt zu sehen. „Die Flöge" trug den Schmuck selbst beim Bootsfahren mit Klimt am Attersee - wie ein berühmter Schnappschuss „beweist".






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  • © Wien Museum
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    Wien Museum
  • Emilie Flög, ÖNB © Bildarchiv
    Emilie Flög, ÖNB © Bildarchiv
    Wien Museum
  • © Neue Galerie New York
    © Neue Galerie New York
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