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GIACOMETTI. Die Spielfelder

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Ab Januar 2013 ermöglicht die Hamburger Kunsthalle einen neuen Blick auf die Kunst von Alberto Giacometti (1901-1966) und macht dabei deutlich, warum das Werk eines der bedeutendsten Bildhau- er des 20. Jahrhunderts bis heute wegweisend ist. Dafür werden erstmals überhaupt Giacomettis in Deutschland kaum bekannte surrealistische Frühwerke zum Ausgangspunkt genommen und ihre Folgen für das gesamte, berühmte Nachkriegswerk aufgezeigt: In den fragilen Unikaten aus Holz, Mar- mor und Gips der 1920er und 1930er Jahre richtet Giacometti die Skulptur horizontal aus und entwi- ckelt das bis in die heutige Kunst reichende Konzept der ‚Skulptur als Platz’. Die Ausstellung verfolgt diese Idee über die bekannten Sammelskulpturen der Nachkriegszeit, mit ihrer typisch überlängten Formensprache, bis hin zu Giacomettis spektakulären mannshohen Entwürfen für seine Gestaltung des Vorplatzes der Chase Manhatten Bank in New York von 1960. Die überlebensgroßen Figuren bilden im Spätwerk wie in der Ausstellung den Höhepunkt der Suche nach einer idealen Platzgestaltung zwi- schen Kunst und Leben. Mit ihrer Präsentation werden die Räume der Galerie der Gegenwart zum Träger des zentralen Themas der Schau, nämlich zu inszenierten ‚Spielfeldern’ für die Besucher selbst.

In diesem neuartigen, themenspezifischen Werküberblick legt die Ausstellung dar, wie sehr Werk und Sockel, Präsentiertes und Präsentationsform bereits in den surrealistischen, so genannten Tischflächen- oder Spielbrett-Skulpturen ineinander fallen. Entscheidend ist dabei die bedeutungsvolle Positionierung der einzelnen, geheimnisvoll auf Eros, Tod und Erinnerung anspielenden Elemente. Bislang unbekannte Zeichnungen aus Privatsammlungen eröffnen zudem eine bisher unentdeckte, weitergehende Wahr- nehmung: Giacometti zeichnet winzige menschliche Figuren in die Spielflächen und macht deutlich, dass die Skulpturen als Modelle auf große öffentliche Platzgestaltungen verweisen. Hier sollte der Betrachter in aktiv-handelnden, körperlichen Austausch mit der Kunst treten. Die tischbrettgroßen ‚Spielfelder’ sind somit als Experimentierfelder für größenmaßstäbliche, den Menschen einbeziehende Realisierungen zu verstehen. Damit nimmt Giacometti die ‚Environment’-Kunst der 1960er Jahre voraus, in denen die Umgebung zum Teil des Werkes wird. Eine spezifische Auswahl der berühmten, zum Teil überlebensgroßen Skulpturen der Nachkriegszeit zeigt, wie weitgehend Giacometti die Idee der Spiel- felder immer wieder aufnimmt.

Keines der frühen wie späteren Schaumodelle wurde endgültig als öffentliche Platzgestaltung realisiert. Giacometti fertigte aber einzelne Elemente auch in einem mittleren Maßstab und umgab sich über Jahr- zehnte damit in seinem winzigen Pariser Atelier, das „mit der Zeit immer größer wurde“ (Alberto Giaco- metti). Er hielt ihre bedeutungsvollen Platzierungen auf seinem Atelierboden sorgsam fest, wie in einem Gedächtnistheater. Die Ausstellung ermöglicht mit zahlreichen Gemälde, Zeichnungen und Photogra- phien aus verschiedenen Schaffensperioden teils bisher ungesehene Einblicke in diesen außergewöhn- lichen Produktions- und Präsentationsort. Denn auch das Atelier war Giacomettis ‚Spielfeld’: Es wurde zur Bühne, auf welcher der Künstler sich selbst und seine Schöpfungen inszenierte. Dieses zu Recht zum Mythos gewordene Atelier wird in der Ausstellung erstmals rekonstruiert.

Die groß angelegte Schau umfasst rund 120 ausgewählte, zum Teil bislang kaum ausgeliehene Holz-, Marmor-, Gips- und Bronzeskulpturen sowie Ölgemälde, Zeichnungen und Photographien aller Werk- phasen aus internationalen Museen und Privatsammlungen. Präsentiert wird die ganze Spannweite und Aktualität von Giacomettis Kunst: Innerhalb der Formensprache von der Blockhaftigkeit zur fragilen Entmaterialisierung, innerhalb der Raumauffassung vom winzigem Produktionsort zum inszenierten Präsentationsort und innerhalb des Skulpturenbegriffs vom individuellen Objekt zum architekturbezoge- nen ‚Environment’.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher wissenschaftlicher Katalog auf Deutsch, Englisch und Spanisch, der in den Museumsshops, unter www.freunde-der-kunsthalle.de und im Buchhandel er- hältlich sein wird.

Kuratorin: Dr. Annabelle Görgen-Lammers

Die Ausstellung Giacometti. Die Spielfelder der Hamburger Kunsthalle wird im Anschluss von der Fundacion Mapfre, Madrid, übernommen.








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