Potsdam
Friedrich der Große und seine Antikensammlung
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Ausstellung28.04.2012 - 28.10.2012
Die Lykomedesgruppe reist aus Berlin ins Neue Palais nach Potsdam
Einen Monat vor Beginn der Ausstellung „Friederisiko“ werden acht Skulpturen der Berliner Antikensammlung nach Potsdam ins Neue Palais gebracht. Zum Jubiläumsjahr stellt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) erstmalig die Lykomedesgruppe so wieder zusammen, wie sie einst im Antikentempel im Park Sanssouci zu Friedrichs Zeiten stand.
In seiner Regierungszeit (1740-1786) erwarb Friedrich der Große bedeutende Antikensammlungen. Während er anfangs damit eine Geisteswelt der Mythologie und des ländlichen, unbeschwerten Lebens in seinen Schlössern darstellen wollte, war ihm später vor allem die Schaffung eines barocken Repräsentationsstils in seinen Schlössern wichtig.
Friedrich legte mit seiner Sammeltätigkeit die Grundlage für die heute überwiegend in den Berliner Museen ausgestellten Antiken. Dort wurden sie unter völlig anderen Prämissen präsentiert und inszeniert. Am Beispiel der »Lykomedesgruppe« können diese präsentationsästhetischen und wissenschaftlichen Transformationen, denen die Antikensammlung Friedrichs im frühen 19. Jahrhundert unterlag, nachvollzogen werden.
Die Lykomedesgruppe 1742 kaufte Friedrich II. die prominente Antikensammlung des verstorbenen französischen Kardinals Melchior de Polignac. Mit dem Kauf wollte der König nicht nur die Antike, sondern auch die französische Kultur nach Preußen transferieren. Die bekannteste Antike dieser Sammlung war die Lykomedesgruppe, deren zehn Figuren von dem französischen Barockbildhauer Lambert-Sigisbert Adam erheblich ergänzt worden waren, was dieser Skulpturengruppe ein modernes Aussehen verlieh. Vor ihrer Aufstellung wurden die Figuren restauriert. Einige von ihnen wurden dabei so erheblich verändert, dass sie eine vollkommen neue Identität erhielten.
Den Antikentempel im Park Sanssouci ließ Friedrich der Große eigens zur Aufstellung der Lykomedesgruppe 1768/69 von Carl von Gontard errichten. Hier sollte ein größerer Teil der königlichen Antikensammlung ausgestellt werden und einem interessierten Publikum – nach Anmeldung – zugänglich sein. Die Lykomedesgruppe war das eigentliche Prunkstück dieses ersten Museumsbaus in Brandenburg-Preußen. Die in der Umgebung von Rom als Torsi gefundenen antiken Statuen bildeten erst durch ihre barocken Ergänzungen ein Ensemble, das die Entdeckung Achills unter den Töchtern des Königs Lykomedes auf Skyros durch Odysseus wiedergab. Der französische Bildhauer Lambert-Sigisbert Adam hatte die ursprünglich größtenteils nicht zusammengehörenden Figuren wohl in Abstimmung mit dem Kardinal de Polignac zu einer solchen Gruppe zusammengestellt. Die Anregung zu dieser Interpretation und Ergänzung gab neben den schriftlichen Überlieferungen des Mythos ein Torso des Apollon im langen Kitharödengewand, den man als Achill in Mädchenkleidern interpretieren konnte. Die Töchter des Königs Lykomedes hingegen stellte Adam aus unspezifischen Fragmenten antiker weiblicher Gewandstatuen zusammen, denen er sprechende Attribute wie Toilettengegenstände und Accessoires in die Hände gab und ihre Köpfe mit barocken Modefrisuren versah. Die Mädchenstatuen verkörperten Posen der Überraschung und des Erschreckens. Denn die Gruppe sollte den Moment darstellen, in dem Odysseus Achill entdeckt. Heute ist nur noch eine Figur, das »junge Mädchen, die Sandalen anlegend«, in ihrem barocken Aussehen erhalten.
Alle anderen wurden 1828/1829 im Zuge der Einrichtung des Königlichen Museums in Berlin, umgestaltet. Die meisten der Töchter des Lykomedes interpretierte man ebenfalls entsprechend ihrer antiken Anlage als Musen.
Der Antikentempel war in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts der Ort für antike Kunst und Kultur in Potsdam. Seine abgeschiedene Lage im Park deutet darauf hin, dass er weniger als öffentlicher Ausstellungsort denn als persönliches Refugium gedacht war. Es ist jedoch nicht bekannt, ob sich Friedrich darin dem Studium der antiken Objekte tatsächlich gewidmet hat. Eine ausgesprochen wissenschaftliche Beschäftigung mit den dortigen Antiken ist weder für ihn noch für Antiquare und Gelehrte seines Umkreises nachweisbar. Sie setzte erst unter seinen Nachfolgern an der Wende zum 19. Jahrhundert ein und führte schließlich 1830 zur Gründung eines großen, öffentlich zugänglichen Antikenmuseums direkt gegenüber dem königlichen Schloss im Zentrum von Berlin.
Weitere Informationen auch unter perspectivia.net A. Dostert: „Friedrich der Große als Sammler antiker Skulptur“ „Friederisiko – Friedrich der Große. Die Ausstellung“, Beitrag von Astrid Fendt
"Friederisiko" im Neuen Palais, Potsdam, 28. April bis 28. Oktober 2012. Online-Tickets und Informationen unter www.friederisiko.de
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