Der österreichische Bildhauer Franz West (geboren 1947 in Wien) ist einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart. Autotheater, Wests erste große Retrospektive in Europa, entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum Ludwig in Köln und dem MADRE, Neapel und würdigt Wests Œvre als eine der bedeutendsten und zentralsten Positionen der Skulptur.

Als Anfang der 1980-er Jahre im Rahmen der Kölner Ausstellung Westkunst erste Passstücke ausgestellt wurden, sprach man zu Recht von einem Außenseiter der Kunst. Die Bedeutung und Anerkennung, die dem Werk heute beigemessen werden, ergaben sich erst nach 1992 infolge von Wests fulminantem Beitrag zur documenta IX. Ebenso unvergessen sind die Arbeiten Eo Ipso (1987), Wests erste Installation im öffentlichen Raum, und das Pissoir Etude de couleur (1991) für die Skulptur.Projekte in Münster 1997.

In mehr als 30 Arbeiten aus der Zeit von 1972 bis heute, die zum Teil in Werkgruppen zusammengeschlossen sind, wird die Komplexität und Eigenständigkeit des Werkes erlebbar. West kombiniert dabei gezielt Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffenszeiten und öffnet damit neue Zusammenhänge innerhalb des Gesamtwerks.

Der Ausstellungstitel Autotheater verdeutlicht die performative, interaktive Dimension seines Werkes. Mit Kunst zu interagieren ist ein Grundgedanke in Franz Wests Werk, der sich als roter Faden auch durch diese Ausstellung zieht. So werden die Besucher/innen immer wieder aufgefordert, Kunstobjekte zu benutzen, mit dem Werk zu verschmelzen und auf diese Weise Protagonisten/innen der Ausstellung zu werden. Die Passstücke sind laut Franz West „gleichsam Skulpturen, die man in die Hände nehmen kann, um nach eigenem Ermessen zu gestikulieren“. Diesen Dialog mit dem/der Betrachter/in übertrug West auch auf seine Möbelskulpturen, die er seit Mitte der 1980-er Jahre herstellt und die die Grenzen zwischen bildender und angewandter Kunst lockerten. Seit den 1990-er Jahren arbeitet er zunehmend mit anderen Künstlern/innen zusammen, wie z.B. Michelangelo Pistoletto (Spiegel in Kabine mit Passstücken) oder Heimo Zobernig (Auto Sex).

Die unterschiedlichen Medien und Techniken zeigen die Vielseitigkeit von Wests Werk, das sich seine Aktualität zwischen Form und Nicht-Form, funktionalem Objekt, künstlerischer Skulptur und Interaktion mit den Besuchern stets bewahrt und nicht zuletzt durch Originalität und Humor überzeugt.