DIE SAMMLUNG B
DIE SAMMLUNG BORROMEO
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Ausstellung16.11.2007 - 11.02.2008
Durch politische Umstände und durch persönliche Freundschaften befördert, standen diese drei Unternehmen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in regem Austausch. Die königlichen Manufakturen in Europa trieben sich in dieser Zeit gegenseitig regelrecht zu Höchstleistungen an. Wäre es noch wenige Jahrzehnte zuvor undenkbar gewesen, einem Mitarbeiter einer anderen Manufaktur Einblicke in die eigene Produktion zu gewähren, so korrespondierten nun die drei Direktoren der Manufakturen in Sèvres, Berlin und Wien über Rohstoffquellen, Rezepte und andere künstlerische Fragen. Neu angelegte Mustersammlungen fremder Porzellane und Studienreisen von Künstlern sorgten für einen erstaunlich offenen und inspirierenden Austausch von Formen, Dekoren und Malweisen. In den Akten der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) belegen Modellbezeichnungen wie „französische Vase" oder Dekorationsmuster wie „Wiener Kante" diese Verbindungen auf anschauliche Weise, in Wien produzierte man hingegen „Campanerschalen" nach Berliner Vorbild und Vasen nach „Sèvres-Art".
Zugleich kam es in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zu tiefgreifenden Veränderungen der Porzellantechnik. Nunmehr akademisch geschulte „Arkanisten" (Spezialisten der Porzellanherstellung) entdeckten neue Farben, die eine vollkommen neue Maltechnik ermöglichten. Besondere Vergoldungen, verbesserte Drucktechniken und bunte Glasuren, aber auch innovative Brennverfahren eröffneten neue Möglichkeiten, die letztlich zu einem Bruch mit den Traditionen des 18. Jahrhunderts führten.
Geschichte(n) auf Porzellan
Die ungewöhnliche Reichhaltigkeit und Qualität der Sammlung Cohen ermöglicht es, diese Aspekte erstmals in einer Ausstellung darzustellen. Von den ersten Micromosaikmalereien der Berliner KPM bis zu ehrgeizigen Monumentalvasen für die Weltausstellung 1855 in Paris breitet die Schau das gesamte Spektrum der Porzellankunst dieser Zeit aus. Raffinierte Vergoldungen, augentäuschende Materialimitationen, bewegte Schilderungen der napoleonischen Kriege oder zarte Blumen mit versteckter Symbolik beleben elegant geformte Gefässe. Ein Pferderennen in Paris (1811), hüftschwingende Tänzerinnen auf Tahiti (1821), die Entdeckung der Eisinseln durch Captain Cook oder ein Überfall auf Wanderer im Schwarzwald - zahlreiche minutiös gemalte Geschichten sorgen zwischen den prachtvollen Ornamenten für unterhaltsame Abwechslung und laden zu genauer Betrachtung. Zu den wichtigsten Objekten der Sammlung zählt auch ein Déjeuner mit Szenen aus Ägypten, das Napoleon Bonaparte der Herzogin von Montebello schenkte. Ein reich illustrierter Katalog mit Beiträgen von Sarah Louise Galbraith, Claudia Lehner-Jobst, Tamara Préaud, Arnulf Siebeneicker und Samuel Wittwer, der in deutscher und englischer Sprache im Hirmer Verlag erschienen ist, begleitet die Ausstellung und ist im Shop des Museums erhältlich.
RAHMENPROGRAMM
Die Ausstellungen DIE SAMMLUNG BORROMEO und DIE SAMMLUNG COHEN werden von einem Rahmenprogramm begleitet, das eine vertiefende Auseinandersetzung mit den beiden Privatsammlungen ermöglicht.
Sowohl bei Expertenvorträgen als auch bei Führungen kann der Besucher Näheres und Wissenswertes über die Familie der Principi Boromeo sowie über die königlichen europäischen Manufakturen des 19. Jahrhunderts erfahren. Von 16. bis 19. und 23. bis 26. November 2007 werden in der Sala Terrena Produkte und Angebote der Region Piemont präsentiert. Der Besucher kann sich hier - unterstützt durch die italienische Zentrale für Tourismus (ENIT) sowie die Agenzia Regionale per la Promozione Turistica del Piemonte (www.torinopiemonte.com) - ausführlich über Kunst, Kulinarik und Reiseangebote informieren. Der Eintritt ist frei.
Kinder sowie Erwachsene haben in der Vorweihnachtszeit schliesslich die Möglichkeit, unter Anleitung von PorzellanmalerInnen der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten Porzellane nach klassizistischen Vorlagen zu bemalen.
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