Die Kunst der
Die Kunst der Interpretation
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Ausstellung06.03.2009 - 14.06.2009
Italienische Reproduktionsgraphik von Mantegna bis Carracci
Eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts vom 6.3.2009 bis 14.6.2009 im Kupferstichkabinett.
Ort: Kulturforum Potsdamer Platz, Eingang: Matthäikirchplatz Eröffnung: Donnerstag 5. März 2009, 19 Uhr Öffnungszeiten: Di-Sa 10-18 Uhr, So 11-18 Uhr, Sonntagsführungen 15 Uhr Kuratoren: Dr. Hans Jakob Meier, Prof. Dr. Heinrich Schulze Altcappenberg Die Geburtsstunde der Reproduktionsgraphik und deren komplexe Entwicklung im 16. Jahrhundert stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung, welche die neuen Wege des Bildtransfers mittels der Druckgraphik verfolgt.
Die Ausstellung versucht den interpretatorischen Freiraum auszuloten, der Kupferstechern und Holzschneidern in ihrer Umsetzung der Skizzen und modelli Raffaels, Tizians und Parmigianinos offenstand. Der größte Teil der Exponate stammt aus den Beständen des Berliner Kupferstichkabinetts. Eine Auswahl von etwa 90 Objekten gewährt Einblicke in Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Stechern.
In Italien beginnt sich zwischen 1485 und 1600 aus der noch jungen Kunst des Kupferstichs eine neue Gattung der Druckgraphik herauszulösen: Kupferstecher nutzen das Medium nicht mehr für eigene Kompositionen, sondern verpflichten sich der graphischen Interpretation von Bildkonzepten anderer, führender Künstler der Zeit. Damit beginnt sich, an der Schwelle zur Epoche Michelangelos und Raffaels, der Bildtransfer zwischen Künstlern erstmals von den Überlieferungstraditionen des Mittelalters zu lösen - der Bildüberlieferung durch Musterbücher und Werkstattbindungen.
Diese Geburtsstunde der Reproduktionsgraphik steht ebenso im Mittelpunkt der Ausstellung des Berliner Kupferstichkabinetts wie deren komplexe Entwicklung im 16. Jahrhundert. Die Ausstellung beruht auf Forschungen des Verf., die im Rahmen eines von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekts am Kupferstichkabinett abgeschlossen werden konnten. Eine dort im Dezember 2007 vor Originalen durchgeführte internationale Tagung unterstützte den Fortgang der Studien. Die Forschungsergebnisse werden 2009 publiziert.
Der größte Teil der Exponate stammt aus den Beständen des Kupferstichkabinetts. Eine Auswahl von etwa 90 Objekten gewährt Einblicke in Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Stechern. Die Ausstellung verfolgt die neuen Wege des Bildtransfers; sie versucht den interpretatorischen Freiraum auszuloten, der Kupferstechern und Holzschneidern in ihrer Umsetzung der Skizzen und modelli Raffaels, Tizians und Parmigianinos offenstand (Abb. 1, 2). Die den Reproduktionsstich prägende Bindung an Aufgaben des beweglichen Devotionsbildes wird ebenso berührt wie dessen Funktionen als Schulung für Künstler und Bildquelle der Majolikaproduktion.
Kupferstiche und Holzschnitte, die von italienischen Meistern zwischen 1485 und 1600 nach Bildkonzepten zeitgenössischer Künstler geschaffen wurden, reflektieren zumeist Zeichnungen. Viele der in der Ausstellung präsentierten Blätter wurden sogar nur nach Zeichnungskopien originaler Zeichnungen ausgeführt. Damit läßt sich ein Grundzug der gesamten Epoche kennzeichnen: der Zugriff auf die Zeichnung eines Meisters, als unmittelbarster Ausdruck erster künstlerischer Fixierung seines Bildgedankens, war von vorrangigem Interesse für den Kupferstecher; die Interpretation und Verbreitung des gezeichneten Bildgedankens im Kupferstich von erstrangiger Bedeutung für den Künstler.
Das fraglose Interesse von Künstlern an der Umsetzung ihrer Gemälde in den Kupferstich, das in späteren Jahrhunderten die Norm werden sollte, blieb dagegen bis zum Beginn der Zusammenarbeit zwischen Agostino Carracci und Paolo Veronese (1582) im Hintergrund. Die Arbeit von Stechern nach Zeichnungskopien weist auf ein zweites Merkmal der Epoche hin: zum Einen arbeiteten insbesondere im späten 15. Jh. Viele Stecher ohne Verbindung zu den Werkstätten des Künstlers; zum Anderen blieb der Zugriff auf Meisterzeichnungen mancher Künstler - etwa der wohl gehüteten Zeichnungen Michelangelos - schwierig. So vollzog sich etwa die Umsetzung von Michelangelos Puttenfest oder Ganymed zweifellos auf dem Umweg erstrangiger Kopien, die den Stechern durch Verlegerpersönlichkeiten wie Antonio Lafreri zugespielt wurden.
Ein Aspekt der Ausstellung widmet sich der Entwicklung von Liniensystemen im italienischen Kupferstich. Die Interpretation einer Zeichnung oder eines Gemäldes im Kupferstich war nicht zu trennen vom graphischen Vokabular, das einem Kupferstecher zu Gebote stand. Um 1485/90 jedoch hatte sich der italienische Kupferstich gerade in diesem Angelpunkt aller Stecherkunst neu zu orientieren. Kaum eine der bedeutenden graphischen Interpretationen lässt sich von der Suche nach neuen Liniensystemen trennen. Pollaiuolos monumentaler Kupferstich Kampf der zehn nackten Männer sowie die wenigen Kupferstiche Mantegnas gaben die entscheidenden Impulse. Um Mantegna formte sich eine Stecherschule, die dessen Technik aufnahm und seine Skizzen umsetzte - die Ausstellung zeigt den Fragment gebliebenen Kupferstichzyklus, der frühe Entwürfe Mantegnas zur berühmten Gemäldefolge des Triumphzugs Cäsars in Hampton Court reflektiert (Abb. 3).
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