Die Augsburger
Die Augsburger Prunkuhr – Ein Meisterwerk voller Rätsel
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Ausstellung30.11.2007 - 24.02.2008
Der Abschluss umfangreicher Restaurierungsarbeiten ist Anlass, die 1,40 Meter hohe Augsburger Prunkuhr in den Mittelpunkt einer Kabinettausstellung zu stellen. Das technisch wie künstlerisch höchst aufwendige Werk ist zweifelsohne das zentrale Objekt der Uhrensammlung Landgraf Karls (reg. 1670 - 1730) und gehört zu den hervorragenden Beispielen Augsburger Goldschmiedekunst im ausgehenden 17. Jahrhunderts. Die Ausstellung im Museum Schloss Wilhelmshöhe (30.11.07 - 24.02.08) beleuchtet die technischen Raffinessen ebenso wie die herausragende kunsthandwerkliche Arbeit. Als Ergebnis jahrelanger Forschung wird das Prunkstück sowohl in den Kontext der Uhrensammlung Landgraf Karls eingeordnet, als auch in die Sammlung von Kunstkammerstücken und Kabinettmöbeln, die vornehmlich der fürstlichen Sammellust dienten. Ein Film berichtet von den Restaurierungen und zeigt die Funktionen der Uhr, die heute aus konservatorischen Gründen nicht permanent vorgeführt werden können.
Ein Unglücksfall wurde vor Jahren für die Wissenschaftler der Museumslandschaft Hessen Kassel zum Glücksfall. Die ausgedehnten Restaurierungsarbeiten, die an der Uhr nach einem Wasserrohrbruch notwendig wurden, boten zugleich die Möglichkeit das Meisterwerk auf intensivste Weise zu erforschen. Fragen zur Uhr gab es reichlich, war doch bis dahin nur der Uhrmachermeister und eine Jahreszahl, 1690, bekannt. Doch Caspar Hoffmann, dessen Signatur auf dem Uhrwerk hinterlassen ist, war im Jahr 1690 bereits tot. Wie und wo also wurde die Augsburger Prunkuhr geschaffen? Dr. Antje Scherner, Sammlung für Angewandte Kunst, und Dr. Karsten Gaulke, Astronomisch-Physikalisches Kabinett, begaben sich auf die Spuren des Meisterwerks und stellen in der Ausstellung ihre Forschungsergebnisse vor.
Die Stadt Augsburg war im 17. Jahrhundert die Luxusgütermetropole schlechthin. Wer etwas auf sich hielt und genügend Geld hatte, ging in Augsburg einkaufen. In der Ausstellung bietet sich dem Betrachter eine „Warenauslage" voller Preziosen, wie sie der vermögende Augsburgreisende vorfand. Landgraf Karl erwarb dort teuere Silbermöbel und vergoldete Tafelservice. In Augsburg wurden aber auch Uhren für die Höfe Europas hergestellt.
Die Augsburger Prunkuhr ist ein hervorragendes Beispiel für die Kombination von technischer Raffinesse und höchster Goldschmiedekunst. Ein Silberkistler fertigte das Gehäuse, ein Goldschmied goss die Statuetten, ein Uhrmacher schuf das Uhrwerk und den Kugellauf, ein Spielwerkmacher ließ die Musikstücke komponieren und brachte sie auf eine Walze. Durch das Zusammenwirken dieser Künstler ist zu erklären, dass die Uhr vollendet werden konnte, obwohl der Uhrmacher bereits vorher verstorben war. Man griff quasi auf „Fertigteile" zurück, die wir noch heute an anderen Augsburger Kunstwerken des 17. Jahrhunderts in ähnlicher Weise wieder finden. Nur das Gehäuse ist in Form und Ausführung einzigartig, über den Silberkistler jedoch nichts bekannt.
„In der Mitte des Raumes stund auf einem Fuß ein sehr grosses künstliches Uhrwerk, wie eine Pyramide, worauf vielerley zu sehen war." So beschreiben die Frankfurter Gebrüder Uffenbach 1709 ihren Besuch im Uhrensaal des „Kunsthauses" im Ottoneum. Kein Zweifel, dass damit die Augsburger Prunkuhr gemeint ist, die Landgraf Karl offensichtlich nicht in seinem Schloss, sondern an zentraler Stelle in seiner Kunstkammer aufgestellt hatte. Damit entschied er sich für eine Betrachtung der Uhr als Anschauungsobjekt und nicht als reines Luxusgut. Dies betont die exponierte Stellung, die sie innerhalb der Uhrensammlung des Landgrafen einnahm. Unter dem Dach des Kunsthauses hatte Karl 1709 das „Collegium Carolinum" gegründet, eine Art höhere Gewerbeschule, die das Studium der Natur- und Technikwissenschaften fördern sollte. Die Räume mit ihren vielseitigen Sammlungen waren nicht nur für Professoren und ihre Studenten, sondern auch für eine ausgewählte Öffentlichkeit zugänglich.
Die Augsburger Prunkuhr, die sich seit dem 17. Jahrhundert in der landgräflichen Sammlung befindet, blieb trotz ihrer herausragenden Goldschmiedearbeit immer Bestandteil der Uhrensammlung und wird nach der Ausstellung erneut im Astronomisch-Physikalischen Kabinett in der Orangerie zu sehen sein. Die Ausstellung „Die Augsburger Prunkuhr" ermöglicht jedoch temporär eine Präsentation im Kontext von Kunstkammerobjekten aus der Sammlung Angewandte Kunst, die im Hessischen Landesmuseum beherbergt ist, und lädt den Betrachter selbst zum vergleichenden Sehen ein - auf der Spur eines Meisterwerkes.
Die Augsburger Prunkuhr. Ein Meisterwerk voller Rätsel
30. November 2007 bis 24. Februar 2008
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, Feiertag 10 - 17 Uhr
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30.11.2007 - 24.02.2008