Stephansdom
Der Dombau von St. Stephan - Die Originalpläne aus dem Mittelalter
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Ausstellung11.03.2011 - 31.08.2011
Die finanzielle Last wurde in erster Linie von bürgerlichen Stiftungen, Einkünften aus Grundbesitz und vor allem Ablassgeldern getragen. Über mittelalterliche Urkunden lässt sich ein massives Ansteigen der Spenden von Wiener BürgerInnen für St. Stephan ab etwa 1300 belegen, wobei die Stifter vorerst explizit den Chorbau fördern wollten. Auch zahlreiche Ablassurkunden, die speziell für dieses Bauvorhaben ausgestellt wurden, wurden mitunter von einer ganzen Reihe von Erzbischöfen und Bischöfen gemeinsam ausgestellt.
Wie plante und baute man einen Dom?
Anders als die meisten der großen Kathedralen Frankreichs oder auch der Kölner Dom, ist der Wiener Stephansdom nicht nach einem einheitlichen, bis zur Vollendung festgeschriebenen Plan errichtet, sondern das Ergebnis eines kontinuierlichen Planungs- und Ausbauprozesses, der erst nach drei Jahrhunderten zu seiner endgültigen Erscheinungsform führen sollte. Immer wieder kam es – besonders nach Bau-Unterbrechungen durch Krieg etc. – zu Umplanungen mit teils enormen Auswirkungen, so war etwa der Südturm in seiner gigantischen Dimension ursprünglich so nicht geplant. Viele der technischen Probleme konnten erst im Laufe der langen Bauzeit gelöst werden.
Die Bauhütte von St. Stephan, die für Organisation und Durchführung der Kirchenbaustelle verantwortlich war, war international vernetzt und hatte enormes Ansehen. Für die Planung waren die Baumeister verantwortlich, unter ihnen legendäre Persönlichkeiten der Wiener Geschichte wie etwa Hanns Puchsbaum. Das Material der Pläne war Pergament, später Papier, die Zeichenwerkzeuge Tuschfeder, Lineal, Dreieck und Zirkel. Für die praktische Umsetzung zuständig war der „Parlier“, an der Ausführung arbeitete ein Heer an Steinmetzen, Maurern und anderen Handwerkern. Enorme Rodungen im Wienerwald oder in den Donauauen waren notwendig, um Holz zu bekommen, etwa für den Dachstuhl oder für Baugerüste, die Heranschaffung des Steinmaterials erforderte einen enormen logistischen Aufwand.
Trotz Baustelle ungestörter Betrieb
Die Großbaustelle wurde zu einem wichtigen ökonomischen Faktor in der Stadt und sorgte dafür, dass von weither Menschen kamen, um hier zu arbeiten – aufgrund von Seuchen und Kriegen herrschte ein eklatanter Mangel an ansässigen Arbeitskräften. Während der Bauarbeiten mussten rund um den eigentlichen Bauplatz Material, Werkzeug, Gerüste, Baumaschinen und Baukran usw. gelagert werden. Die begrenzten räumlichen Ressourcen mitten in der Stadt und der städtische „Normalbetrieb“ zu allen Tageszeiten erforderte einen gut organisierten Baubetrieb. Trotz der langen Bauzeit wurde die liturgische Bespielung während des Kirchenjahres, die Abhaltung von Gottesdiensten, Chorgebeten und Gedächtnisfeierlichkeiten, in St. Stephan aufrecht gehalten.
Der Bauprozess erfolgte in Abschnitten: Grundsätzlich ließ man den alten Bau möglichst lange stehen und schuf zunächst die Außenmauern, aber nur soweit, dass das Abbruchmaterial noch gut abtransportiert werden konnte. Für eine ungestörte kultische Nutzung wurden provisorische Schranken, behelfsmäßige Dächer aus Stroh, Holz- und Fachwerkeinbauten eingesetzt. Die Kirche fungierte aber nicht nur als Ort religiöser Bräuche: Immer wieder wurde die Kirche für Versammlungen der Landesfürsten, aber auch zur Unterzeichnung von Rechtsakten gebraucht, auch die Versammlungen der von Rudolf IV. gestifteten Universität fanden in der Stephanskirche statt.
Zur Ausstellung Im Zentrum der Ausstellung, in der neben 19 gotischen Planrissen weitere 120 Exponate zu sehen sind - darunter Urkunden, Fotografien, Grafiken, steinerne Architekturfragmente, Werkzeuge etc. - stehen die gotischen Planrisse von St. Stephan. Auch nach eingehender Beschäftigung mit ihnen lässt sich ihre Komplexität nicht leicht entschlüsseln. Die Technik, nach der sie einst gezeichnet und gelesen wurden, entspricht mittelalterlichen Vorstellungen und Denkprozessen, die von ihren Urhebern selbst in einer 10jährigen Ausbildung erlernt werden musste. Umso schwieriger ist es für ein breites Publikum in diese Welt einzutauchen, Infografiken und Modelle bieten hier Hilfestellungen an, ebenso 3-D-Verortungen und Fotos.
Die Vielschichtigkeit der mittelalterlichen Planrisse spiegelt sich auch in den weiteren Kapiteln der Ausstellung. Hier geht es auch um kultur- und mentalitätsgeschichtliche Themen, um religiöse Vorstellungswelten der damaligen Menschen und die Rahmenbedingungen der Zeit. Überdauert hat die Arbeitsweise und Handwerkskunst der Dombauhütte, die sich zwar die neuesten Techniken der Dokumentation angeeignet hat, aber dennoch den traditionellen Arbeitsmethoden verpflichtet fühlt. Damit die Ausstellung auch den jüngsten Besucherinnen und Besuchern Einblick in eine mittelalterliche Baustelle gewährt, gibt es eine eigene Spiel-Baustelle, bei der mittelalterliche Konstruktionstechniken ausprobiert werden können.
Eintritt: Erwachsene: 6 €. Ermäßigt 4 € (SeniorInnen, Wien Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Gruppen ab 10 Personen) bzw. 3 € (Lehrlinge, Studierende bis 27Jahre, Präsenz- und Zivildiener); Schüler und Jugendliche unter 19 Jahren - Eintritt frei! Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen - Eintritt frei!
BesucherInneninformation: Tel (+43 1) 505 87 47-0, www.wienmuseum.at; e-mail: service@wienmuseum.at
Kuratoren: Michaela Kronberger, Barbara Schedl
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