Stephansdom
Der Dombau von St. Stephan - Die Originalpläne aus dem Mittelalter
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Ausstellung11.03.2011 - 31.08.2011
Weltkulturerbe im Wien Museum
Die Architekturzeichnungen von St. Stephan aus dem Spätmittelalter sind einzigartig: Von keinem gotischen Dombau in Europa hat eine derart große Zahl von Planrissen auf Pergament und Papier die Jahrhunderte überlebt. Der Bestand umfasst 294 Planrisse, von denen die Akademie der bildenden Künste Wien 285 und das Wien Museum weitere 9 Stück besitzt. Insgesamt handelt es sich um 440 Zeichnungen, da über die Hälfte der wertvollen Pergamente und Papiere auf beiden Seiten benützt wurde. Diese detaillierten Pläne, nach denen die Dombaumeister und Steinmetze arbeiteten, finden sich seit 2005 auf der UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes. Sie stehen im Zentrum der Ausstellung, zum Beispiel ein fünf Meter hoher Aufriss des nie vollendeten Nordturms aus der Sammlung des Wien Museums.
Der höchste Turm Europas
Mehr als 300 Jahre wurde am Stephansdom gebaut. „Hoch hinauf“ lautete die Devise der gotischen Sakralbauten, die enorme Höhe des gigantisches Turms war auch ein Ausdruck von „Stadt-Marketing“ und Symbol kirchlicher wie weltlicher Macht. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1433 stand in Wien der höchste Turm Europas. Mehrere gleichzeitig laufende Turmbauprojekte zielten damals darauf, das Wiener Vorbild zu übertreffen. Lediglich dem Nordturm des Straßburger Münsters sollte dies gelingen. Der monumentale Dom mit dem bunt gedeckten Dach war von weitem sichtbar und wurde zur symbolische Mitte Wiens: St. Stephan fungierte auch als Repräsentationsbau der Landesfürsten, Pfarrkirche und später als Bischofssitz.
Die Planzeichnungen stammen von den berühmtesten Baumeistern der Zeit. Ausgeführt wurde das Werk von unzähligen Handwerkern und Hilfskräften, die von weither nach Wien strömten. Und das in einer Zeit, als Europa von Umweltkatastrophen, Epidemien und Kriegen heimgesucht wurde. Ausgehend von den Originalplänen behandelt die Ausstellung verschiedene Themen: Wie wurde der Dombau finanziert? Welche Rolle spielte dabei das Wiener Bürgertum? Wer plante? Wie funktionierte eine mittelalterliche Bauhütte? Woher kam das Baumaterial?
Der „Steffl“ im Museum
Im Wien Museum befinden sich wertvolle Bauskulpturen von St. Stephan, etwa die Fürstenfiguren. Im 19. Jahrhundert wurden diese am Dom durch Kopien ersetzt, die Originale kamen – wie auch die gotischen Glasfenster – ins Museum. Diese einzigartigen Kulturschätze ergänzen die Ausstellung, ebenso wie eine „Bildgeschichte“ des Steffls als Wiener Stadtikone von 1500 bis heute, u. a. mit frühen Kupferstichen, Veduten von Rudolf von Alt, Ansichtskarten oder das Manner-Logo. Dazu kommt die interaktive Station „„Achtung Baustelle!“, in der Bautechniken des Mittelalters vermittelt werden. Zudem gibt es einen Erkundungspfad durch die Dauerausstellung zu zahlreichen Exponaten mit Bezug zum Stephansdom.
Die Mittelalterliche Baugeschichte im Zeitraffer
Die Anfänge und das Aussehen der Stephanskirche im 12. Jahrhundert sind kaum zu rekonstruieren, so etwa ist es ungewiss, ob die Kirche bereits ein Westturmpaar hatte, dessen Mauerwerk in den unteren Geschossen der heutigen Heidentürme erhalten geblieben ist. Wer letztlich der Initiator des großen Bauvorhabens war − der Landesfürst, der Bischof von Passau, zu dessen Bistum Österreich damals zählte, oder die Wiener Pfarrgemeinde − ist bis heute ebenfalls nicht geklärt. Gesichert ist, dass die frühgotische Kirche (der Westbau mit den mehrgeschossigen Heidentürmen, das Riesentor und Teile der Westempore des heutigen Domes) 1263 geweiht wurde.
Anfang des 14. Jahrhunderts initiierten die Wienerinnen und Wiener einen großangelegten Chorneubau ihrer Pfarrkirche, danach war es der ehrgeizige Landesfürst Herzog Rudolf IV. (1339- 1365), der St. Stephan seinen Stempel aufdrückte: Die folgende Erweiterung umfasste unter anderem die Errichtung der Herzogsgruft und die Aufstellung seines prächtigen Grabmales direkt im Zentrum des Mittelchors, das zukunftsweisend als Grabstätte der Habsburgerherrscher gedacht war. Rudolf IV dürfte auch der Initiator zur Errichtung eines hohen Turmes gewesen sein, der Südturm wurde schließlich 1433 fertig gestellt, womit Wien – zumindest vorerst – den Wettlauf um den höchsten Turm gewann. Während seiner Errichtung wurde auch mit dem Neubau eines modernen, größeren Langhauses begonnen, dessen Eindeckung mit den berühmten farbigen Ziegeln ab 1449 erfolgte.
Schon kurz nach der Fertigstellung prägte das Erscheinungsbild der Kirchensüdseite – das hohe Dach und der Turm – die Silhouette der Stadt und wurde bereits im 15. Jahrhundert auf zahlreichen Stadtansichten malerisch festgehalten. Dies trug wohl wesentlich zur Identitätsbildung der Wienerinnen und Wiener bei. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann man mit dem Bau des Nordturmes, der bekanntlich unvollendet blieb. 1511 wurden die Arbeiten eingestellt. Kaiser Friedrich III. (1415-1493) gelang es, vom Papst eine Bistumserhebung zur erlangen, die 1480 in einem feierlichen Akt bekundet wurde.
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