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Designgeschichte

DANSK MØBEL DESIGN.

Designgeschichte

Der Aegget wurde zum bevorzugten Möbel für Hotellobbies und andere öffentliche Räume. Denn genau dafür hatte ihn Jacobsen konzipiert: als temporären Ruhe- und Rückzugs-bereich durch die hochgezogene Schale, als formgebendes Element kleiner schützender Inseln in stark frequentierten Räumen. Zugleich ist der Sessel aber drehbar und erlaubt die Teilhabe an sich rasch verändernden (Raum-)Situationen. Er spielt mit Versteckmöglich-keiten und Überraschungsmomenten, überwindet die Ernsthaftigkeit des Funktionalismus und wird zum vielschichtigen Symbol einer mehr und mehr in Bewegung geratenden Welt.

POUL KJAERHOLM (1929–1980): DESIGN
Poul Kjaerholm stellt mit seiner Vorliebe für Stahl eine Ausnahme im dänischen Möbeldesign der Nachkriegszeit dar. Aber auch in seiner formalen Strenge scheint er dem Klassizismus eines Mies van der Rohe näher als seinen skandinavischen Zeitgenossen. 1929 in Øster Vrå in Nordjütland geboren, besuchte er die Kunstgewerbeschule in Kopenhagen. 1955 wurde Kjaerholm Lehrer an der Möbelschule der Kunstakademie, 1973 deren Leiter und schließlich 1976 Professor für Möbel- und Raumkunst.

Während seiner Zeit an der Kunstgewerbeschule hatte Kjaerholm bereits ein Jahr als Designer bei der Firma Fritz Hansen gearbeitet, wo er bemerkenswerte Prototypen von Sitzmöbeln schuf. Zum seinem bevorzugten Material wurde matt geschliffener Stahl, oft in Kombination mit Leder, Peddigrohr, Holz oder Marmor. Einer seiner berühmtesten Werke ist die Deckliege PK24 (1965), die aus Mattstahl in Kombination mit Peddigrohr und Leder besteht. Die mehrfach gebogene Liegefläche ruht frei auf zwei Kufenelementen; Verbindungen und Gelenke werden ab nun offen gezeigt, ja mitunter geradezu graphisch hervorgehoben. Funktionalität steht hier nicht im Widerspruch zur kompromisslosen minimalistischen Formensprache.

Diese schließt freilich Individualität und Witz mit ein: Beim berühmten Couchtisch PK61 (1956) platziert Kjaerholm die Glas- oder Steinplatte auf vier identische Stahlrahmen, die sichtbare Schraubenverbindungen aufweisen. Die klassische Konstruktion wird jedoch durch eine asymmetrische Anordnung der Tischbeine ironisiert, wodurch sich nicht nur funktional sinnvolle freie Eckbereiche ergeben, sondern auch eine - besonders im Fall der Glasplatte - „schwebende“, beinahe rotierende Leichtigkeit.

Mit diesen Entwürfen verweist der Designer auf historische, in ihrer Funktionalität jedoch zeitlos gewordene Einrichtungsgegenstände. Die Lederliege PK80 (1957) illustriert deutlich diese Weiterentwicklung historischer Möbel – Assoziationen an römisch-etruskische Vorbilder lassen sich ebenso herstellen wie solche zu Bauhausentwürfen. Die Liege wurde damit zu einer Designikone, deren Bedeutung weit über das 20. Jahrhundert hinaus reicht.

Für seine Arbeiten wurde Poul Kjaerholm mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Nach seinem Tod im Jahr 1980 wurde die Produktion der meisten Entwürfe von der Firma Fritz Hansen übernommen.

DIE MÖBELFIRMA FRITZ HANSEN
Das Unternehmen wurde 1872 vom Tischlermeister Fritz Hansen als Tischlerwerkstatt in Kopenhagen nahe dem königlichen Schloss Amalienborg gegründet. 1887 folgt die Gründung einer größeren Werkstatt in Christianshavn im Zentrum Kopenhagens. Schon die ersten Produkte – darunter der von Fritz Hansen selbst entworfene Office Chair (1878) –zeigten jene handwerkliche Sorgfalt und die Reduktion auf konstruktionsbedingte Details, die für die Firma in der Zukunft zur Leitlinie werden sollte.

1896 wurde eine Produktionsstätte mit Sägemühle nördlich von Kopenhagen in Lillerød errichtet. 1915 produzierte die Firma den ersten dampfgebogenen Holzstuhl in Dänemark. Poul Fritz Hansen, der Enkel des Gründers, begann 1934 mit den Architekten und Designern Kaare Klint und Arne Jacobsen zusammenzuarbeiten. Klint entwarf für Fritz Hansen verschiedene, in ihrer Simplizität revolutionäre Regalsysteme und Schrankwände. Laufend wird vor allem mit Bugholz und später mit verleimtem Schichtholz experimentiert. In zunehmendem Maße stattet die Firma Fritz Hansen auch komplett öffentliche Gebäudeaus, darunter Schloss Christiansborg, die Universitätsbibliothek und das Kopenhagener Rathaus.

1933 produzierte Fritz Hansen auch einen der typischen Freischwinger von Mart Stam, doch blieb der Schwerpunkt bei dänischen Künstlern und – bis auf wenige Ausnahmen von Kjaerholm und Jacobsen – bei Holzmöbeln. Einen Höhepunkt im dänischen Möbeldesign – und damit in der Produktion von Fritz Hansen – markieren die 1950er- und 1960er-Jahre.

Arne Jacobsen entwarf zunächst einen Stuhl für das Restaurant des Bellevue-Theaters in Klampenborg (1934). Daraus entwickelte sich eine jahrzehntelange Kooperation mit der Firma Fritz Hansen, die legendäre Entwürfe wie die „Ameise“, das „Ei“ und den „Schwan“ einschließt. Poul Kjaerholm lieferte 1952 seine ersten Modelle für Fritz Hansen.

Aber auch außerhalb der dänischen Holzmöbeltradition stehende Entwerfer brachten nun ihre Ideen ein, darunter Verner Panton (ab 1956). Im 21. Jahrhundert unterstreicht Fritz Hansen seine neue Produktphilosophie durch Einführung des Brandings „Republic of Fritz Hansen“. Die Produktion älterer Modelle – vor allem von Poul Kjaerholm und Arne Jacobsen – wird wieder aufgenommen. Neue Modelle beinhalten die Stuhlserie Ice von Kasper Salto (2002), den Loungechair Attitude von Morten Voss (2006), den Space-Loungesessel der Deutschen Jehs+Laub (2007), die Alphabet-Sofas von Piero Lissoni (2008), den T-No.1-Tisch des Amerikaners Todd Bracher (2008), die Stuhlserie HK10 von Hiromichi Konno (2009) und das Favn-Sofa des katalanischen Designers Jaime Hayon (2011). In all diesen Fällen kommt es zu einem interessanten Dialog zwischen internationalen und dänischen Designtraditionen.






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