Väter Europas
Augustus und Karl der Große
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Ausstellung27.05.2014 - 21.09.2014
Vor 2000 Jahren starb der römische Kaiser Augustus, vor 1200 Jahren Karl der Große. Diesen beiden für Europa und seine Geschichte so wichtigen Persönlichkeiten widmet das Kunsthistorische Museum eine Kabinettausstellung, die am Beispiel einzigartiger Meisterwerke Gedankenwelt, Glanz und Größe der beiden Herrscher schlaglichtartig beleuchtet. Erstmals seit 1954 wird dabei das so genannte Krönungsevangeliar wieder öffentlich präsentiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei Ikonen des Museums: Die Gemma Augustea, eine der bedeutendsten Prunkkameen der Antike, die Kaiser Augustus als Jupiter auf Augenhöhe mit der Göttin Roma zeigt und sehr wahrscheinlich vom Kaiser persönlich besessen und in Händen gehalten wurde, sowie das so genannte Krönungsevangeliar, das unter Karl dem Großen entstand und mit seiner durchgängigen Purpurfärbung, der Goldschrift und seinen Miniaturen zu den bedeutendsten erhaltenen Werken der mittelalterlichen Buchkunst überhaupt zählt. Von Caesar als kaum bekannter junger Mann zum Erben bestimmt, muss sich Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) zunächst gegen seine Widersacher durchsetzen, ehe es ihm in einem Balanceakt zwischen dem Schein republikanischer Staatsordnung und absoluter Alleinherrschaft 27 v. Chr. gelingt, zum ersten römischen Kaiser aufzusteigen. Den Weg dieses außergewöhnlichen Mannes zur höchsten Macht illustrieren Münzprägungen, die mit ihren Bildern und Aufschriften – ähnlich unseren heutigen Tageszeitungen – eine besonders anschauliche Vorstellung von den zu Grunde liegenden politischen Ideen und Ereignissen zu geben vermögen. In den Jahrzehnten seiner Regierung schafft Augustus Grundlagen in Politik, Architektur, Kunst und Kultur, die Europa und die Welt zum Teil bis heute prägen. Dabei steht immer die Inszenierung der „aurea aetas“, eines Goldenen Zeitalters, im Mittelpunkt. Augustus definiert als erster Kaiser ein offizielles Herrscherporträt, das über Jahre hinweg unverändert in Form von Marmor- und Bronzebildnissen im Imperium Romanum allgegenwärtig ist. Werke wie die Grimani-Reliefs der Antikensammlung verherrlichen in präzise komponierten Szenen den immerwährenden Frieden. Den Höhepunkt augusteischer Kunstpolitik bilden jedoch die Prunkkameen, Reliefs aus edlen Steinen, die sicherlich im unmittelbaren Umkreis des Staatsmannes selbst entstanden sind, als Auftragswerk von ihm oder als Geschenk an ihn. In diesen ursprünglich nur im privaten Umfeld gezeigten Kunstwerken kommt man dem sich selbst so perfekt inszenierenden Kaiser ungewöhnlich nahe. Er erscheint in der Gemma Augustea, dem bedeutendsten derartigen Werk, das sich aus der Antike erhalten hat, als Jupiter auf Augenhöhe mit der Göttin Roma. Eine solche Szene wäre in der öffentlichen Darstellung niemals verwendet worden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Augustus die Gemma Augustea persönlich besessen und in Händen gehalten hat. Spätere Überlieferung verknüpft die Geschichte dieses außergewöhnlichen Kameos mit der Erinnerung an Karl den Großen, der ihn in der Schlacht als Talisman getragen und der Kirche St. Sernin in Toulouse geschenkt haben soll. Über Paris und Venedig gelangte er zu Beginn des 17. Jahrhunderts in die berühmte Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. in Prag und damit in die habsburgischen Sammlungen.
Karl der Große (748 [?] – 814) übernimmt im Jahr 768 n. Chr. von seinem Vater die Herrschaft über das Reich der Franken. Im Gefolge zahlreicher Kriegszüge gelingt es ihm, dieses Reich so auszuweiten, dass ihn schon Zeitgenossen als „Vater Europas“ oder auch „Leuchtturm Europas“ bezeichnen können. Im Anschluss an seine Krönung zum Kaiser im Jahr 800 durch den Papst in Rom führt er als erster Herrscher des lateinischen Mittelalters den Titel eines „Imperator Augustus“. In weiterer Folge wird diese auf den ersten römischen Kaiser zurückverweisende Titulatur im Heiligen Römischen Reich, das sich als Fortsetzung des 476 n. Chr.
untergegangenen – westlichen – Teils des Imperium Romanum verstand, bis 1806 in Verwendung bleiben.
Karl vermittelt seinen neuen Rang und seine neue Würde als Kaiser unter anderem im Kontext der Münzprägung, und zwar im Rahmen einer festlichen Ausgabe von Porträtdenaren, die sein Profilbild nach dem Vorbild römischer Imperatoren zeigen. Auf ebenso unmittelbare Weise lässt er die für ihn tätigen Künstler an die Tradition des Imperium Romanum anknüpfen. Wie kein zweites erhaltenes Werk der Buchmalerei dieser Zeit vermag das sog. Krönungsevangeliar in der Wiener Schatzkammer mit seiner Ausstattung und dem Bildschmuck die Vorbildwirkung spätantiker Malereien vor Augen zu führen. In weiterer Folge wird der Codex, der auch mit seiner durchgängigen Purpurfärbung und der Goldschrift höchsten imperialen Anspruch zeigt, als „Reliquie“ des 1165 heilig gesprochenen Gründers des Heiligen Römischen Reiches verehrt und jeweils bei den Feierlichkeiten zur Krönung des Oberhauptes dieses Reiches verwendet. Im Rahmen der Ausstellung wird der Bildschmuck dieses einzigartigen Hauptwerks mittelalterlicher Buchkunst nach sechzig Jahren erstmals wieder öffentlich präsentiert. Im Wechsel werden dabei insgesamt fünf verschiedene Doppelseiten zu sehen sein. Zusätzlich wird die 2012 im Faksimile-Verlag München erschienene vollständige Reproduktion des Krönungsevangeliars gezeigt, anhand derer sich der Besucher einen Eindruck vom gesamten Werk verschaffen kann.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Georg Plattner, Direktor der Antikensammlung, Franz Kirchweger, Kurator der Kunst- und Schatzkammer, Michael Alram, Direktor des Münzkabinetts und Kathrin Siegl, Projektmitarbeiterin des Münzkabinetts.
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27.05.2014 - 21.09.2014
Öffnungszeiten: Di – So, 10 – 18 Uhr
Do, 10 – 21 Uhr
Juni bis August:
täglich geöffnet!
Einlass ist jeweils bis eine halbe Stunde vor Schließzeit!Die Präsentationstermine der fünf verschiedenen Doppelseiten des Krönungsevangeliars sind wie folgt: 27.5.–23.6. Evangelist Johannes (fol. 178/179); 23.6.–14.7. Kanontafeln (fol.8/9); 14.7.–11.8. Evangelist Matthäus (fol. 14/15); 11.8.–1.9. Evangelist Markus(fol. 76/77); 1.9.–21.9. Evangelist Lukas (fol. 117/118).