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Klimawandel als Gefahr für Denkmal Leuchtturm Roter Sand

Gutachter stellen Risiken für den Leuchtturm Roter Sand vor
Seit über 130 Jahre steht das erste Offshore-Bauwerk der Welt, der Leuchtturm Roter Sand, in der Deutschen Bucht. Seine exponierte Lage auf einer Anhöhe des Meeresbodens machte ihn immer schon für Strömungen und Wellen anfällig. Die Erhöhung des Meeresspiegels und vermehrte extreme Wettereignisse stellen die Pflege und den Erhalt des Denkmals inzwischen zunehmend vor Probleme. Die Möglichkeiten einer nachhaltigen Instandhaltung des 1986 außer Betrieb gestellten Seezeichens wurden nun untersucht. Die Ergebnisse aus den 2019/2020 erarbeiteten Fachgutachten der GMG Ingenieurgesellschaft Dresden von Dr.-Ing. Peter Lieberwirth sowie der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und der GWT-TUD GmbH, der Gesellschaft für Technologie- und Wissenschaftstransfer, wurden jetzt auf einer Online-Tagung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) vorgestellt.

Nicht nur die Rahmenbedingungen des Weltklimas haben sich geändert, auch die Anforderungen an Stabilität und Nachhaltigkeit. So erfüllen die verwendeten Puddelstähle nicht mehr die Anforderungen an Offshore-Bauwerke heutzutage. Höhere Belastungen erfordern eine Ertüchtigung der Statik etwa durch zusätzliche Verstärkung durch räumliches Stabwerk oder Aufdoppelungen von Stegblechen in den einzelnen Geschossen. Ob eine komplexe Erhöhung des Turmsockels die Gefahrenlage mindern kann, ist nicht absehbar.

Gründliche Materialproben der Außenbeschichtungen haben erhebliche PCB- und Bleiwerte ergeben. Dringend notwendige Arbeiten an der Außenhaut sowie ein neuer Korrosionsschutz sind so in Anbetracht der Giftstoffbelastung nur unter strikten Arbeitsschutzmaßnahmen und mit hohem Aufwand möglich. Nicht nur die Nähe des Welterbes Wattenmeer erfordern eine Einhausung des Turms bei solchen Arbeiten, die in Anbetracht von Sturm und Tide vor Ort technisch kaum möglich ist.

Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, fasst zusammen: „Wir haben es mit einem echten Dilemma zu tun: jede Maßnahme, die wir durchführen, reduziert den Denkmalwert dessen, was wir erhalten wollen.“ Der Frage nach dem Denkmalwert und seinem Wandel ging die Präsidentin des Landesamtes für Denkmalpflege, Dr.-Ing. Christina Krafczyk nach. Die Situation aus Sicht des Bundes wurde von Dr.-Ing. Frauke König vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur erläutert.

Der Leuchtturm Roter Sand ist das bekannteste Seezeichen an Deutschlands Nordseeküste. Das maritime Wahrzeichen steht auf halbem Weg zwischen Helgoland und Bremerhaven in offener See, rund 30 Seemeilen von Bremerhaven entfernt. 1987 wurde der Turm in einer spektakulären Aktion zur Festigung des unter Wasser liegenden Turmsockels gerettet. Nun setzen dem historischen Bauwerk erneut die See und ihre steigenden Unwägbarkeiten zu.

Das älteste Offshore-Denkmal ist zwar eine geniale Ingenieurleistung des 19. Jahrhunderts, doch „für die heutigen, seinerzeit nicht vorhersehbaren Belastungen ist der Turm nicht präpariert,“ erläutert Dipl.-Ing. Matthias Wagner. Der Projektarchitekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – der Besitzerin des Bauwerks – begleitete gemeinsam mit den Fachleuten des Bundes – der Eigentümerin des Turms – sowie der Dresdner Ingenieurgemeinschaft GMG und beteiligten Labors die umfangreichen Untersuchungen zum Schutz des Leuchtturms.

Seit 1987 hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zusammen mit dem Förderverein Leuchtturm Roter Sand e.V. die regelmäßige Wartung am Turm ausgeführt. Nicht zuletzt dank der treuhänderischen Stiftung Leuchtturm Roter Sand in der DSD hat sie seit der Übernahme über eine Million Euro für Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an dem technischen Denkmal bereitgestellt. Dennoch: Die nicht vermeidbaren Korrosionsschäden des im Meer gegründeten Bauwerks betreffen auch die konstruktiven Bauteile. Die Untersuchungsergebnisse hinterfragen daher die dauerhafte Haltbarkeit des vor 130 Jahren entwickelten statischen Systems im Hinblick auf die nächsten Jahrzehnte.

DSD und Bund blicken mit Sorge auf die langfristige Situation des Leuchtturms. Sie müssen nun ein Konzept für den Erhalt dieses maritimen Denkmals erarbeiten, damit der Rote Sand für die Nachwelt nicht verlorengeht. Dabei spielt auch die Zugänglichkeit des Leuchtturms für Besucher eine wichtige Rolle. Akute Sorgen bestehen nicht: Der Leuchtturm Roter Sand steht auf absehbare Zeit stabil.

Seinen Namen erhielt der „Rote Sand” von seinem Standort in der Außenweser, einer Sandbank mit rotem Muschelkalk. Von 1885 bis 1964 war der Turm bemannt, bis 1986 brannte das Leuchtfeuer auf diesem ersten Offshore-Bauwerk der Welt. Der „Rote Sand” mit seinen drei Erkern wurde zum Sinnbild des Leuchtturms schlechthin. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nahm den Leuchtturm nach seiner Außerdienststellung 1987 in Besitz und errichtete die treuhänderische Stiftung Leuchtturm Roter Sand in der DSD zur dauerhaften Pflege, für die sie sich seither gemeinsam mit dem Förderverein Leuchtturm Roter Sand e.V. einsetzt.

Weitere Informationen: www.leuchtturm-roter-sand.de
Spenden und Zustiftungen sind in jeder Höhe möglich: DSD-Stiftung Leuchtturm Roter Sand IBAN DE05 3708 0040 0263 6670 03; BIC DRESDEFF370.








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  • Leuchtturm Roter Sand © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
    Leuchtturm Roter Sand © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
    Deutsche Stiftung Denkmalschutz
  • Leuchtturm Roter Sand © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
    Leuchtturm Roter Sand © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
    Deutsche Stiftung Denkmalschutz
  • Wartungsarbeiten am Leuchtturm Roter Sand © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
    Wartungsarbeiten am Leuchtturm Roter Sand © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
    Deutsche Stiftung Denkmalschutz