Das Piet Mondrian Conservation Project, 2019–2021
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Ausstellung23.09.2020 - 31.12.2021
Stand des ersten Forschungsjahres (2019/20)
Extensive Forschungsarbeit in Gestalt mehrheitlich technologischer Untersuchungen sowie aufwendiger Materialanalysen und begleitender Archivrecherchen bestimmten das erste Projektjahr, das den drei frühen Gemälden, Eukalyptus (1912), Composition No. XVI (Compositie I, Arbres) (1912/13) und Composition No. VI (Compositie 9, Blue Façade) (1914) gewidmet war. An allen drei Frühwerken wurden die bildgebenden Verfahren durchgeführt und minimalste Materialproben entnommen und analysiert. Dabei zeigte sich, dass sich Eukalyptus und Composition No. XVI (Composite I (Arbres) in einem ausserordentlich authentischen und originalen Zustand befinden. Diese Entdeckung gewährt den Restaurator*innen einen einmaligen direkten und unbeeinträchtigten Einblick in die Maltechnik Mondrians. Das Gemälde Composition No. VI (Compositie 9, Blue Façade) wurde dagegen in der Vergangenheit mehrmals restauriert: Ein starker Eingriff erfolgte in den 1970er-Jahren mit der damals gängigen «Doubliermethode», ein Restaurierungsverfahren auf Grundlage von rückseitig kaschiertem Gewebe und Behandlung der Malschicht, das heute so nicht mehr praktiziert wird. Ernst Beyeler hat versucht, dies teilweise wieder rückgängig zu machen, nicht zuletzt damit die ursprüngliche Leinwandrückseite mit dem originalen Werktitel wieder sichtbar wird. Doch viele originale Eigenschaften, wie z. B. die Oberflächenstruktur, sind für immer verloren.
Als weiteres Ergebnis der Untersuchung von Eukalyptus trat deutlich hervor, wie unverzichtbar Vorskizzierungen für Mondrian waren und welche Bedeutung er der prozesshaften Ausarbeitung der Kompositionen in dieser entscheidenden Phase des Übergangs vom Figürlichen zur Abstraktion beimass. Auch die Untersuchungen von Composition No. VI (Compositie 9, Blue Facade) förderten zutage, wie kritisch Mondrian während des Werkprozesses auf seine Bildfindungen blickte und dass er selbst oft nicht mit ihnen zufrieden war. Im Röntgenbild konnten kompositionelle Veränderungen der schwarzen Linien festgestellt werden, was darauf hindeutet, dass der Künstler das Gemälde zwischen den Ausstellungen von 1914 und 1915 oder bald danach nochmals überarbeitet hat.
Composition No. XVI (Compositie I, Arbres) überrascht mit einer interessanten pastellhaften Farbwahl. Hier hat sich bei den Analysen etwa gezeigt, dass die Farbe der industriellen Grundierung, deren Cremeton sich aus Weiss- und Ockerpigmenten zusammensetzt, bewusst vom Künstler gewählt worden war. Die übrigen analysierten Farbmittel sind klassische Pigmente, allerdings in einer relativ starken Ausmischung mit Bleiweiss.
Alle drei Werke haben ihre Originalrahmen verloren. Recherchen sowie historische Aufnahmen geben jedoch konkreten Aufschluss darüber, wie die Rahmen ausgesehen haben könnten. Momentan werden verschiedene Optionen mit massangefertigten Mustern erprobt und diskutiert.
Erste Resultate
Schon angesichts des gegenwärtig erreichten Forschungsstands zeigt sich, dass es eine grosse Herausforderung darstellt, die den Mondrian-Werken zugrundeliegenden künstlerischen Prinzipien und Verfahren in all ihren Facetten zu ergründen und zu verstehen. Auf den ersten Blick scheinen vor allem die bekannten abstrakten Spätwerke mit ihren Linienkonstruktionen und monochromen Farbflächen sehr simpel gestaltet zu sein. Doch eröffnet sich bei genauerer Betrachtung ein komplexer Kosmos. Die Kompositionen sind während eines langen Prozesses bis auf Feinste austariert und stetiger Überprüfung unterzogen worden. Die Umsetzung mit Farbe und Pinsel erfolgte so differenziert und meisterhaft, dass sie noch viele offene Fragen zur Art und Weise, wie Piet Mondrian die Werke gemalt hat, aufwirft.
Beginn des zweiten Forschungsjahrs (2020/21) in Partnerschaft mit La Prairie
Im zweiten Jahr konzentrieren sich die Forschungsarbeiten nun auf die vier Spätwerke Tableau No. I (1921–1925), Composition with Yellow and Blue (1932), Composition with Double Line and Blue (1935), Lozenge Composition with Eight Lines and Red (Picture No. III) (1938. Dieser Teil der Forschungsarbeit wird von La Prairie unterstützt. Alle vier Gemälde werden mit denselben, oben beschriebenen Methoden untersucht und analysiert. Mondrian war in dieser Schaffenszeit äusserst produktiv, sodass heute viele internationale Museen Gemälde des Künstlers aus jenen Jahren besitzen. Diese können als Vergleichswerke herangezogen werden, weshalb eine Untersuchung und genaue Betrachtung vor Ort sinnvoll ist.
Der sich auf die genannten vier späten Werke erstreckende Teil des Piet Mondrian Conservation Project wird von La Prairie unterstützt.
«Als Schweizer Haus sind wir besonders stolz, eine der angesehensten kulturellen Institutionen der Schweiz zu unterstützen. Uns verbinden mit der Fondation Beyeler gemeinsame Werte sowie die Zielsetzung, Kunst aus der Schweiz mit der Welt zu teilen. Dass La Prairie ein Projekt unterstützt, welches sich der Bewahrung emblematischer Kunstwerke vor dem Lauf der Zeit verschreibt, verleiht dieser Zusammenarbeit noch tiefere Sinnhaftigkeit», sagt Greg Prodromides, Chief Marketing Officer von La Prairie.
Kunst war schon immer wesentlicher Bestandteil von La Prairie, seit einer wegweisenden Begegnung mit der Künstlerin Niki de Saint Phalle. Mit grossem Stolz präsentiert La Prairie 2020 im Rahmen der Corporate Social Responsibility Bestrebungen der Marke ein neues Kapitel in ihrer Unterstützung von Kunst und Kultur, indem sie mit der Fondation Beyeler eine Partnerschaft zur Erhaltung der oben erwähnten vier emblematischen Kunstwerke eingeht.
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23.09.2020 - 31.12.2021
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr Während der Feiertage bleiben die Öffnungszeiten bestehen.