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Beethoven Menschenwelt und Götterfunken

Mit der Wiedereröffnung des Prunksaals am Freitag, 29. Mai 2020 verlängert die Österreichische Nationalbibliothek die erfolgreiche Sonderausstellung zu Ludwig van Beethoven bis 10. Jänner 2021: "Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken" ist damit das ganze Jubiläumsjahr hindurch zu sehen. 
Ludwig van Beethoven: Der Name steht für ein musikalisches Lebenswerk, das bis heute die Menschen weltweit begeistert. Zum 250. Geburtstag des großen Komponisten im Jahr 2020 widmet ihm die Österreichische Nationalbibliothek schon ab 19. Dezember 2019 im Prunksaal die Sonderausstellung „Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken“. Über 100 Objekte präsentieren darin den Menschen ebenso wie das überragende Musikgenie. Das Spektrum reicht von wichtigen Originalpartituren über eine umfangreiche Sammlung von Briefen bis hin zu interessanten Bilddokumenten, die alle aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek stammen. Bereichert werden diese historischen „Zeitzeugen“ um eine kostbare Leihgabe der Staatsbibliothek zu Berlin, die erstmals in Österreich öffentlich ausgestellt ist: Ein Teil des Originalmanuskripts der 9. Sinfonie, des wahrscheinlich bekanntesten Werkes Beethovens. Aufgeschlagen ist die Seite, die die berühmten Textworte „Freude, schöner Götterfunken“ enthält. Die Partitur zählt seit 2001 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe und ist aus konservatorischen Gründen nur bis einschließlich 8. März 2020 im Original zu sehen.

Gleichzeitig mit der Ausstellung startet auch „Beethoven Digital“: Auf diesem Portal stehen erstmals alle Objekte mit direktem Bezug zu Beethoven, die in den Archiven der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt werden, allen Interessierten online zur Verfügung.

Von Bonn nach Wien
Ludwig van Beethoven wurde am 17. Dezember 1770 in Bonn getauft, weshalb die Welt 2020 seinen 250. Geburtstag feiert. Ihren Ausgangspunkt nimmt die Ausstellung beim jungen Beethoven, der 1792 von Bonn nach Wien aufbrach, um dort sein Studium der Musik fortzusetzen. Dass aus dem geplanten Studienaufenthalt ein Bleiben bis zu seinem Tod am 26. März 1827 werden würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. In das im Original ausgestellte Stammbuch, das die Bonner Freunde zum Abschied Beethovens verfassten, trug sich auch Graf Ferdinand Waldstein ein mit der prophetischen Formulierung: „Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozart’s Geist aus Haydns Händen.“ Damit wird der 21-jährige Musiker erstmals in der direkten Verbindung mit Haydn und Mozart genannt.

In Wien nahm Beethoven Unterricht bei mehreren musikalischen Autoritäten, darunter etwa Johann Fux, Johann Albrechtsberger und Antonio Salieri. Der Unterricht umfasste Kontrapunktstudien ebenso wie Vokalkomposition. Das Verhältnis zu seinem Lehrer Joseph Haydn war nicht völlig ungetrübt: Beethovens ungestümer Habitus und sein Selbstbewusstsein ließen seinen alternden Lehrer mitunter vom „Großmogul“ sprechen.

Die Menschenwelt
Beethovens Begegnungen mit Zeitgenossen, mit seinen Lehrern, SchülerInnen, Musikern und Mäzenen, mit Frauen und Freunden, aber auch mit seiner Familie stehen in der Ausstellung für seine „Menschenwelt“. Denn er war nicht der „einsame Kämpfer“, als den ihn seine Nachwelt idealisierte, sondern ein Komponist, der mit seiner Umwelt auf vielfältige Weise in Kontakt stand. Handschriftliche Briefe Beethovens an seinen Mäzen Erzherzog Rudolph, den Bruder von Kaiser Franz II., an Wiener Musiker und Freunde machen die unterschiedlichen Facetten seiner Persönlichkeit – und auch seinen sarkastischen Humor – erkennbar. Da Beethovens Handschrift nahezu unleserlich ist, werden zu den wichtigsten Briefstellen Transkriptionen gelegt.

Besonderes Augenmerk wird beim Thema Frauen seit jeher auf die anonyme Adressatin des berühmten Briefes an die „Unsterbliche Geliebte“ gelegt, die Beethoven als „Mein Engel, mein alles, mein Ich“ bezeichnete.

Obwohl Beethoven zeitlebens die Freundschaft zu seinen Bonner Jugendfreunden aufrecht hielt, erschwerten sein misstrauischer und leicht reizbarer Charakter das Schließen neuer Freundschaften.

Die in den späteren Jahren hinzukommende angeschlagene Gesundheit und die zunehmende Gehörlosigkeit waren hierfür ebenso nicht förderlich. Zu den wenigen Wiener Freunden konnte sich der Hofsekretär, Cellist und Komponist Nikolaus Paul Zmeskall von Domanovecz zählen, aus dessen Nachlass die Österreichische Nationalbibliothek über hundert Briefe, Billetts und Notizen von Beethoven besitzt und die intime und manchmal auch humorvolle Einblicke in den freundschaftlichen Umgang Beethovens gewähren.

In der Ausstellung werden auch Beethovens spannungsreiche familiären Beziehungen thematisiert. Nach dem Tod seines Bruders Kaspar Anton Karl, der ebenfalls Musiker war, übernahm Ludwig van Beethoven 1815 die Vormundschaft über dessen Sohn Karl. Diese wurde zu einem jahrelangen Kampf mit seiner Schwägerin Johanna, die auf ihre Mutterrechte nicht verzichten wollte. Karl, der sich den hohen Anforderungen des Onkels nicht gewachsen fühlte, unternahm am 8. August 1826 einen Selbstmordversuch, der für Beethoven eine der größten Erschütterungen und schmerzlichsten Niederlagen seines Lebens bedeutete.

Weitere biografische Lebensdokumente, darunter der berühmte Rentenvertrag, mit dem Beethoven von seinen Wiener Mäzenen zum Verbleib in Wien überzeugt wurde, runden den „menschlichen“ Aspekt der Schau ab.

Der Götterfunken
Für den „Götterfunken“ Beethovens stehen in der Ausstellung die Originale jener Meisterwerke, die bis heute zum klassischen Kanon gehören, wie etwa sein Violinkonzert op. 61 oder die „Frühlingssonate“ op. 24.








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  • Beethoven, an der „Missa solemnis“ schreibend, mit einem getrockneten Lorbeerzweig aus Beethovens Sterbezimmer; Lithografie von Josef Kriehuber nach einem Gemälde von Josef Karl Stieler; um 1840 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Beethoven, an der „Missa solemnis“ schreibend, mit einem getrockneten Lorbeerzweig aus Beethovens Sterbezimmer; Lithografie von Josef Kriehuber nach einem Gemälde von Josef Karl Stieler; um 1840 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Beethoven-Inszenierung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek; Atelier Wunderkammer, 2019 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Beethoven-Inszenierung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek; Atelier Wunderkammer, 2019 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • „Die Intimen bei Beethoven“: Anton Schindler, Sigmund Anton Steiner, Georg Joseph Vogler und Gottfried van Swieten; Stich nach einem Gemälde von Albert Gräfle; um 1892 – © Österreichische Nationalbibliothek
    „Die Intimen bei Beethoven“: Anton Schindler, Sigmund Anton Steiner, Georg Joseph Vogler und Gottfried van Swieten; Stich nach einem Gemälde von Albert Gräfle; um 1892 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Der junge Beethoven; Nachdruck der Silhouette von Josef Neesen; 1838 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Der junge Beethoven; Nachdruck der Silhouette von Josef Neesen; 1838 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • „Freude, schöner Götterfunken“ aus dem Finalsatz der 9. Sinfonie, op. 125; Originalhandschrift von Ludwig van Beethoven; 1823 – © bpk/Staatsbibliothek zu Berlin/Carola Seifert, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv; (Online-Verwendung nicht größer als 1.200 Pixel Breite!)
    „Freude, schöner Götterfunken“ aus dem Finalsatz der 9. Sinfonie, op. 125; Originalhandschrift von Ludwig van Beethoven; 1823 – © bpk/Staatsbibliothek zu Berlin/Carola Seifert, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv; (Online-Verwendung nicht größer als 1.200 Pixel Breite!)
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Kirche St. Michael in Heiligenstadt; kolorierte Radierung von Lorenz Janscha; um 1810 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Kirche St. Michael in Heiligenstadt; kolorierte Radierung von Lorenz Janscha; um 1810 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Ludwig van Beethoven; Lithografie nach einer Zeichnung von August von Kloeber; 1841 © Österreichische Nationalbibliothek
    Ludwig van Beethoven; Lithografie nach einer Zeichnung von August von Kloeber; 1841 © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek