»Wo Kunst geschehen kann« Die frühen Jahre des CalArts
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Ausstellung30.08.2019 - 10.11.2019
Künstler*innen der Ausstellung: Michael Asher, John Baldessari, Ericka Beckman, Ross Bleckner, Barbara Bloom, Troy Brauntuch, Klaus vom Bruch, Judy Chicago, Eric Fischl, Simone Forti, Jack Goldstein, Douglas Huebler, Stephan von Huene, Allan Kaprow, Mike Kelley, Alison Knowles, Suzanne Lacy, Matt Mullican, Daniel Joseph Martinez, John Miller, Susan Mogul, Ann Noël Williams, Tony Oursler, Lari Pittman, Stephen Prina, Ulrike Rosenbach, David Salle, Mira Schor, Jim Shaw, Miriam Schapiro, Wolfgang Stoerchle, Mitchell Syrop, James Welling, Faith Wilding, Christopher Williams und Emmett Williams u.a.
Die umfassende Gruppenausstellung präsentiert die legendären Gründungsjahre (1970-1980) der amerikanischen Kunsthochschule »California Institute of the Arts« (CalArts), die zahlreiche bekannte Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht hat. Die Ausstellung mit dem Titel »Wo Kunst geschehen kann. Die frühen Jahre des CalArts« eröffnet eine multiperspektivische Sicht auf die Schule: Parallel existierende Strömungen aus dem Umfeld der Konzeptkunst, des Feminismus und des Fluxus sowie die radikalen pädagogischen Konzepte der Schule werden in der Ausstellung erstmals vereint. Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Philipp Kaiser (Künstlerischer Leiter der Marian Goodman Gallery, New York) und Christina Végh (Direktorin der Kestner Gesellschaft). Von März bis Mai 2020 wird die Gruppenschau im Kunsthaus Graz gezeigt. Eine weitere Station in Los Angeles ist in Planung.
Die Kunsthochschule in Los Angeles – ein radikales Schulmodell
1970 öffnete die von Walt Disney gegründete Kunsthochschule CalArts bei Los Angeles (Kalifornien, USA) ihre Türen. CalArts entwickelte in den ersten Jahren ein radikales, wegweisendes Schulmodell, das in seiner Interdisziplinarität an europäische und US-amerikanische Vorgängermodelle wie dem Bauhaus und dem Black Mountain College anknüpfte, das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden egalisierte und ohne Benotungssystem auskam. Mit der institutionellen Etablierung konzeptueller und feministischer Konzepte an den Lehrstühlen »Post-Studio« von John Baldessari und »Feminist Art Program« von Miriam Schapiro und Judy Chicago hat CalArts eine Vorreiterrolle eingenommen. Im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung standen schon damals aktuelle gesellschaftliche Themen wie das Hinterfragen von Autorenschaft, die Flexibilisierung von künstlerischen Arbeitsweisen oder die Kritik an patriarchalen Machtstrukturen.
Die Ausstellung in der Kestner Gesellschaft
»Wo Kunst geschehen kann. Die frühen Jahre des CalArts« widmet sich den ersten 10 Jahren der Kunsthochschule und führt erstmalig die dort vertretenen Lehrkonzepte mit den daraus entwickelten künstlerischen Praktiken in einer Gruppenschau zusammen. Gezeigt werden ca. 100 Werke von rund 40 Künstler*innen, darunter Arbeiten, die zum ersten Mal einer Öffentlichkeit präsentiert werden. 
Die historisch angelegte Ausstellung zeichnet verschiedene Situationen nach, in denen Kunst entstehen kann. Ganz im Sinne von John Baldessari, der als einer der prägenden Lehrer die Auffassung verfolgte, dass Kunst nicht lehrbar sei, sondern es darum ginge, Situationen zu schaffen »where art might happen«, wie er 1992 in einem Interview äußerte. Beleuchtet werden unter anderem Schlüsselfiguren wie Allan Kaprow, John Baldessari sowie Judy Chicago und Miriam Schapiro und ihre tragenden Ideen des Fluxus, der Konzeptkunst und des Feminismus.
Neben Kunstwerken und wissenschaftlich aufbereitetem Archivmaterial wurden eigens für die Ausstellung Oral-History-Interviews mit 13 Künstler*innen des CalArts gefilmt, die als Zeitzeug*innen individuelle Einblicke auf die damalige Situation geben. Auf diese Weise werden erstmals die Lehrmethoden, der historische Kontext und die interdisziplinären Zusammenhänge zwischen den künstlerischen Praktiken in einer Ausstellung sichtbar. Den Zeitgeist der 1970er Jahre vermitteln auch Erzählungen von legendären Pool-Partys, Lehrveranstaltungen wie »Advanced Drug Research« und dem Verzicht auf Noten und Lehrpläne im Schulalltag. Darüber hinaus legen die Interviews die Spannbreite persönlicher und zwischenmenschlicher Details offen.
Die kunsthistorische Rezeption des CalArts fiel bislang verhältnismäßig einseitig aus. So fehlte bisher der umfängliche Blick auf die parallel existierenden Strömungen. Die Besonderheit der Ausstellung in der Kestner Gesellschaft liegt darin, die unterschiedlichen Ansätze aus den Bereichen Konzeptkunst, feministische Kunst, Fluxus und Malerei, die es am CalArts zur gleichen Zeit gegeben hat, zu vereinen und dadurch neu zu verorten.
John Baldessaris legendäre Post-Studio-Klasse war primär durch konzeptuelle Ansätze und den Einsatz von neuester Technik wie Super-8-Kameras, Portapaks (die erste batteriebetriebene, mobile Filmkamera) und Fotoapparaten geprägt. Baldessaris Lehre brachte eine erste Generation von Schüler*innen hervor, die in kürzester Zeit internationale Bekanntheit erlangte – darunter beispielsweise Barbara Bloom, Troy Brauntuch, Jack Goldstein, Matt Mullican, David Salle oder James Welling. In einem Klima absoluter künstlerischer Freiheit etablierte sich mit Lehrenden wie Michael Asher und Douglas Huebler, Stephen Prina und Christopher Williams eine zweite Post-Studio-Generation, die eine rigidere Form der Konzeptkunst verfolgt. Die Frage nach der bildnerischen Repräsentation im medialen Bilderfluss ist innerhalb der unterschiedlichen künstlerischen Ansätze ein Leitmotiv.
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30.08.2019 - 10.11.2019
Öffnungszeiten/Eintrittspreise:
Donnerstag-Sonntag 14.00-19.00 Uhr
Eintritt 3€ / Ermäßigt 1€ / Mitglieder frei