Saul Leiter. David Lynch. Helmut Newton: Nudes
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Ausstellung01.12.2018 - 19.05.2019
Am 30. November 2018 eröffnet in der Helmut Newton Stiftung die dreiteilige Ausstellung „Saul Leiter. David Lynch. Helmut Newton: Nudes“. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Berliner Institution, dass eine Ausstellung ausschließlich dem Genre Akt gewidmet wird.
Saul Leiter hat parallel zu seiner Modefotografie für Harper’s Bazaar und seinen Farbabstraktionen, die seit den 1950er- Jahren in den Straßen New Yorks entstanden, auch Akt im Studio inszeniert. Diese stillen und intimen Schwarz-Weiß- Aufnahmen, die Leiter in der eigenen Dunkelkammer entwickelte, blieben zu seinen Lebzeiten gewissermaßen unter Verschluss; nur wenige Freunde kannten sie. Die weiblichen Modelle waren Freundinnen oder Geliebte des Künstlers, der sie in seiner New Yorker Wohnung porträtierte.
Nach seinem Tod im Jahr 2013 werden die unterschiedlichen Aspekte seines Werkes von der Direktorin der Saul Leiter Foundation, Margit Erb, aufgearbeitet, publiziert und teilweise auch neu editiert. So entstand vor kurzem im Steidl-Verlag eine Publikation zu dieser Aktserie unter dem Titel „In My Room“, in der New Yorker Howard Greenberg Gallery eine Ausstellung mit Neuvergrößerungen ausgewählter Akt-Motive – und nun in der Helmut Newton Stiftung erstmals  überhaupt eine Präsentation mit über 200 Vintage oder Late Prints, die eine Hälfte gerahmt an der Wand, die andere als Bildschnipsel, von Leiter selbst fragmentiert, in einer Ausstellungsvitrine. Wir sehen kleinformatige Akt-Porträts einer oder mehrerer Frauen, die auf Sofas liegen oder im Gegenlicht zur Silhouette werden, die gedankenverloren rauchen, die lächelnd oder verführerisch für Leiters Kamera posieren; dabei sind nicht alle Modelle nackt. Es sind subtile, sensible, ja geradezu schüchterne Annäherungen an das Wesen und an den Körper der Frau.
Eine ähnliche Bildstimmung begegnet uns bei den Aktaufnahmen von David Lynch, die ein knappes halbes Jahrhundert später, vor allem in Lodz und Los Angeles, entstanden sind; die meisten in Schwarz-Weiß, einige wenige in Farbe. Es sind abstrakte Körperbilder, häufig vollformatige Details, die wir erst auf den zweiten Blick mit einem menschlichen Körper in Verbindung bringen. Lynch wählte während des Arbeitsprozesses ungewöhnliche Perspektiven und anschließend für die 25 Motive im externen Fotolabor ein großes Bildformat, das die weiblichen Modelle meist überlebensgroß erscheinen lässt; sie sind erstmals und exklusiv für die Berliner Ausstellung zusammengestellt und vergrößert worden. Auch in diesem Zusammenhang entstand zunächst eine Publikation, die 2016 unter dem Titel „Nudes“ im Verlag der Pariser Fondation Cartier veröffentlicht wurde. Lynchs Aktaufnahmen entstehen parallel zu und autonom von seinem filmischen Werk, in dem gelegentlich ebenfalls sexuelle Anspielungen und Handlungen zu sehen sind. Seine fotografischen „Nudes“, mal Beobachtung, mal Pose, wirken vergleichbar mysteriös wie seine Filme. Wir scheinen noch in der Bildbetrachtung das vorsichtige, ja zarte Umkreisen und Untersuchen des weiblichen Körpers mit der Fotokamera zu spüren; solche Imaginationen sind wohl nur mit dem Medium Fotografie möglich. Die Intimität (oder die Illusion einer Intimität) entsteht hier durch die Motivik einer extrem nahansichtigen, geradezu taktilen Körperlichkeit, auch wenn wir nur einen nackten Oberschenkel oder Arm im Bildanschnitt sehen.
Helmut Newton hat mit seiner Aktfotografie in den 1970er-Jahren begonnen, diesseits und jenseits der Modebildproduktion, und bis zu seinem Lebensende 2004 auch in diesem Genre gearbeitet. Seine Serie „Naked and Dressed“, die den Übergang vom Mode- zum Aktbild in seinem Werk markiert, und die „Big Nudes“ machten ihn Anfang der 1980er-Jahre weltberühmt und inspirierten zahlreiche Kollegen und bildende Künstler zu Nachahmungen oder Neu-Interpretationen. Die jetzige Präsentation vereint etwa 80 solcher Ikonen aus manchen seiner bekannten Ausstellungen und Projekte wie „Helmut Newton’s Illustrated: Pictures from an Exhibition“, „White Women“, „Sleepless Nights“, „Big Nudes“, „Sex and Landscapes“, „Work“ oder „Us and Them“ sowie etwa 40 bislang ungezeigte Werke aus dem Stiftungsarchiv, darunter zahlreiche Original-Polaroids. Helmut Newton schuf ein unvergleichliches Werk voll subtiler Verführung und zeitloser Eleganz – auch und besonders im Akt-Genre: Darunter finden sich Porträts nackter Menschen an Swimmingpools, raffinierte Aufnahmen unbekleideter Schaufensterpuppen und andere modebasierte Aktbilder, halbnackte Modelle mit orthopädischen Stützprothesen oder provokante Inszenierungen sexueller Obsessionen in weiblicher Besetzung, die in unserer Rezeption vielen Imaginations- und Assoziationsmöglichkeiten Platz lassen.
Der nackte Körper gehört zur Kunst seit der berühmten Venus von Willendorf, die vor etwa 30.000 Jahren von einem unbekannten Künstler auf dem Gebiet des heutigen Österreich geschaffen wurde, und auch in der Fotografie, dem ältesten der neuen Medien, erscheint das Aktbild bereits in der Pionierzeit, also ab 1839. Seitdem hat sich eine ganz besondere Kombination von Exhibitionismus und Voyeurismus vor den Kameralinsen Tausender von Fotografen entwickelt, bis hin zur heutigen, schier unendlichen digitalen Distribution visualisierter Entblößungen. Die drei hier vorgestellten Fotografen gehören hingegen zu den einfühlsamsten und prägendsten Aktfotografen des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
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01.12.2018 - 19.05.2019
di, mi, fr, sa, so 11-19 uhr
do 11-20 uhr