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PHILIPPE VANDENBERG Kamikaze

»To me, there is no happy painting, truly great painting always has something desperate about it, somthing frightening, something ugly even.«

»Ich denke, es gibt keine glückliche Kunst. Große Malerei hat immer etwas Verzweifeltes an sich, etwas Furchterregendes, ja sogar etwas Hässliches.«
Philippe Vandenberg, 1997

Die Hamburger Kunsthalle freut sich, die bisher größte Werkschau des belgischen Künstlers Philippe Vandenberg (1952 - 2009) auszurichten. Es ist zugleich die erste Ausstellung Vandenbergs in Deutschland. In seinem Heimatland sehr geschätzt, gilt es das radikale und schonungslose Œuvre des Künstlers international erst zu entdecken. Zu sehen sind ca. 80 Bilder und 120 Zeichnungen/Druckgraphiken aus den Jahren 1993 bis 2009. Ein Großteil der Exponate stammt aus dem Nachlass des Künstlers und ist das erste Mal überhaupt ausgestellt.

Kamikaze (dt. göttlicher Wind) ist ein Begriff, den wir im Zusammenhang mit einer japanischen Luftangriffstechnik im Zweiten Weltkrieg kennen. Im Deutschen ist er geläufig als Bezeichnung für einen Selbstmordangriff in militärischen Operationen, im übertragenen Sinn aber auch für selbstschadende Handlungen. Vandenberg erhob ihn zu seinem zentralen künstlerischen Prinzip. Kamikaze bedeutete für ihn kreative Zerstörung, d.h. ein Ermöglichen von Neuem auf der Grundlage der Zerstörung des Alten. Voraussetzung dafür war für Vandenberg ein radikaler Richtungswechsel, und vor allem: die Beweglichkeit des Denkens. So forderte Philippe Vandenberg Kamikaze als Geisteshaltung und Denkform vehement ein: »[...] to destroy your own thinking is equally important. You have to stay mobile, absolutely mobile!« (»[...] dein eigenes Denken grundlegend zu hinterfragen, ist ebenso wichtig. Man muss beweglich bleiben, absolut beweglich!«

Kamikaze als künstlerisches Prinzip findet sich in Philippe Vandenbergs Arbeiten in vielfältiger Weise: in zahlreichen stilistischen Brüchen, in den Prozessen des Übermalens und des Abschabens bestehender Bilder, und als geschriebenes Wort beziehungsweise seiner rätselhaften Abkürzung K.A. oder KA.M. Zugleich machen viele Bildmotive das Spannungsfeld von Zerstörung und Erschaffung/Neuanfang auf und stehen im Bannkreis von Kamikaze. Hierzu gehören beispielweise das Bildmotiv der brennenden Mönche (ein politischer Protestsuizid durch Selbstverbrennung) oder auch das Element der Swastika, das als antikes Sonnensymbol durch eine Kippbewegung zum Zeichen der Vernichtung wird – zu einem Hakenkreuz. Der Drang zu schaffen und zu zerstören versinnbildlicht die extremen Gegensätze, denen die menschliche Seele ausgesetzt ist und denen sich Vandenberg widmete: der Gleichzeitigkeit von Liebe und Hass, Schönheit und Hässlichkeit, Unschuld und Schuld.

»Ein Grund, warum die Bilder und Zeichnungen Philippe Vandenbergs so eindrücklich sind, ist die große Intensität und Schonungslosigkeit, mit der der Künstler ans Werk geht. Er erspart uns nichts. Einsamkeit, Verlorenheit, zwischenmenschliche Brutalität, Folter – all dies findet Eingang in seine Kunst. Und dennoch sind seine Bilder auf eine berührende Weise schön. Da ist ein Mensch, der kämpft und noch nicht alles verloren gibt. Und das ist deutlich spürbar«, sagt Kuratorin Brigitte Kölle über die verstörende und anregende Wirkung der Kunst Vandenbergs.

Mit »Philippe Vandenberg. Kamikaze« setzt die Kunsthalle ihre Reihe monographischer Ausstellungen (wie zuletzt zu Eva Hesse und Gego, 2013/14 und zu Geta Brătescu, 2016) fort, mit der sie das Werk bisher in Deutschland weniger beachteter zeitgenössischer Künstlerpersönlichkeiten vorstellt.

Die Ausstellung wird von einer umfangreichen Publikation (dt./engl./franz.) begleitet, hrsg. von Brigitte Kölle und Felicity Lunn, mit Texten von Harald Falckenberg, Josephine Karg, Brigitte Kölle, Felicity Lunn, Johannes Muselaers und Marek Wieczoreck. Ca. 100 Abbildungen, ca. 288 Seiten, Hardcover. Uitgeverij Kannibaal Verlag, Belgien, 2018

In der Ausstellung ist erstmalig ein eigens für die Ausstellung produzierter Film »L’important c’est le kamikaze« (2018) des Filmemachers Guillaume Vandenberghe (Sohn von Philippe Vandenberg) zu sehen. Dauer ca. 18 min. Die Ausstellung wird anschließend im Pasquart Kunsthaus in Biel (Schweiz) gezeigt. Gefördert von: Deutsche Bank AG, Flanders State of the Art und Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg






  • 16.11.2018 - 24.02.2019
    Ausstellung »
    Hamburger Kunsthalle »

    Galerie der Gegenwart, Sockelgeschoss 

     

    Dienstag–Sonntag
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  • Philippe Vandenberg in seinem Atelier in Brüssel / in his studio in Brussels, 2008. © Estate Philippe Vandenberg. Foto: JP Stoop
    Philippe Vandenberg in seinem Atelier in Brüssel / in his studio in Brussels, 2008. © Estate Philippe Vandenberg. Foto: JP Stoop
    Hamburger Kunsthalle