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ARSALL-Glas im Glasmuseum Weißwasser

Im Jahre 2018 jährt sich zum 100sten Mal die Aufnahme der ARSALL-Glas-Produktion in den Vereinigten Lausitzer Glaswerken Weißwasser (VLG, heute: Stölzle Lausitz GmbH). Die Signa-tur "ARSALL" als geschütztes Warenzeichen wurde am 10. Mai 1918 eingetragen und am 15. März 1928 erneuert. Wegen des Ablaufs der Schutzfrist wurde es am 9. August 1938 ge-löscht. Die Sonderausstellung im Glasmuseum ist dem 100jährigen Jubiläum der Produktonsaufnahme gewidmet. Sie wird am 6. April 2018, 18 Uhr, eröffnet und kann bis zum 4. November 2018 besucht werden.

Die Produktion der Arsall-Gläser war deutschlandweit einmalig und damit ein Alleinstellungsmerkmal für Weißwasser. Das Wort "ARSALL" als geschütztes Warenzeichen setzt sich aus den Wörtern "ARS" (lateinisch) - Kunst und "Allemande" (französisch) – Deutsch / Deutschland zusammen. Ein Anlass für die Produktionsaufnahme dürfte das Verbot des Importes von französischem Glas nach 1918 gewesen sein. Die Signatur "ARSALL" wurde vermutlich nur für farbige Überfanggläser mit geätztem Dekor benutzt, da andere Erzeugnisse mit diesen Warenzeichen nicht bekannt sind. ARSALL-Gläser zählen zum Jugendstil, der zu dieser Zeit in Deutschland stark nachgefragt war.

Die Herstellung der Arsall-Gläser begann gegen Ende des Jahres 1918. Künstlerischer Leiter der Abteilung wurde Nicolas Rigot, der sich, 1918 aus Münzthal (bei Lemberg in Elsaß-Loth-ringen) kommend, zusammen mit drei Brüdern seiner Frau (geb. Vette) in Weißwasser nie-derließ. Zuvor hatten Rigot und die Gebrüder Vette in den Verreries & Cristalleries de Saint-Louis in Münzthal Kenntnisse zur Herstellung farbiger Überfanggläser mit geätztem Dekor erworben. Nach dem Tode von Rigot im Jahre 1924 übernahm Wilhelm Krause die künstlerische Leitung. In der Abteilung waren mindestens acht Mitarbeiter beschäftigt. Als Hüttenmeister der Arsall-Werkstatt wirkte Ludwig Vette, während Johann Baptiste Vette, Eugen Vette und Anton Woczikowski als Glasmachermeister tätig waren. An der Herstellung der Gläser vor der Veredlung waren weiterhin u. a. Paul Bittner, Ernst Büttner, Ewald Büttner, Franz Strobel und Max Schuster beteiligt. Die Dekorentwicklung wurde von Nicolas Rigot geleitet. Mitarbeiter waren u. a. Richard Thiele und Karl Krause. Die Ätzung der Dekore wurde hauptsächlich unter Leitung von Paul Muche ausgeführt.

Typisch ist für die Arsall-Gläser ein zweifacher Überfang auf farblosem, hellgrünem oder rosafarbenem Grundglas, aus dem das Dekor herausgeätzt wurde. Bevorzugte Farbvarianten des Außenüberfangs sind Violett oder Rotbraun mit Grün. Dabei wurden diese Überfänge in den verschiedensten Farbnuancen verwendet, wobei sehr unterschiedliche Effekte entstan-den. Einige Gläser besitzen auch Innenüberfänge. Dabei dominieren Rosa und Gelb. Durch Ätzung wurden die Innenüberfänge mattiert oder nur partiell beibehalten. Es wurden auch Gläser mit nur einem Überfang als billigere Variante hergestellt. In der Mehrzahl sind die Dekore der Arsall-Gläser matte Reliefs, die aus den Überfangschichten herausgeätzt wurden. Seltener ist auch die Kombination von matten und durch Säurepolitur blanken Reliefteilen anzutreffen. Florale Motive dominieren als Dekoration. Dabei wurde nach dem Beispiel der französischen Glashersteller der Art Nouveau der größte Teil der mitteleuropäischen Flora für Gestaltungszwecke genutzt. Die auch zu findenden Fluss- und Waldlandschaften beziehen ihre Wirkung aus dem Kontrast zwischen heller Grundfläche und dunklem, in scharfen Kon-turen ausgeätztem Überfang. Typisch ist dabei die Staffelung in Vorder-, Mittel- und Hinter-grund, wobei im Vordergrund Buschwerk und ein oder zwei große Bäume dominieren. Als Hintergrund sind in der Mehrzahl Hügel bzw. Bergketten benutzt worden.

Die entworfenen Motive wurden mit einem Pinsel manuell auf die Glaskörper aufgetragen. Dazu wurde ein säurefester Lack verwendet. Die so bemalten Gläser kamen dann für 1 bis 2 Stunden in ein Ätzbad aus einer Kombination von Fluss- und Schwefelsäure. Dabei wurden die nicht bemalten Flächen teilweise abgeätzt. Anschließend entfernte man den Lack im heißen Wasserbad und die gewollten Motive traten hervor. Dieser Vorgang wurde je nach dem gewünschten Motiv und Farbnuancen wiederholt. Die Gläser sind in der Mehrzahl mit der reliefartigen, aus dem Überfang herausgeätzten Signatur "ARSALL" in der unteren Wandungszone versehen.

Durch eine Fotografie, die um 1925 entstanden ist, kann bewiesen werden, dass auch – allerdings relativ selten - sehr große Gefäße bis zu einer Höhe von 80 oder 90 cm hergestellt wurden. Einige dieser Stücke sollen sich im Besitz der Familie von Arnim in Bad Muskau befunden haben, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 vernichtet wurden. Auch der ägyptische König Fuad soll eine größere Anzahl von Vasen mit Jagdmotiven und einer Höhe von ca. 80 cm bestellt haben. Ihm war bei seinem Deutschlandbesuch auf dem Bahnhof in Weißwasser eine Arsall-Tischlampe mit ägyptischen Landschaften als Ehrengeschenk überreicht worden.

Leider lassen sich alle Einzelheiten im Zusammenhang mit der Arsall-Glasherstellung nicht mehr genau klären, da im 2. Weltkrieg das Firmenarchiv der VLG verloren ging.

Im Juni 2003 ging im Glasmuseum bereits eine Sonderausstellung zu Arsall-Gläsern zu Ende, die regen Zuspruch gefunden hat. Neben den Originalen aus den 1920er Jahren waren auch solche aus der Hand von Gotthard Petrick zu sehen, die dieser heute herstellt. Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Herstellungsweise. Auch in der aktuellen Sonderausstellung wird man solche Gläser von Gotthard Petrick und Michael Penn bewundern können.
 






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