Jüdischer Besitz
Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus
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Ausstellung27.04.2018 - 06.01.2019
Aufgrund des großen Interesses wird die Ausstellung bis zum 6. Januar 2019 verlängert.
Die Erforschung der Herkunft von Kunstwerken in den eigenen Sammlungsbeständen gehört zu den Schwerpunkten der wissenschaftlichen Arbeit des Münchner Stadtmuseums. Als erstes Museum in München widmet das Haus diesem Thema eine Ausstellung, in der auch die eigene Geschichte in der NS-Zeit beleuchtet wird.
Die Präsentation versteht sich als Momentaufnahme in einem Prozess kontinuierlicher Aufarbeitung. Sie zeichnet die vielfältigen Biografien von ausgewählten Exponaten aus den unterschiedlichen Sammlungen des Museums nach. Dazu gehören Kunstgegenstände aus den Bereichen Grafik und Gemälde, Mode und Textilien sowie Kunsthandwerk und Möbel, aber auch Musikinstrumente und Marionetten. Anhand der Vielfalt der unterschiedlichen Sammlungsbestände wird das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Raubaktionen greifbar, die sämtliche Segmente des öffentlichen und privaten Lebens betrafen.
Präsentiert werden Objekte mit gesicherten Provenienzen ebenso wie Werke, deren Herkunft bislang ungeklärt ist. Aufgrund der zumeist lückenhaften Quellenlage besteht hier weiterer Forschungsbedarf. Vor diesem Hintergrund versucht die Ausstellung durch die öffentliche Präsentation der Gegenstände weiterführende Hinweise über die noch ungeklärten Herkunftsgeschichten der Kunstobjekte zu erhalten.
Während der NS-Herrschaft erwarb das Münchner Stadtmuseum durch Schenkung, Ankauf oder Tausch über 20.000 Kunst- und Kulturgegenstände, von denen etwa 2.600 Objekte hinsichtlich ihrer Herkunftsgeschichte als kritisch einzustufen sind und bezüglich ihrer Provenienz näher untersucht werden müssen. Die Herkunft von rund 450 Artefakten konnte bereits eindeutig geklärt werden. Die Ankaufspolitik des Hauses der Jahre 1933 bis 1945 und die Aktivitäten der damaligen Museumsleitung werden in der Ausstellung über ausgewählte Kunstwerke sowie historische Dokumente und Fotografien nachgezeichnet. Weit über die Geschichte des Museums hinaus werden so auch die Bedingungen des Kunsthandels während der Diktatur sichtbar: ein gut organisiertes Netzwerk städtischer Entscheidungsträger und ein funktionierendes Zusammenwirken der verschiedenen, an der systematischen Verfolgungspolitik des NS-Regimes beteiligten Institutionen in München und auf nationaler Ebene.
Bislang beherrschen Kunstwerke namhafter Künstler oder bedeutender jüdischer Kunsthändler und -sammler die Schlagzeilen zu diesem Thema, wie zuletzt der sogenannte „Schwabinger Kunstfund" um die Sammlung Hildebrand Gurlitts. Verstellt wird dadurch der Blick auf die alltäglichen und mitunter sehr privaten Kunst- und Kulturgegenstände, die gleichermaßen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Enteignungspolitik zum Opfer fielen. Denn von den Repressalien und dem staatlich organisierten Eigentumsentzug der Nationalsozialisten waren auch heute kaum noch bekannte jüdische Künstler, Gewerbetreibende und Privatpersonen betroffen, genauso wie politische Gegner des Regimes. So wird die Geschichte der Entrechtung und Enteignung im „Dritten Reich" unvollständig bleiben, solange nicht auch dem Schicksal der „kleinen Leute" und dem aus kunsthistorischer Sicht weniger bedeutenden Kultur- und Kunstgegenständen die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Ein wesentliches Anliegen der Ausstellung ist es, die betroffenen Kunstsammler und -händler, Geschäftsinhaber sowie Privatpersonen, von deren Enteignungen das Münchner Stadtmuseum – wie auch andere Münchner Museen – direkt profitierten, eingehender vorzustellen. Ihr kulturelles Engagement soll gewürdigt und an ihre persönlichen Schicksale erinnert werden. Eine besondere Berücksichtigung erfahren insbesondere die Kunst- und Antiquitätenhandlung Siegfried Lämmle, das Putz- und Hutgeschäft Heinrich Rothschild, der Sammler und Geschäftsmann Dr. Julius Schülein, die L. Bernheimer KG, die Sammlung des Zentrumspolitikers und Industriellen Dr. Albert Hackelsberger sowie die Künstlerin Maria Luiko.
Zum ersten Mal werden die Erkenntnisse der Provenienzforschung zu den Erwerbungen eines Museums zusammen mit der Geschichte der nationalsozialistischen Entrechtungspolitik erzählt und damit in ihren historischen Kontext eingebettet. Anhand von sorgfältig ausgewählten Erwerbungen des Museums aus den Jahren 1933 bis 1945 wird die schrittweise Verschärfung der antisemitischen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik des NS-Regimes exemplarisch veranschaulicht. Die von staatlicher Seite akribisch geplante Vorgehensweise bei „Arisierungen" von Münchner Unternehmen und Konfiszierungen jüdischen Eigentums werden offen gelegt. Hierbei lassen sich insgesamt vier Phasen – von der wirtschaftlichen Verdrängung bis hin zur Existenzvernichtung – herauskristallisieren. Sie fungieren zugleich als Grundgerüst und Leitfaden der Ausstellung. Nicht zuletzt tritt so Münchens Vorreiterrolle in der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik und bei der Verdrängung von Juden aus dem Wirtschaftsleben deutlich zutage. Darüber hinaus nehmen auch die Nachkriegsjahre einen wichtigen Teil der Präsentation ein. Es wird sowohl auf die Kontinuitäten in personeller Hinsicht eingegangen als auch der Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstobjekten und Neueingängen nach 1945 beleuchtet. Zu nennen sind hier beispielsweise die sogenannten Bundesleihgaben aus dem Restbestand des „Central Collecting Point".
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27.04.2018 - 06.01.2019
Dienstag – Sonntag 10.00-18.00 Uhr
Montags geschlossenPersonen ab 18 Jahren 7 €
Personen unter 18 Jahren
Eintritt frei