Stereo-Typen. Gegen eine musikalische Mono-Kultur
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Ausstellung02.03.2018 - 07.10.2018
Wer macht die Musik – und was macht die Musik mit uns? Warum lässt sie kaum jemanden kalt und warum ist sie für so viele Menschen so wichtig, dass sie sich in unterschiedlicher Art und Weise intensiv mit ihr beschäftigen? Die Ausstellung „Stereo-Typen. Gegen eine musikalische Mono-Kultur“ im Ferdinandeum hinterfragt die vielfältigen Rituale und Konventionen von Musik und macht mit interaktiven Stationen verschiedene Musikwelten erlebbar.
INNSBRUCK. Das Unterrichtszimmer, die Werkstatt, der Salon, das Künstlerzimmer und der Konzertsaal: In diesen Räumen erleben wir Musik auf verschiedenste Weise. Sie bilden das Grundgerüst der Ausstellung. Dort treffen die BesucherInnen auf unterschiedliche Menschen, die Musik aufführen, erleben und prägen – auf „Stereo-Typen“. Die Schau bietet viele Zugänge, tief in Musikgeschichte und -gegenwart einzutauchen und wurde anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Innsbrucker Musikvereins realisiert.
„Das 200-jährige Jubiläum des Innsbrucker Musikvereins, dessen Nachfolgeinstitutionen die Musikschule Innsbruck und das Tiroler Landeskonservatorium sind, ist der perfekte Anlass für eine Musikausstellung im Ferdinandeum. Die Schau verdeutlicht, dass es wichtig ist, sich mit der Rolle der Musik in unserer Gesellschaft und ihrer Entwicklung auseinanderzusetzen“, betont PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen.
„Die Ausstellung versteht sich als eine Einladung an die Besucherinnen und Besucher, ihre eigene musikalische Prägung zu hinterfragen“, so Dr. Franz Gratl und MMag. Andreas Holzmann, Kuratoren der Ausstellung. Sie fahren fort: „Wir haben Stereo-Typen in den Mittelpunkt gestellt. Das sind für uns Personen, die sich in unterschiedlichster Art und Weise intensiv mit Musik beschäftigen.“
Räume für Musikerfahrung
In der Ausstellung begegnen die BesucherInnen der Musik in ihrer Vielfalt in inszenierten Räumen: im Unterrichtszimmer, in der Werkstatt, im Salon, im Künstlerzimmer und im Konzertsaal. Dort findet eine sowohl individuelle als auch kollektive Musik-Erfahrung statt. Verschiedene Stereo-Typen treffen hier aufeinander: LehrerInnen, SchülerInnen, ExpertInnen, Stars, Fans. Im Zusammenwirken dieser unterschiedlichen Stereo-Typen entstand unsere Musikkultur. Anhand von Fotografien, Musikhandschriften und -drucken, Skulpturen, Gemälden, Instrumenten, Werkzeugen und Grafiken aus der Vergangenheit und Gegenwart spürt die Schau den Wurzeln unserer Musikkultur nach.
Das Unterrichtszimmer
Das Unterrichtszimmer ist ein Ort, mit dem viele Menschen intensive Erfahrungen und Emotionen positiver wie negativer Art verbinden. In der Ausstellung ist der Raum mit vier großformatigen Bildschirmen ausgestattet, auf denen Videos zu sehen sind. In ihnen erzählen zwölf Menschen mit unterschiedlichster musikalischer Prägung von ihren Erfahrungen mit Musikunterricht. Die Objekte, die im Unterrichtszimmer gezeigt werden, sind typisches Inventar, das Assoziationen wecken soll: vom Notenständer über das Metronom bis zu einer Auswahl der gängigsten Unterrichtsinstrumente. In einer interaktiven Station haben BesucherInnen außerdem die Möglichkeit, sich spielerisch einer „Übertritts-Prüfung“ zu stellen. Schließlich steht im Unterrichtszimmer noch ein besonders markantes Kunstwerk: Julia Bornefelds „Fantasia e Bagatelle“, eine Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer eigenen musikalischen Prägung in einer Musikerfamilie. Am Übergang vom Unterrichtszimmer zum nächsten Raum verweist ein Vorhang aus Plastik-Blockflöten auf die Bedeutung dieses Instrumentes als Einsteigerinstrument.
Die Werkstatt
Die Werkstatt in der Schau ist zweigeteilt: einerseits in ein Tontechniker-Studio, andererseits in die Werkstatt eines Instrumentenbauers. Im Tonstudio haben Interessierte die Möglichkeit, an einem Mischpult selbst verschiedene Tonspuren zu bearbeiten, zu verändern und zu mischen. In der Instrumentenbauerwerkstatt steht die Materialität im Mittelpunkt. Hierfür wurde auf das Inventar der Werkstatt des Geigenbauers Hans Ulrich Roth (1954-2016) zurückgegriffen. Roth beschäftigte sich vor allem mit historischen Instrumenten, experimentierte mit ungewöhnlichen Bauformen und ging vielfach eigene Wege im Instrumentenbau. Es sind aber auch Arbeiten anderer Tiroler Instrumentenbauer zu sehen, z. B. des 2017 verstorbenen, weltberühmten Blasinstrumentenbauers Rudolf Tutz, der Streichinstrumentenbauerin Claudia Unterkofler und des Gitarrenbauers Markus Kirchmayr. Ihre Nachbauten werden den Originalen gegenübergestellt.
Der Salon
Im Salon der Ausstellung wird Salonmusik in ihren unterschiedlichsten Facetten aufgeführt und auch die quasi-religiöse Verehrung von Stars thematisiert. Ausgestellt ist z. B. das Porträt des Komponisten Josef Pembaur, das Gustav Klimt 1890 anfertigte. Ein Trinkglas, das von Wolfgang Amadeus Mozart in seinen letzten drei Lebensjahren verwendet wurde, zeigt ebenso wie eine Haarlocke von Beethoven, wie die Verehrung von KünstlerInnen zelebriert wurde.
Das Künstlerzimmer
Das Künstlerzimmer dient zur Vorbereitung auf den Auftritt. In der Enge der Künstlergarderobe ist der Star auf sich allein gestellt, er durchlebt vor dem Auftritt Lampenfieber, Euphorie, Selbstzweifel und Versagensängste. Baldriantinktur, Tabletten gegen Lampenfieber und andere Medikamente, die vor einem Auftritt Anwendung finden, sind im Künstlerzimmer genauso ausgestellt wie u. a. ein Autogramm von Hansi Hinterseer, die abgebrochene Spitze eines Dirigentenstabs von Herbert von Karajan, die Strickmütze von DJ Ötzi sowie Eintrittskarten zu Konzerten der Rolling Stones.
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02.03.2018 - 07.10.2018
FERDINANDEUM
Archäologie, Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Musikinstrumente
DI - SO, 9 - 17 UHR
BIBLIOTHEK DI - FR, 10 - 17 UHR
MUSEUMSTRASSE 15
6020 INNSBRUCK