Ist ein Ausstellungsprojekt der italienisch-österreichischen Künstlerin casaluce/geiger, deren Schaffen seit Jahren das Thema der Identität in all ihren vielfältigen Formen untersucht, von der fotografischen Verkleidung bis hin zur Cyborg-Identität. Die Ausstellung wurde als laufendes Projekt konzipiert, dessen erstes Ergebnis in der Galerie Jünger in Wien mit einem einleitenden Text von Luca Scarlini, Autor von Memorie di un’opera d’arte. La marchesa Casati [Memoires eines Kunstwerkes. Die Marchesa Casati], präsentiert wird. Sie gliedert sich in Zeichnungen, fotografische Arbeiten und eine olfaktorische Installation, nach der die Ausstellung benannt ist. Duftenden Essenzen, die die Künstlerin mithilfe eines orientalischen Parfümeurs ausgewählt hat, kommt die Aufgabe zu, durch einen sinnlichen Reiz eine jenseits jeder möglichen Beschreibung legendäre Persönlichkeit zu evozieren. Dabei geht es um keine Hommage, um kein Zitat, sondern um eine konzeptuell-performative Arbeit an der Identitätsverschiebung, die Luca Scarlini als „schamanistische Besessenheitsübung“ bezeichnet. Es geht um eine Grenze, an der eine Identität in die andere übergeht. Es geht um eine Technik, die im Theater und in der Filmkunst weiterverbreitet als in der bildenden Kunst ist. Das Ergebnis ist eine Experimentalarbeit, die das bisherige Schaffen der Künstlerin konsequent fortsetzt, mit Aufzeichnungen aus einer Identitätsreise in verstreuter Reihenfolge.

Die Marchesa Casati war eine zentrale Figur für den Art Nouveau und den Art Déco. Als Königin der High Society lebte sie im venezianischen Palazzo, den später Peggy Guggenheim als eigenen Wohnsitz wählte; dann in Paris, wo sie sich in den finanziellen Ruin stürzte; schließlich in London, in Armut und dennoch in höchster Eleganz. Überall war sie Stil-Ikone und deshalb wurde ihr zahlreich, in der Fotografie und in der Mode, Tribut gezollt. casaluce/geiger begegnet der Casati im Rahmen einer schamanistischen Besessenheit. Sie lässt sich von der opaleszenten Welt der Signora durchdringen, die einmal behauptete: „Ich will ein Kunstwerk sein“.

Text /// Luca Scarlini
casaluce/geiger, in Italien geboren, lebt in Baden bei Wien. Sie hat in zahlreichen Museen ausgestellt, unter anderem: Landesmuseum Niederösterreich, Atelier Augarten - Österreichische Galerie Belvedere, Q21 - MuseumsQuartier Wien, Stadtgalerie Bamberg - Villa Dessauer, Kunsthalle Bratislava, Kajaani Art Museum, ikob Museum-Eupen, Kymenlaakso Museum, Bangkok Art and Culture Centre.

www.casaluce-geiger.net