Galerie Suppan
HUGO PUCK DACHINGER - Ein Klassischer Moderner im Londoner Exil
Die Ausstellung zeigt einen Werküberblick des österreichischen Künstlers Hugo „Puck“ Dachinger. Seit 1938 lebte er im englischen Exil, wo er 1995 in London verstorben ist. Der Maler, Grafiker und Designer ist ein international beachteter Protagonist der österreichischen Exilkunst in England. Als Sohn einer jüdischen Mittelstandsfamilie in Gmunden geboren und aufgewachsen, studierte er 1929 bis 1932 in Leipzig an der Kunstgewerbeschule. Neben der bildnerischen Ausbildung belegte er auch das Fach Werbedesign. Noch in Deutschland entwickelte er 1931 sein erstes Patent auf dem Gebiet der Reklame.
Vor der drohenden Machtübernahme durch die Nationalsozialisten kehrte er 1932 nach Österreich zurück. Mit neuartigen, vom Konstruktivismus beeinflussten Schaufenstergestaltungen erregte er in Wien und Linz großes Aufsehen. In der Folge gelang ihm über den auf Werbung und Reklame spezialisierten Barth Verlag die weltweite Vermarktung seines Verfahrens, das er als „Reklamograph“ bezeichnete und aus dem sich später das Letraset entwickelte. Dem Anhänger der internationalen Avantgarde, der das konstruktivistische Formenvokabular und die Bauhaus Ideologie vertrat, bot Wien auf dem Gebiet der freien Kunst keine Entfaltungsmöglichkeit. Bereits 1937 reiste er nach England und knüpfte künstlerische Kontakte zu seinem späteren Exilland. Der Einmarsch der Nationalsozialisten 1938 beendete seine erfolgreiche Tätigkeit als internationaler Werbedesigner und vernichtete seine Existenzgrundlage in Wien. Ein Großteil seiner künstlerischen Arbeiten der 30er Jahre ging damals verloren oder wurde vernichtet. Über Dänemark emigrierte Dachinger nach London.
Von Juni 1940 bis Ende Jänner 1941 wurde er als enemy alien in den Lagern Huyton bei Liverpool und Mooragh bei Ramsey, Isle of Man interniert. Seine Malereimaterialien und seine Fotoausrüstung wurden bei der Internierung beschlagnahmt. Innovativ reagierte er darauf mit der Erfindung eines malerischen Dokumentarstils mit improvisierten Mitteln, der Elemente der modernen Bildreportage mit der authentischen Exilerfahrung verband. Zeitungspapier der Times mit Berichten von Kriegsereignissen, anstelle der Leinwand, bildeten den Fond für gemalte Szenen aus dem Lageralltag.
Malpinsel schuf er aus Menschenhaar, anstelle von Deckweiß verwendete er Zahnpaste. Der Griff zu primitiven künstlerischen Behelfen wurde einerseits durch die Notlage der Internierung diktiert. Andererseits äußerte sich darin, wie in der Dada Bewegung zur Zeit des Ersten Weltkriegs in einer Reaktion auf die Kriegserfahrung, auch eine Attacke auf die Hochkunst und das Establishment. Dieses war in den Augen der Internierten dafür verantwortlich, dass zahlreiche hervorragende Köpfe des Kunst- und Geisteslebens interniert waren, zu denen u. a. auch Dachingers Künstlerfreunde Kurt Schwitters, Fred Uhlmann, Paul Hamann, Walter Nessler, Ludwig Meidner und Fritz Rosen, aber auch der Tänzer und Choreograph Kurt Jooss und viele andere zählten.
Eine Ausstellung der Arbeiten im Internierungslager mit dem Titel Art Behind Barbed Wire führte zu seiner Freilassung und Anerkennung als Künstler. Heute befindet sich ein Großteil dieser Arbeiten in englischem Museumsbesitz. (The Walker, National Museums Liverpool, resp. Manx Museum, Isle of Man). Das auf Tapetenpapier gemalte Internment Portrait, 1940, und das später entstandene Ölgemälde, welches die Episode der Deportation der Flüchtlinge in riesigen Schiffen zeigt, Embarkation of Refugees, 1942, werden im Rahmen der Retrospektive präsentiert. Im englischen Exil lebten damals u. a. Oskar Kokoschka, Stefan Zweig, Egon Wellesz, Georg Eisler, Elias Canetti und Erich Fried.
Gallery, erfolgte eine Ausstellungsbeteiligung in der renommierten J. Leger Gallery. Sein Gemälde One World In A Million, 1943, wurde damals neben Werken der französischen Moderne von Braque, Dufy, Ernst und Picasso gezeigt. In der Ausstellung mit dem Titel Exhibition of Contemporary Continental Art waren außer Dachinger auch die österreichischen Exilkünstler Oskar Kokoschka, von dem das Bild Dresden -Neustadt V aus dem Jahr 1921 zu sehen war, Georg Ehrlich und Marie-Louise Motesiczky.
Die Idee einer internationalen künstlerischen Sprache der Moderne wurde von ihm und anderen Exilkünstlern um Jack Bilbos Modern Art Gallery vehement vertreten. Für Dachingers Werk in England ist der Stilpluralismus charakteristisch. Durch die Erfahrung als Exilkünstler, der sich weder der Kunstszene Englands, noch jener Österreichs zugehörig fühlte, entwickelte sich seine Malerei in einer einzigartigen Parallelität des Formenvokabulars der internationalen Avantgarde und der österreichischen Tradition des malerischen Expressionismus. Arbeiten mit deutlichem Zeitbezug wie das Bild Military Man Interested in Two Ladies, 1946, entstehen nach abstrahierten Aquarellen wie Seeing Light and Form, 1942, und Line and Life, 1942. Als Experimentator verschiedener Techniken, Medien und Stilrichtungen integrierte er auch formale Eigenschaften der Fotografie in seine Malerei. Die Faktoren Zeit und Erinnerung bewirkten in der künstlerischen Umsetzung eine Umkehrung der Helligkeitswerte wie beim fotografischen Negativbild. Ein poetisches Beispiel seiner malerisch ausgedrückten Sehnsucht nach seinem Geburtsort Gmunden ist das 1947 gemalte Bild Her Beauty Returned Me to Schloss Orth, und das als Titelbild der Ausstellung fungierende Thinking about Gmunden, ebenfalls aus 1947.
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