Wien
Egon Schiele Werke
Egon Schiele und Franz von Assisi
1911 plant Schiele in Neulengbach einen großen Franziskus und Klara-Zyklus, von dem er bis zu seiner Inhaftierung 1912 drei Gemälde verwirklicht: Bekehrung, Liebkosung und Agonie. Die Bilder mit ihren geheimnisvollen Titeln zeigen, wie Johann Thomas Ambrózy aufgedeckt hat, dass es Schiele um ethische Inhalte geht, die er am Beispiel des Franz von Assisi (1181 – 1226) darstellt. Schiele sieht in Franziskus einen Gegner von jeglichem Materialismus: Er deutet die mönchische Askese des Heiligen als Kritik gegen den Luxus der Gesellschaft im Wiener Fin de Siècle. 1913 setzt Schiele die künstlerische Auseinandersetzung mit Franz von Assisi in mehreren Werken fort. Diese expressiven Blätter zeigen Schlüsselszenen aus dem Leben des Heiligen. Mit den kurzen Kutten dieser Gestalten verweist Schiele auf die Tracht der Spiritualen, die dem strengen Armutsideal des Franziskus treu bleiben. Mit Franz von Assisi verbindet Schiele seine religiöse Naturliebe, seine Freiheitsliebe, seine Verachtung des Geldes und seine Güte. „Als einer der wenigen durch und durch echten Künstler war Schiele einer der wenigen gütigen Menschen“, schrieb Albert Paris Gütersloh über ihn. Ein anderer Zeitgenosse des Künstlers, Johannes Käfer, bescheinigt noch 1946 Schiele „lauterste Güte, und eine franziskanische Liebe zur Kreatur sowie seine ungekünstelte Bescheidenheit“. Am Zenit Anfang 1913 wird Schiele in den Bund Österreichischer Künstler aufgenommen und beteiligt sich an dessen Budapester Ausstellung. Auch in München, Berlin und Düsseldorf sind in prominenten Ausstellungen 1913 zahlreiche Werke von ihm zu sehen. In Wien nimmt er an der Internationalen Schwarz-Weiß-Ausstellung und der 43. Ausstellung der Secession teil. Er reist viel: nach Krumau, München und Villach, malt Stein an der Donau, urlaubt mit Wally bei Arthur Roessler am Traunsee, mit Mutter und Schwester Gerti in Kärnten. 1913 setzt Schiele seine Beschäftigung mit Franz von Assisi in expressiven Allegorien auf Papier fort, setzt sich aber auch mit der Antike auseinander. Schieles isolierte Körperbilder zeigen ihn 1913/14 am Zenit seiner Meisterschaft in ausdruckstarker, zeitloser Darstellung der existenziellen Einsamkeit des Menschen. Kriegsjahre Zum Jahreswechsel 1914/15 wird Schiele von der Wiener Galerie Arnot in einer erfolgreichen Einzelausstellung präsentiert. Auch im Zürcher Kunsthaus sind 1915 von ihm Werke zu sehen. Bei einer Musterung im Mai 1915 für tauglich erklärt, heiratet er kurz darauf in der lutherischen Stadtkirche in Wien Edith Harms. Die kurze Hochzeitsreise führt nach Prag, wo Schiele einrücken muss. Wenn dienstfrei, darf er in seinem Hietzinger Atelier arbeiten. 1915 entstehen wieder große allegorische Gemälde und melancholische Krumau-Bilder. Im Dezember wird Schiele von der Berliner Sezession zu einer Ausstellungsbeteiligung eingeladen. Anfang Mai wird er als Schreiber in das Lager für kriegsgefangene Offiziere ins niederösterreichische Mühling bei Wieselburg versetzt. Mit gefangenen Russen spricht Schiele über die gemeinsame Friedenssehnsucht und ein vereinigtes Europa. Er bekommt im Lager ein Atelier. Seine Frau besucht ihn öfter. Doch von der Wiener Kunstszene abgeschnitten nimmt seine künstlerische Produktion in dieser Zeit stark ab.
Edith Harms: Eine gute Partie
Anfang 1914 lernt Schiele die vis-à-vis von ihm wohnenden Schwestern Edith (1893–1918) und Adele Harms (1890–1968) kennen. Egon heiratet Edith im Folgejahr, kurz bevor er zum Kriegsdienst einberufen wird. Sie besteht vor der Heirat mit Schiele auf eine endgültige Trennung von Wally, die er vornimmt. Schiele fertigte sowohl Gemälde als auch Zeichnungen seines Schwiegervaters und der beiden Schwestern an. Edith stand ihm Modell und duldete zunächst keine anderen Modelle. Doch das ändert sich 1918, als Edith schwanger wird und Schiele vermehrt mit anderen Modellen arbeitet, die seinem schlanken Figurenideal entsprechen. Schiele schafft weiterhin erotische Zeichnungen. Aus Briefen von Edith an Egon lässt sich ein liebevoller Ton ausmachen, doch Briefe oder Postkarten von Schiele an Edith sind rar. Die Werke, in denen Schiele Liebespaare darstellt, die seine und Ediths Züge tragen, illustrieren weniger sein emotionales Verständnis dieser Beziehung als die Einsicht, dass der Mensch im Grunde allein ist: auch in einer offensichtlichen guten und engen Partnerschaft.
Egon Schiele und die Fotografie
Schiele entdeckt 1914 die Möglichkeiten künstlerischer Fotografie und beginnt in Zusammenarbeit mit Anton Josef Trčka mit fotografischen Selbstbildnissen zu experimentieren. Trčkas Aufnahmen von Schiele gehören zu seinen bekanntesten Fotografien. Die Autorschaft der Fotografien – der sich inszenierende Schiele oder der hinter der Kamera stehende Trčka – lässt sich nicht sinnvoll nach nur einer Seite beantworten. Für die ästhetische Wirkung sind der knappe Bildausschnitt und die flächenfüllende Komposition mit der nahe an den Bildrand herangerückten Figur entscheidend. Die innerbildliche Rahmung, die orthogonale Gliederung des Hintergrunds und die Retuschen sind Trčkas ureigenste Lösung. Der gestalterische Anteil Schieles – das theatralische Sich-In-Szene- Setzen und die betonte Körpersprache und Mimik – ist jedoch der Arbeit des Fotografen für die künstlerische Wirkung des Bildes ebenbürtig. Die Fotografien sind in ihrer Eigenart nur als partnerschaftlich gleichberechtigte Arbeit zu verstehen: Sie sind Bildnisfotografien Trčkas und Selbstporträts von Egon Schiele zugleich.
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22.02.2017 - 18.06.2017
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