Fondation Beyeler
Die Sammlung Beyeler zeigt "Kandinsky, Marc & Der Blaue Reiter"
-
Ausstellung04.09.2016 - 22.01.2017
Seit 1910 lebten Franz Marc und Maria Franck zusammen im 15 Kilometer von Murnau entfernten Sindelsdorf. Die Begegnung zwischen Kandinsky und Marc Anfang 1911 brachte den entscheidenden Impuls für die Publikation des Almanachs Der Blaue Reiter, den Marc und Kandinsky gemeinsam herausgaben. Obwohl beide Künstler das Streben nach kultureller Erneuerung einte, waren sie doch sehr unterschiedlich in ihren künstlerischen Ausdrucksformen. Das wird vor allem deutlich, wenn man die beiden Bilder betrachtet, die als Zeichen ihrer Freundschaft von Marc und Kandinsky getauscht wurden und die, zum ersten Mal überhaupt, in unserer Ausstellung zusammen gezeigt werden sollen. In dem von Marc an Kandinsky geschenkten Bild Der Traum, 1912, aus der Sammlung des Museum Thyssen-Bornemisza zeigt sich anhand der geschlossenen, aus einer Vielfalt von Formen bestehende Farbwelt mit den charakteristischen blauen Pferden das Interesse des Künstler an der Darstellung einer seelenvollen Natur. In Kandinskys Geschenk an Marc, die Improvisation 12, 1910, mit dem bezeichnenden Zusatztitel Der Reiter (Bayerische Staatsgemäldesammlung, München), manifestiert sich geradezu sein Bestreben, der Dynamik des Geistes durch leuchtende Farben und die Auflösung der Gegenständlichkeit ein Bild zu geben.
Es ging Marc nicht um die Abbildung eines Tieres, sondern um die Darstellung von dessen Wesen als Ausdruck einer archaischen und unverfälschten Natur. Die Feier der Tierseele in seinen Gemälden ist vor dem Hintergrund der beginnenden Naturschutzbewegung vor dem Ersten Weltkrieg zu sehen; sie scheint die Gegenwelt zu technischem Fortschritt zu repräsentieren und damit dem besonders in der deutschen Gesellschaft immer vorhandenen Hang zur Fortschrittskritik zu entsprechen. In der Ausstellung ist eine Auswahl seiner wichtigsten Tierbilder zu sehen, vor allem das nur sehr selten gezeigte Gemälde Die grossen blauen Pferde, 1911 (Walker Art Center, Minneapolis), ist ein Höhepunkt.
Mehr noch als bei Marc, der vor hundert Jahren, am 4. März 1916, den Tod auf dem Schlachtfeld bei Verdun fand, hat man bei dem schon am Anfang des 1. Weltkrieges gefallenen August Macke das Gefühl des Unvollendeten, wenn man sein Oeuvre betrachtet. Seine Werke sind der Versuch, abstrakte Farbkomposition mit Figuration in Verbindung zu bringen. Im Unterschied zu den anderen Künstlern um den Blauen Reiter schildert er Szenen des modernen Lebens, die durch kubistische Farbstrukturen mehransichtig erscheinen. Ein Saal in der Ausstellung ist hauptsächlich seine Bildern gewidmet, darunter lange nicht mehr ausgestellte Werke, die das Potential dieses Künstlers zeigen, der zudem im Almanach Der Blaue Reiter mit dem Text „Masken“ einen der besten Beiträge dort verfasst hat. Werke von Robert Delaunay, Heinrich Campendonk, dem Komponisten und Maler Arnold Schönberg und David Burljuk runden die Auswahl der Künstler ab.
Ein zentraler Raum wird dem Almanach Der Blaue Reiter gewidmet sein, der mit dem Ziel, eine neue Weltsicht zu schaffen, durch zahlreiche Abbildungen die Synergien von musikalischen und bildenden Künsten veranschaulicht und somit eine Art Gesamtkunstwerk ist. In einer besonderen Installation werden ausgewählte Bildkombinationen dargestellt werden, indem die Reproduktionen im Almanach mit den Originalen konfrontiert werden. Zeitlich begrenzt wird die Schau durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, der das Ende der Zusammenarbeit der Gruppe markierte. Vor allem im Werk von Franz Marc deutet sich die kommende Katastrophe an. Marcs relativ grossformatiges Gemälde Die Wölfe (Balkankrieg), 1913 (Buffalo, Albright-Knox-Gallery), in dem auf die politische Situation im Balkan angespielt wird, deren Eskalation zum 1.Weltkrieg führte, zeigt Wölfe, die sich geduckt schlafenden Tieren nähern, während Blumen unter ihnen zu verwelken scheinen: Eine apokalyptische Landschaft.
Der Besucher hat die Chance den Blauen Reiter neu zu entdecken, denn viele der gezeigten Werke waren schon lange nicht mehr öffentlich zu sehen:
• Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal überhaupt gemeinsam die Geschenke, die beide Künstler austauschten: Kandinskys Improvisation 12, 1910 (seit 1958 nicht mehr ausserhalb Münchens zu sehen), und Marcs Der Traum, 1912.
• Marcs herausragendes Werk Die grossen blauen Pferde, 1911, kommen das erste Mal seit dem Jahr 2000 aus Minneapolis nach Europa.
• Mit Marcs Der Wasserfall, 1912, ist ferner ein wichtiges, programmatisches Werk zu sehen, das zuletzt 1949 öffentlich ausgestellt wurde.
• Kandinskys Werk Murnau – Obermarkt mit Gebirge, 1908, wurde zum letzten Mal 1972 in einer kommerziellen Galerie in Paris gezeigt; das Werk Dünaberg, 1909, zum letzten Mal öffentlich 1957 in Kopenhagen.
• Mackes Waldspaziergang, 1913, ist erstmals seit 1973 wieder zu sehen.
• Mit Komposition VII, 1913, aus der Tretjakov-Galerie wird wohl die grösste je von Kandinsky gemalte Komposition bei uns gezeigt (200 x 300 cm). • Zudem zeigt die Ausstellung eine Auswahl an Werken, die im Blauen Reiter Almanach kombiniert wurden, in einem speziellen, dem Almanach gewidmeten Raum.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der das Thema in verschiedenen wissenschaftlichen Beiträgen behandelt. Dort sind alle Werke abgebildet.
Die Ausstellung „Kandinsky, Marc & Der Blaue Reiter“ wurde ermöglicht durch die Unterstützung von: Beyeler-Stiftung Hansjörg Wyss, Wyss-Foundation L. + Th. La Roche-Stiftung Novartis Walter Haefner Stiftung
-
08.06.2014München, 7. Juni 2014, (kk) – Die Nachfrage nach guter Kunst ist enorm. Sie sorgte für das...
-
Ernst Beyeler sammelte während seiner 50-jährigen Galerietätigkeit stets Kunst. In den 1980er...
-
04.09.2016 - 22.01.2017
Nachfolgend finden Sie eine Auflistung der letzten Möglichkeiten, an denen Sie Coucou Bazar noch live in der Fondation Beyeler erleben können:
Mittwoch, 27. April 2016, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr
Samstag, 30. April 2016, 14.00 Uhr
Sonntag, 1. Mai 2016, 14.00 und 16.00 Uhr
Mittwoch, 4. April 2016, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr
Samstag, 7. Mai 2016, 14.00 Uhr
Sonntag, 8. Mai 2016, 14.00 und 16.00 Uhr